Zwei hochgelobte Vorgänger hat „Chasing Suns“ vor sich. In den Charts ihrer Heimat, der Schweiz, erreichte die zweite EP, „Take the Shot“, den neunten Platz. Dabei dominieren die einander kontrastierenden Gesänge des sich im Stand der Ehe befindlichen Frontpaares Roger und Lajescha O’Dubler vortrefflich.
Queens and Soldiers eröffnet die 38 Minuten auf Folk, Pop und Elementen des Rock. Hier – wie auch auf den folgenden Titeln – ist das führende Melodieinstrument (Violine oder Flöte) grundsätzlich mit überproportional viel Hall versehen. Das gestaltet den Gesamteindruck wuchtiger. Dabei täte etwas weniger Behallung den virtuosen Solisten und ihren Leistungen keinen Abbruch. Gleiches gilt für die Gesänge. Gleichwohl: Die Eigenkompositionen bohren sich in die Hirnrinde und verlassen selbige nicht. Font-Frau Lajescha bedient sich gern dem Spektrum lautmalerischer Vokalismen, was die spontane Mitsingbarkeit noch verstärkt. Dass sich der Opener mit einem Fade-Out rausschleicht, ist zwar etwas unkreativ bis feige, mindert jedoch den famosen Höreindruck nicht.
Zudem wirken E-Bass, E-Gitarre, Schlagzeug und Keys illustren Reigen des Begleitens mit. Bei Autumn kommt dann auch Roger O’Dubler zu Stimme. Wie schon beim Vorgängertitel drückt der Bass in Vierteln den Refrain und die Zwischenteile nach vorn, indes in den aspiriert-emotional vorgetragenen Passagen alles arg zurückgeschraubt wird. Die Snare ist für Freunde definierter Klänge bisweilen etwas schlabberig gemischt. Insgesamt kreieren Pigeons on the Gate dennoch ein gänzlich plausible Gesamtmischung.
Der dritte Titel, Breathe, wird „nomen est omen“ gerecht, ruft synthetische Streicher auf den Plan und schafft Breite sowie Corrs’sches Wohlfühl-Kuschel-Ambiente. Auch die weibliche Stimme unterwirft sich dem partiellen Hintergrund-Lalala – wenig Druck, wenig Pathos. Eine Portion unauffälliges Wohlfühlen, bitte. Zack: Schmeckt gut.
„Chasing Suns“ ist ein rundum rundes Album. Ein bisschen zu rund vielleicht. Aber was soll das eigentlich sein – dieses „zu rund“? Ein bisschen weniger Pop-Struktur und das Bekenntnis zu den eigenen Fertigkeiten hätten das Album nicht schlechter gemacht. Will sagen: Warum synthetische Streicher? Warum der übermäßige Hall, wo doch Profis am musikalischen Werk sind. Und so wirkt das Album wie eine aalglatte Lord-of-the-Dance-Show nach: Nicht kritisierbar, aber doch auch ein wenig dünnbrustig. Wohl bekommt’s!
Titelliste
- Queens and Soldiers
- Autumn
- Breathe
- Columban’s Legacy
- Chasing Sun
- Road to Corofin I
- Road to Corofin II
- Leila’s Birthday
- Jonny
- Maggie Maguire
- Two Kingdoms