Anfang August pilgern Kenner des Irish Folk im Sauerland zur Höhle in Balve. Dort findet ein besonderes Festival irischer Musik statt. Zum einen da der Ort in einer Höhle schon außergewöhnlich ist. Aber auch die Bands, die dort spielen sind eine besondere Zusammenstellung. Einige der dort spielenden Bands haben in Balve ihren ersten Auftritt auf deutschem Boden. In der Vergangenheit waren das die Kilkennys oder aber auch die High Kings. Dafür verantwortlich ist Seán Reeves als musikalischer Leiter und Confrencier des abends, der die Gruppen präsentiert und das Publikum immer wieder zum lautstarken „we want more“ animiert. Und so ist man auch schon beim dritten Aspekt, der dieses Festival auszeichnet. Ein interessiertes und dankbares Publikum, das irische Musik lebt und dann auch sehr gern und gut hörbar mitsingt.
Am Donnerstag startet das Duo „Stout“ das Programm. Allerdings wurden sie zunächst durch einen Bodhran-Spieler unterstützt und später noch durch einen Flötisten. Sie boten Klassiker des Folk in eigenem Gewand und durch abwechselnden Gesang beider Sänger gefärbt. Die zweite Band des Abends kam aus den Niederlanden. Tobermore spielten dann einen Mix aus stimmungsvollen Tunes getragen von den Uillean Pipes des irischen Pipers oder des Akkordeons. Die Songs der Holländer sind nicht nur in Irland beheimatet sondern bieten auch einige Stücke american folk.
Den Freitag eröffnete der Festspielchor des Vereins, der irische Lieder sang. Mal mit Solisten oder aber als Chorsatz. Unterstützt wurden sie dann auch durch die sonore Stimme Seán Reeves. Es folgte dann das reine Frauentrio Briste aus Irland. Schwungvoll vorgetragene Tunes und Songs und eine herausragende Emma Robinson an den Flöten. Selbst bezeichnen sie ihre Musik als „An exciting mix of Country, Folk and Irish Traditional Musik“. Den Damen folgte eine Gruppe Brüder aus einem Land, das einem nicht als erstes einfallen würde, wenn man an Irish Folk denkt. Almost Irish sind die vier Brüder Nielsen aus Dänemark. Nach eigener Auskunft haben sie die Musik der Grünen Insel sonntags beim Platten hören ihres Vaters kennen und lieben gelernt. Und diese innere Verbindung und Zuneigung spürt man an der Energie und Leidenschaft, die sie in ihr Spiel und ihren Gesang gelegt haben. Mit dabei waren hier auch einige nicht ganz so bekannte Stücke, die es wert sind gehört zu werden. Mit ihrem ersten Auftritt in Deutschland begeisterten sie gleich die Zuhörenden. Der Abend fand dann mit der jungen Formation Tumbling Paddies aus Irland seinen tanzenden Höhepunkt. Diese recht junge Truppe begleitet Na Fianna auf Tour und ließ dem Publikum in der Höhle keine wirkliche Pause. Dazu trug natürlich das Schlagzeug bei, aber auch der Rest der Musiker verstand es auf seinen Instrumenten zu überzeugen. Bevor das Publikum dann in die Nacht entlassen wurde gab es noch eine Session mit allen Musikern des abends, die gemeinsam ein paar Stücke spielten, wobei die Bühne fast zu klein wurde. Dieser Abschluss ist immer etwas ganz spezielles was im Moment entsteht, weil nicht vorher einstudiert oder geprobt.
Doch noch nicht genug, denn es folgte ja noch der Samstag als Abschluss und Höhepunkt des Festival. An diesem Tag gibt es dann noch im hinteren Bereich eine kleine Bühne, wo Velvet in den Umbaupausen der großen Bühne aufspielte. Auch eine Piping Band (House of Fox) spielt am späten Nachmittag vor der Bühne. Bei der Ankunft hörte man schon den Soundcheck der Kilkenny Knights und konnte erahnen, dass es durchaus etwas rockiger beginnen würde. Die aus Coburg stammende Irish Folk Rock Gruppe kennt man sicher u.a. durch das Shamrock Castle Festival von Fiddler’s Green. Der Einstieg war also weniger traditionell aber voller Energie. Besonders die Flötistin Bine, die wie ein Derwisch über und vor der Bühne agierte und sich immer wieder in neuen Kostümen präsentierte sorgte dafür. Weiter ging es im Programm mit der Band Rake the Ashes, die durch Seán Reeves als die kommenden „Dubliners“ angekündigt wurden. Sie bezeichnen sich selbst als „Ballad group“. Entstanden in Dublin aus einer Session spielen sie auch jetzt noch jeden Sonntag im gleichen Pub ihrer Stadt. Anlässlich eines Wettbewerbs zur 100jährigen Erinnerung an den irischen Aufstand von 1916 wurde diese Gruppe ausgewählt bei den Feierlichkeiten zu spielen. Und wahrlich es lohnt sich, sie sich anzuhören. Leider findet man noch nicht viel von der Band im Netz. Der eine der beiden Sänger beeindruckt aber mit seiner Stimme und der Kraft, die er in die Songs hineinlegt, so dass man gebannt zuhören muss. Diese Band muss man wirklich im Auge behalten. Larry Mathews und seine Blackstone Band verschafften uns dann noch ein bisschen Erholung mit eigenen Songs, die melancholisch bis beschwingt daher kamen. Gefordert wurden aber die Stimmen des Publikums, die sich nicht zweimal bitten ließen mit Larry gemeinsam zu singen. Es folgte dann eine echte Premiere. Vier Musiker, die bereits in anderen Formationen unterwegs waren und zum Teil mit Preisen auf ihrem Instrument dekoriert sind kamen das erste mal als Band für einen Auftritt in die Höhle. Man kennt sich von Sessions im berühmten Kneipenviertel der irischen Hauptstadt Dublin, wo sie sieben Tage die Woche alle in verschiedenen Pubs spielen. Angetrieben von Alan Doherty an den Whistles, der dem Publikum keine Pause gönnte, wurde ein rasender Tune nach dem anderen zelebriert. Ob auf der Fiddle, Querflöte oder Bodhrán zeigten die Musiker ihr Können und begeisterten die vielen Fans. Sie spielten so schwungvoll, dass eine Tänzerin aus dem Publikum spontan auf die Bühne geholt wurde während alle vor der Bühne klatschten. Ein ganz besonderes Konzert gab den Abschluss des Festival, aber auch der Samstag endete mit einer Session aller Künstler, die den Höhepunkt des Abends bildete. Das machte schon wieder Lust auf das kommende Jahr. Hier gibt es die Möglichkeit auf der Facebookseite des musikalischen Veranstalters Clon Makre Noise Bands vorzuschlagen, die man in 2019 gerne wieder sehen möchte.
Hier geht es zu einigen Fotos vom Balve Festival.