Joshua Burnside nimmt uns mit auf eine Irrfahrt durch die Unterwelt.
Mit Into The Depths Of Hell legt der Nordire ein Album vor, welches einer Klangcollage des derzeitigen Weltgeistes gleicht. Vielfältig und turbulent, bedient er sich einer Palette an Einflüssen, die sich von Electronica, über Americana, bis hin zu Indierock gestalten. Im Herzen trägt das Album jedoch eine düstere Folkattitüde irischen Charmes, in welcher sich Burnside als großartiger Erzähler fesselnder Geschichten entfaltet.
Kompositorisch fühlt man sich hier und dort an Bon Iver erinnert, hätte er gemeinsame Sache mit Elliot Smith oder Nick Drake machen dürfen. Die einzelnen Stücke gleichen Fragmenten, als erhasche man immer wieder unvorhergesehen Einblicke in verschiedene Lebenswirklichkeiten. Der wiederholte Einsatz von Hintergrundgeräuschen verstärkt einen filmischen Eindruck, welchen die Platte ohnehin mit sich bringt. Atmosphäre wird geschaffen, um sie im nächsten Augenblick zu brechen.
„I Saw The Night“ eröffnet ächzend, industriell, entwickelt sich zu einem düsteren Mantra und ergibt sich schließlich in trügerische Verspieltheit. Diese diffus ineinanderfließenden Stimmungen bilden ein zentrales Motiv des gesamten Albums.
Doch bevor der apokalyptische Sprung in die namensgebenden Tiefen der Hölle geschieht, besinnt sich Burnside seiner selbst. Mit steigender Höhe, steigt auch die Gefahr. Doch was, wenn die Seele plötzlich gen Himmel strebt, statt in die Klauen des Teufels? Die Zeiten mögen finster sein, doch getrieben von Neugier und Hoffnung, hören wir auch im Chaos nicht auf zu sein was wir sind.
Burnside liefert kleine Sinfonien menschengemachter Tragödien, mal kollektiver, mal individueller Natur. Wenn sich Bedrohung merklich in die Vorstadtidylle unseres Bewusstseins schleicht, bleiben wir besser nicht nüchtern. Denn Whiskey ohne Eis dämpft die Angst, wenn die Wahrnehmung verzerrt, wenn Traum und Realität miteinander verschmelzen wie in einem David Lynch Film.
Into The Depth Of Hell ist ein Album cineastisch, apokalyptischen Charakters, ein Balanceakt aus Herausforderung und sich Hingeben. Ein zutiefst lyrischer Aufschrei am Rande der Angst im Jahr 2020. Ein Hochgenuss!
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Titelliste:
- I Saw The Night
- Under The Concrete
- And You Evade Him/Born In The Blood
- Whiskey Whiskey
- Driving Alone In The City At Night
- Noa Mercier
- Will You Go Or Must I
- War On Everything
- Napoleans Nose
- Nothing For Ye