Von unserer Gastautorin Almut Kückelhaus.
So „namenlos“, wie der gälische Ausdruck „Gan Aim“ nahelegt, ist das akustische Trio schon längst nicht mehr. Mit starker Live-Präsenz sowie den beiden vorangegangenen Studioalben haben Ganaim sich seit 2014 mit ihrem keltischen Folk einen guten Namen gemacht. Das aktuelle Album ist trotzdem etwas Besonderes.
Erstmals sind selbst geschriebene Stücke zu hören, die neben der Affinität zu Folk und Pop auch die enge Verbindung der beiden Gründer Pinto von Frohsinn und Saskia Maria zur Mittelalter-Szene durchscheinen lassen. Natürlich braucht die Hörerschaft nicht auf Traditionals zu verzichten. Oft sind zusätzliche Tunes in die Lieder eingebaut, was die Tanzbarkeit erhöht.
Mit dem 3. Album scheinen Ganaim endgültig ihren Weg gefunden zu haben. „Dedicated“ ist ein guter Titel, denn hier steckt einige Hingabe drin. Die Produktion ist mit viel Augenmerk für das Detail gestaltet. So kommen die Stärken der Band bestens zum Ausdruck. Vokal und instrumental sind Ganaim gleichermaßen gut aufgestellt, was man eher selten antrifft. Die Drei ergänzen sich bestens und alle sind hörbar mit Herzblut dabei. Pinto ist ein starker Leadsänger, der die unterschiedlichen Stimmungen überzeugend verkörpert. Er zeigt auch, dass er an der Bodhran eine Menge drauf hat (Mary Mac). Saskia gibt ihrer Geige einen vollen, warmen Ton und entwickelt wunderschöne Melodielinien, wobei sich ihre klassische Ausbildung nicht verleugnen lässt. Bei Step it out Mary steht ihre angenehme Singstimme mit sparsamer Begleitung im Mittelpunkt. Zorny Bode mit seinem Groove und cleveren Akkorden ist nicht umsonst einer der gefragtesten Gitarristen der keltischen Szene.
Hinzu kommen an den richtigen Stellen eingesetzte musikalische Gäste. Von ihnen ist zunächst Linda Laukamp mit ihrem Cello zu nennen, die auf gleich vier von den elf Tracks für mehr Klangfülle in den unteren Oktaven sorgt. Ein Highlight ist für mich das Tuneset Three Flavours, wo sich die Fiddle mit der Blockflöte von Birgit Muggentaler-Schmack (Schandmaul) „duelliert“. Die Stücke sind durchdacht, abwechslungsreich und effektvoll arrangiert. Jeder Titel hält die Spannung. Das Ganze strahlt viel gute Laune und Spielfreude aus. In dieser Top-Form könnten Ganaim mehrfach eine Scharnier-Funktion erfüllen: Mit „Dedicated“ müsste jeder Rockfan zu überzeugen sein, dass Musik auch ohne E-Gitarren fetzen kann. Für die mehr Konzert- als Partyorientierten beweist die Band, dass eingängig nicht gleich „hohl“ sein muss.
Ich kann dem nur voll und ganz zustimmen!