Anlässlich ihres neuen Albums ,,Synapsensilvester“ haben wir mit Peter Wolter, Schnaps im Silbersee, über das neuste Werk, gesammelte Erfahrungen und besondere Momente gesprochen.
Folknews: Ihr steht jetzt seit einigen Jahren auf der Bühne und euch gibt es als Trio oder auch Quintett. Wo hat eure Reise angefangen?
Peter: Für mich auf einem LARP beim freudigen Rennen in einen Heuballen, nachdem ich eine Geigerin kennengelernt habe, mit der es durch ein Maisfeld auf die Straßen ging. Unsere erste Tour war per Anhalter.
Seit April ist euer neustes Werk ,,Synapsensilvester‘‘ zu hören und zu haben. Was bedeutet euer neuster Silberling für euch?
Es ist das, dem ich gerade alles gewidmet habe. So alles. Und jetzt ist’s fertig und es geht weiter. Man fängt erst nach einer Weile an, das was man aufgenommen hat, einfach nur zu hören. Und dann kann ich’s zur Zeit meistens kaum glauben. Melvin hat da einen guten Albumtitel gefunden.
,,Synapsensilvester‘‘ ist im Gegensatz zu eurem letzten Album ein wahrer Genre-Gemüsegarten. Es gibt kaum einen Musikstil, der nicht auf eurem neuen Werk zu hören ist. Wo kommen all diese Einflüsse her?
Ich selbst hab abgesehen von temporären Teenie-Tendenzen irgendwie nie drauf geachtet, ob was ein gutes Genre ist oder nicht. Für mich war es bis heute immer nur gute Musik, die ich gerade höre oder nicht. Grandiose Leute turnen mich an, egal wie sie ihre Gerüste konstruieren. Du hast übrigens soeben einen neuen Einfluss: los hör Schnaps im Silbersee, beispielsweise denk ich gerade an Lied 2.
Als Wortakrobaten besingt ihr viele Themen, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Gibt es bei euch Tabus oder Themen, an die ihr euch nicht traut?
Ich würde darauf wetten, dass dem nicht so ist. Wiewohl es Themen gibt, die schwierig sind. Ich denke schon seit ner Weile über Kopftücher nach. Versuch mal hier die richtigen Worte zu finden, die nicht ein falsches Bild von dir selbst und wie du es meinst triggern. Ich weiß eine Sache genau, nämlich wie gleich alle Menschen von egal woher im Grunde sind. Und auch welch völlig normaler Prozess Religion in einer Masse von Menschen ist. Was würde ich zu den recht wörtlich auf die Strasse tönenden „frauen-an-den-herd-weil-gott“-Sprüchen aus der Ersatzmoschee bei meinem Bäcker sagen – so dass jeder kapiert, dass ich nicht das Fremde fürchte, sondern das Vertraute? Welche Worte führen die Neuronen in den Köpfen zusammen?
Gibt es Auftritte oder kleine Momente die euch in eurer Musikgeschichte besonders in Erinnerung geblieben sind?
Wir BESTEHEN aus diesen Momenten! – Ende letztes Jahres standen 3 wunderschöne nackte Frauen in meinem Zimmer und haben eine halbe Stunde lang „Männer!“ in die Mikros geschrien. Die jungs waren auch super. – Beim Videodreh neulich haben mich die beiden Kollegas ziemlich beeindruckt, wie selbstverständlich sie lebensgefährliche Stunts gemacht haben, als wir auf einer Stahlgitter-Kugel saßen, die von einem Kran rotiert wurde. – Ein Mann springt auf und rennt raus während wir „Woran ich mich erinner“ spielen. Ich denke noch „Alta, in DEM Moment musst du telefonieren gehn?“ später steht er weinend vor mir und sagt, dass er gerade zum ersten Mal seit 18 Jahren mit seinem Vater telefoniert hat. Oh krass, dont get me started! mir fallen seitenweise Geschichten ein. muss Schluss machen, wird zu teuer.
Viele kleine Einlagen eurer Musik zeichnen euch als Quatschmacher und charmante Komödianten aus. Könnt ihr euch als diese identifizieren?
Melvin und Judith kann ich auf jeden Fall so identifizieren! Besonders Judith.
Der Titel Windgänsehaut sticht sehr aus den 13 Tracks hervor und erinnert stark an den Stil des letzten Albums. Ist er für euch etwas Besonderes?
OH! Ich bin überrascht. Rausstechend ist für mich jedes einzelne auf der CD. Aber stimmt schon auf einige weisen. Bei dem Lied war es echt schwierig WIE wir das machen. Man hätte theoretisch großartige ganz andere Versionen mit Harfe, Klavier, Techno, Querflöte oder ’nem Orchester machen können. Will ich eigentlich immer noch. Insgesamt sind auf dem Album neben uns ca. 35 Kollegen und Freunde die Mitgrölen, wie auch 2 Instrumentalgastauftritte an Klavier und Maultrommel zu hören. Bei Wildgänsehaut haben wir gedacht: das soll jetzt einfach klingen wie wir, wenn jeder genau sein Instrument spielt. (bis auf das sneaky extra Cello ganz am Ende, für das Judith extra nach Frankreich gefahren ist um es aus einer Troll-Höhle frei zu kämpfen. Das Cello ist in dem Lied, weil es cool ist und um den Bassbereich auszufüllen, also eher psycho Wahrnehmung als bewusst.) Der Rest der Lieder bis auf die zwei spontanen „live“-takes „Muse“ und das äußerst persönliche „3.2“ spielen Synapsensilvester in ihren Arrangements. Ein bisschen mehr wie das letzte Album klingt Wildgänsehaut vielleicht, weil der verehrte der Jerg da noch mehr von diesen geilen Gitarrenpickingballaden beigesteuert hat.