Was an Harmony Glen’s „Sing Me A Song“ zuallererst auffällt, ist das üppig gestaltete Hardcover Booklet, in dem sich hinter 22 mit Texten und Bildern gefüllten Seiten tatsächlich auch eine CD verbirgt. Als Aufmacher dient eine recht umfangreiche Selbstdarstellung, die – in Schriftgröße eines handelsüblichen Beipackzettels – Bandgeschichte und Anekdoten miteinander verknüpft. Zudem erfährt der geneigte Hörer bzw. Leser, dass „Sing Me A Song“ in Kollaboration mit allerlei wertgeschätzten Musikerkollegen entstanden ist. Diese werden auf den nächsten beiden Seiten in erklecklicher Zahl vorgestellt. Manchmal unter Hinweis auf ihren Beitrag zum Album, manchmal irritierenderweise auch nicht. Ebenso gibt es Diskrepanzen in der Nummerierung der Titel und ähnliche Ungereimtheiten. Der Informationsgehalt des Ganzen muss sich fraglos dem allgegenwärtigen Schalk im Nacken und dem assoziativen Schwelgen in Erinnerungen unterordnen. Das wirkt etwas chaotisch, einen Mangel an Humor und Kreativität kann man den Niederländern indes gewiss nicht vorwerfen.
Wer nun aber erwartet, dass sich dieser anarchische Gestaltungsdrang auf dem Tonträger in Form ungezügelter Originalität fortsetzt, wird beim Hören enttäuscht sein. Oder erleichtert. Je nach Perspektive. Musikalisch hält „Sing Me A Song“ keine großen Überraschungen parat. Die Tracks sind teils Eigen-, teils Fremdkompositionen oder Traditionals, in manchen Fällen mit neuen Texten versehen. Die Basis bildet Celtic Folk (Rock) der herkömmlichen Art, hinein mischen sich mehr oder weniger deutliche Einflüsse aus Country & Western, Sea Shanties und World Music. Interessant wird es dann, wenn der Gesang auf die gängigen Folk-Stilistiken verzichtet und stattdessen eine bluesige Schippe Dreck atmet. Und obgleich die Vocals gelegentlich mit der Intonation zu kämpfen scheinen, so wie das Banjo mit dem Timing, macht handwerklich alles einen soliden Eindruck. Letztlich bleibt aber festzuhalten, dass es dem Sextett im Studio weniger gut gelingt seine Besonderheiten auszuleben als auf der Bühne. Anders ausgedrückt: Harmony Glen gedeiht nicht hinter Glas, sondern braucht frische Luft und Freiheit.
Tracklist:
- Intro
- Sing Me A Song
- GBP 50 Cashback Please
- Children Of Jack
- Good Morning To Your Nightcap
- The Rambling Rover
- You And Me And The Devil Makes Three
- Interlude
- The Darkest Sound
- The Longer The Waiting (The Sweeter The Kiss)
- Andy Renwick’s Ferret
- Hieland Laddy
- Jock Stewart
- Johnny Flintstone
- A Poem
- Happy Song
- Ride Along Sally
- The Doctor’s Inn
- Dutch Courage
- Mingulay Boat Song
Website: www.harmonyglen.com
Wer sich selbst einen Eindruck von „Sing Me A Song“ verschaffen möchte, der beantworte bis zum 07.10.2020 die folgende Frage (per E-Mail an frank@folknews.de): In welcher deutschen Stadt wurde ein Live-Album von Harmony Glen aufgenommen? Für die korrekte Antwort verlosen wir ein Exemplar der oben vorgestellten CD.