Am 21. & 22.09.2018 spielen Nobody Knows im Theater der Altmark. Besonders macht diese Spieltage nicht nur das Programm der Altmärkischen Kultband, sondern auch die weitgreifende Zusammenarbeit mit dem Sinn-Phonie-Orchester der Kunst- und Musikschule Stendal und dem Theaterchor der Altmark. Gemeinsam werden Musikstücke der letzten zehn Jahre in neuer Fassung auf die Bühne gebracht und als Live-CD und DVD festgehalten. Wir haben Frontmann Max Heckel eine Reihe Fragen rund um die Produktion gestellt und sehr interessante Antworten bekommen.
Folknews: Wie kam es zu der Idee, ein solches Projekt anzugehen?
Max: Die Idee in der momentanen Fassung ist über einen längeren Zeitraum gewachsen. Ursprünglich haben wir „nur“ ein Projekt mit dem Orchester geplant. Dafür wiederum waren Noten für alle Beteiligten vonnöten. Da ich aber nicht in der Lage, derartig detaillierte Arrangements und Kompositionen zu schreiben, habe ich Dietrich – mit dem ich Nobody Knows 2001 gegründet habe – gefragt, ob er das nicht mache könne. Der Umfang seiner Bearbeitungen war dann derart „wuchtig“, dass ich der Auffassung war, wir könnten derart viel Arbeit nicht einfach nach einem oder zwei Konzerten ad acta legen. So kam dann die Idee mit der Live-DVD und -CD. Und weil wir vor über zehn Jahren schon einmal mit einem Chor zusammengearbeitet haben, dachte ich, es könnte doch nicht schaden, diese Idee innerhalb dieses Rahmens neu aufzugreifen.
Folknews: Das erklärt ja bisher noch nicht, wie die Idee zur Zusammenarbeit mit dem Orchester zustande gekommen ist.
Max: Das ist richtig. Neuer Versuch: Mich plagt eine unbändige Angst, immer und immer wieder das Gleiche zu tun. Ich habe Angst davor, irgendwann im Korsett der Notwendigkeiten – zwischen GEMA, Buchhaltung und Steuererklärung – die Freiheit der Kreativität zu verlieren. Aus diesem Grund suche ich immer wieder neue Ideen, deren Umsetzung notwendigerweise neue Aufgaben und kreative Möglichkeiten eröffnet. Von 1999 bis 2007 war ich Mitglied des Musikschulorchesters. Wie den meisten Dingen wurde meine Wertschätzung dieser Zeit erst nach ihrem Ende zuteil. Seit ein paar Jahren spielt meine Tochter Lilly in ebendiesem Orchester, das nun von Sebastian Socha geleitet wird. Mit Sebastian habe ich in diesem und anderen Orchestern zusammengespielt. Er war – zu Kinder- und Jugendtagen – in meiner Wahrnehmung immer der Schwarm des schönen Geschlechts mit seiner coolen Trompete. Da konnte ich mit meiner Geige nicht mithalten. Heute treffen wir uns also in dieser Konstellation wieder. Es ist wie eine Reminiszenz vergangener Zeiten, in denen meine größte Sorge die Frage nach der nächsten Leistungskontrolle oder Klassenarbeit in der Schule war. Die Zusammenarbeit mit dem Orchester ist demnach ein wundervoller Anlass des Erinnerns und gleichzeitigen Voranblickens.
Folknews: Gibt es denn noch weitere personelle Überschneidungen aus Kindertagen?
Max: Die gibt es. Meine ehemalige Geigenlehrerin Zwetanka Sterionowa, die mich über 14 Jahre meines Lebens begleitet hat und nun meine Tochter unterrichtet, wird als Geigerin in dem Orchester mitspielen. Diese Konstellation ist doppelt amüsant: Zum einen ist es ganz wundervoll, dass ich ihr nach 14 Jahren, in denen sie mit Gewissheit weniger frohe Erlebnisse mit mir teilen durfte als ich mit ihr, auf diese Art und Weise zeigen kann, dass das, was sie an mir geleistet hat, von Bestand und Wert ist. Sie hat mir etwas für mein Leben mitgegeben, das unersetzlich ist. Andererseits ist es zwar kein gutes, aber ein dennoch witziges Aushängeschild, dass sie noch immer Welten besser spielt als ich. Auch für Papa ist es eine Form des Rückkehrens, denn er hat an der Musikschule Cello gelernt und war lange Zeit vor mir in dem Orchester. Das allerdings in Zeiten, in denen viel mehr „Zucht und Ordnung“ herrschte. Dem Umstand, dass Papa erst eine Geige kaufen musste, um sich hernach über die Lehrsituation an der Musikschule zu erkundigen – schlussletztlich hatte er eine Geige und keinen Lehrer und musste aus diesem Grunde Cello lernen –, verdanke ich, dass ich heute Geige spiele. Die gekaufte Geige wurde durch mich weiterverwertet.
Folknews: Und weitere personelle Überschneidungen?
Max: Aron war zwischenzeitlich Lehrer an der Musikschule. Lars ist es noch. Und Marcel war dort ebenfalls Schüler. Weil aber Marcel und Aron sowie meine Person doch einige Jahre trennen, waren wir nie gemeinsam in einem Musikschulprojekt involviert. Der Leiter des Theater-Chors, Robert Grzywotz, war ebenfalls Schüler der Musikschule. Ich erinnere mich noch daran, wie er mit einer Klavierlehrerin „Hänsel und Gretel“ bei einer Soiree vorgetragen hat. Mit diesem Projekt treffen also alte Bekannte und nahezu vier Generationen aufeinander. Das macht unter anderem den besonderen Charme dieses Projekts aus.
Folknews: Warum „unter anderem“?
Max: Weil viele andere Faktoren mitwirken. Wenn wir mit Nobody Knows auf der Bühne spielen, ist Spontaneität immer das Gebot der Auftrittsstunde. Ich kann den Kollegen zurufen, dass wir ein anderes Stück einfließen lassen oder dass wir spontan ein Stück improvisieren. Wir denken also eher in den Kategorien „Stück erscheint plausibel“ oder „Stück erscheint nun doch zerfahren, weil wir zu viel improvisiert haben“. Weil nun aber jedes einzelne Stück durchkomponiert ist, gibt es nur noch die Kategorie „richtig“ und „falsch“, was uns gehörig einschränkt. Dass einzelne Takte Relevanz innerhalb unserer Musik erhalten, war bis zu diesem Projekt undenkbar.
Folknews: Das klingt anstrengend?
Max: Das ist es auch. Es ist aber vor allem eine neue Erfahrung, die mit Recht für sich beanspruchen darf, dass wir sie erleben.
Folknews: Und darüber hinaus?
Max: Der Charme des Projekts ergibt sich auch aus der Altersspanne innerhalb des Orchesters. Ein Mädchen an der Querflöte ist „noch so klein“, dass sie, selbst wenn sie auf dem Stuhl steht, kaum neben den Musikern neben ihr auffällt. Zudem ist das Arbeiten mit jungen Menschen immer eine andere Erfahrung als innerhalb eines zum Teil seit mehr als einem Jahrzehnt eingespielten Teams. Was für uns auch ein Job ist – das Musikmachen – ist für die Musiker des Orchesters vor allem eins: Freizeit und freiwillige Zusatzleistung. Wir ziehen mit aller Kraft unsere Hüte, wenn man bedenkt, was dieses Orchester binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat. Das ist gleichermaßen eindrucksvoll wie dankenswert.
Folknews: Gibt es nebst diesem Dank auch noch etwas anderes für die Musiker?
Max: Im Oktober laden wir alle Musiker zu einem Ausflug in den „Heidepark Soltau“ ein. Für alle Mitwirkenden gibt es zudem DVDs und CDs geschenkt. Eine adäquate Vergütung ist derzeit nicht leistbar. Gleichwohl hoffen wir natürlich, dass es substantiell auch sowas wie Freude am Musikmachen gibt. Nein – das unterstellen wir.
Folknews: Wie wird die Aufzeichnung vonstattengehen?
Max: Wir haben 2011 unsere erste Live-DVD „folKing around“ mit dem Berliner Unternehmen „red & blue“ produziert. Wir knüpfen nun an diese gute Zusammenarbeit an. Bei Mohi Buschendorf haben wir bereits drei CDs aufgenommen. Und Robert Beeskow hat uns unter anderem im „Theater der Altmark“ und bei den Weihnachtskonzerten 2017 gemischt. Das ganze Team umfasst also mehr als ein Dutzend Mitstreiter. Wir werden an beiden Tagen die gleichen Stücke spielen. Sollte also an einem Tag ein Stück nicht so funktionieren, wie wir uns das wünschen, haben wir noch eine zweite Chance. Wie genau die Kamera-Crew positioniert sein wird, kann ich schwerlich beschreiben. Letztendlich sind 80 Personen in dieses Projekt involviert, die es zu koordinieren gilt. Aber das wird schon. Ich muss lediglich aufpassen, dass ich a) an die Noten halte und b) bei der Moderation nicht allzu über die Stränge schlage.
Folknews: Das wird ein gutes Stück Arbeit?
Max: Richtig. Vor allem aber, dabei – entgegen aller inneren Anspannung und Aufgeregtheit – locker zu wirken.
Folknews: Wann ist die Veröffentlichung geplant?
Max: Im Frühjahr 2019 – ich denke im Mai. Mit einem Open-Air-Konzert. Das plane ich aber erst, sobald die Aufnahmen „geschafft“ sind.
Folknews: Gibt es bereits einen Titel für DVD und CD?
Max: Nein, das hat bisher keine Priorität. Nach den Auftritten wird wieder viel Zeit sein, um diese Details zu klären.
Noch sind Karten zu haben. Wer sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen möchte, der hat
die Chance unter den folgenden Kontakten noch Karten zu bekommen!
Reservierung unter: 03931/635777
besucherservice@tda-stendal.de
Vielen Dank für tiefe Einblicke! Ich freue mich über alle Maßen auf die Konzerte und das Endergebnis.
Toller Artikel !
Freue mich auf das, was da kommen mag !