Für seine dritte Veröffentlichung hat sich der Bielefelder Songwriter, Moe, vorübergehend in seinem Proberaum eingeschlossen und dieses Mal ohne seine Moe-Band an Aufnahmen gewerkelt. „Melancholy’s Lovely“ lautet der Titel der aktuellen EP, die der Künstler in Eigenregie produziert hat. Fünf schwelgerisch, verspielte Stücke sind darauf zu finden, denen die Unmittelbarkeit der Proberaumaufnahmen im positivsten Sinne anzuhören sind.
„Castles“ ist der Name des Openers, der die Richtung auf „Melancholy’s Lovely“ vorgibt. Gitarre und Stimme prägen das Klangbild, hier und dort schleicht sich ein Banjo ins Arrangement. „It’s just two lives colliding“ lautet eine Zeile im Refrain. Die Liebe und alle ihr nahestehenden emotionalen und gedanklichen Unwegbarkeiten scheinen dieser EP einen thematischen Rahmen zu geben. Hier sind es die Luftschlößer, die man sich immer wieder verzweifelt versucht zu bauen, wenn es darum geht, seine Gefühle für jemanden zu ergründen.
Auf „Like a Child“ derweil thematisiert Moe seine Angst vor dem Tod als eine Grundangst, die alle weiteren Emotionen und Projektionen in und auf seine Umgebung prägt. Wohlwissend, dass Angst das Beurteilungsvermögen trübt und der Liebe entgegensteht, verpackt er ein vermeintlich schweres Thema in einem unschuldig, beschwingten Stück Musik und deutet an, dass hinter all den süßen Melodien ein gewisses Maß an Selbstironie nicht fehlen darf.
„Catch 22“ bildet das Herzstück des Albums und steht zudem mit der Zeile „Melancholy’s lovely that’s why I stay in touch“ namensgebend für die EP. Der Song beschreibt die Paradoxie, sich wider besseren Wissens, immer wieder auf jemanden einzulassen, enttäuscht zu werden, sich jedoch an der Melancholie berauschen zu können. Berauscht ist auch der Hörer, lässt Moe uns doch an derart liebevoll arrangierten Stücken teilhaben.
So auch in „Louise’s Road“, in welcher der verträumte 26 Jährige ein Zuhause gefunden zu haben scheint, ein heimeliges Gefühl, nach welchem er lange vergeblich gesucht hat.
Schließlich bildet „Sickness and Curse“ das letzte Stück der EP. Irgendwie scheinen beide, Krankheit und Fluch, immer gemeinsam aufzutreten, singt Moe und präsentiert sich rast- und ruhelos. Es wirkt, als wolle er sich für sein zeitweiliges Verlorensein entschuldigen. Es klingt auch nach dem Ende einer Bindung. Erneut vermag es der Künstler, die Schwere des Textes durch ein sanft melancholisches Arrangement abzufedern bevor er die Fensterchen zu seiner Welt bis zu neuem Material leise zu verschließt.
Dieses kündigt sich bereits an. Für 2021 laufen bereits die Planungen für ein Bandalbum, welches erstmals über Prosodia veröffentlicht wird.
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Titelliste:
- Castles
- Like a Child
- Catch 22
- Louise’s Road
- Sickness and Curse