Die Band Cajun Roosters zählen mit zu den besten Cajun- und Zydecobands aus Europa. Fünf Musiker aus fünf Ländern haben sich mit Leidenschaft jenem mitreißenden Musikstil aus Luosiana verschrieben und gelten seit Jahren als eine der besten und authentischsten Gruppen Europas.
Im Oktober 2013 kam ihr aktuelles Album Hell Yeah! auf den Markt, welches 2014 mit dem CFMA-Awards für die beste, nicht aus Louisiana stammende Cajun-Band geehrt wurde. Bass-Gitarrist Michael Bentele und Frontsänger und Akkordeonist Chris Hall haben sich die Zeit genommen und mit uns über Ihr Album, die Band und über Weihnachtsalben gesprochen
Die Band besteht aus fünf Musikern aus fünf unterschiedlichen Ländern. Seid Ihr Euch alle zufällig über den Weg gelaufen, oder habt Ihr Euch gesucht und gefunden?
Michael: Ich kannte Chris Hall und den Drummer Sam Murray von CD- Produktionen und Festivals, auf denen man sich traf. (…). Die beiden waren einfach die besten ihres Genres in Europa und so fiel die Wahl. (…) Der deutsche Gitarrist Klaus Warler schied aus persönlichen Gründen aus, dafür kam die Schottin Hazel Scott an Gitarre und Gesang dazu. Wiederum die beste ihres Fachs. 2012 hatte dann der englische Schlagzeuger Sam Murray einen Schlaganfall und musste drummen aufgeben. An seine Stelle trat der Franzose Antoine Fève. 21 Jahre jung und durch seinen Vater in Frankreich ein begnadeter Schlagzeuger und Kenner des Genres. Und schließlich wollte der deutsche Geiger Hartmut Hegewald, von Beginn an dabei, wieder mehr Zeit für seine Kunden als Luthier haben.(…). So kam der Belgier David Buyle dazu
Chris: Es war definitiv nicht zufällig. Wir kannten uns von verschiedenen Festivals und somit konnten wir uns die wirklich besten Musiker aussuchen. Es war uns wichtig, dass sie Vollblutmusiker waren, da wir das ganze Jahr über unterwegs sind. Wir haben also die besten gesucht und einen in Deutschland gefunden, einen in England, eine in Schottland usw.
Cajun Roosters ist ein ungewöhnlicher Bandname. Gibt es eine besondere Geschichte zu seiner Entstehung?
Michael: Cajun sollte immer Teil des Bandnamens sein, um das Genre zu definieren. Roosters klingt gut, taucht auch immer wieder in Songtitel auf (Rooster Blues) und zu Beginn war die Band auch rein männlich. Das passte einfach gut.
Chris: Weiterhin ist Essen ein wichtige Bestandteil der Cajun und Zydeco Kultur. Die Menschen in Louisiana mögen Schwein, Würstchen und Hähnchen. „Cajun Schweine“ oder „Cajun Würstchen“ hörte sich einfach komisch an.
Im Internet wird Eure Bandnationalität als Deutsch/Britisch bezeichnet. Habt Ihr alle Euren Wohnsitz in einen dieser beiden Länder und trefft Euch zu Besprechungen und Proben in der Mitte, oder probt jeder für sich und nutzt dann die mittlerweile unerschöpflichen Möglichkeiten unserer multimedialen Welt?
Michael: German/British ist eigentlich noch aus der Anfangszeit der Band. Wir sind 5 Nationalitäten (England/Schottland/Frankreich/Deutschland/Belgien) und leben in 4 Ländern (England /Frankreich/Deutschland/Belgien). Diese 5 Länder lassen sich aber oft nicht in Portale eingeben. Wir spielen viel, treffen uns nach größeren Pausen auch mal vor den Gigs. Bei CD Aufnahmen gehen wir frühzeitig ins Studio. Und dann ist das Internet natürlich eine große Hilfe. Viele Soundfiles werden hin-und hergeschickt um neue Songs schon mal anzudenken und zu üben.
Von der ursprünglichen Besetzung, die 2006 die Cajun Roosters gegründet haben, sind nur noch Chris Hall und Du übrig. Als letzter kam der Franzose Antoine Feve am Schlagzeug hinzu. Wie funktioniert bei so vielen unterschiedlichen Nationalitäten die Kommunikation? Und wie wichtig ist Euch das Miteinander auf und hinter der Bühne?
Michael: Wir haben über die Jahre natürlich auch Freundschaften entwickelt die über die Band hinausgehen. Leider ist aber durch die geografischen Trennungen nicht so viel Zeit wie manchmal schön wäre. Aber es gibt sehr gute Beziehungen (dank Mail und Skype) zwischen den Bandmitgliedern
Die Musik des Cajun wurde über viele Generationen überliefert, ist es richtig, dass es bis heute keine geschriebenen Noten gibt? Und wenn ja, wie arrangiert Ihr Eure Stücke?
Michael: Es gibt ein Buch von Ann Savoy (Cajun music: A reflection of a people), welches in den 80ern erschien und das erste Buch war, welches zumindest Akkorde notiert hatte. Ansonstn muss man auch heute Aufnhahmen hören, nachspielen und solange üben, bis es klappt. Das Cajun & Zydeco Repertoire besteht aus vielleicht 200-300 Standards. Diese arrangiert und spielt jede Band nach ihren Vorlieben.
Der Stil des Cajun hat bereits ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel und erlebt gerade in den letzten Jahren seine Widerenddeckung und zunehmendes Interesse in Europa. Was hat Euch so an dem Musikstil fasziniert?
Michael: Ich habe in den 80ern den Film Southern Comfort gesehen. Die letzte viertel Stunde spielt in einem Dorf in den Swamps und eine Band spielt in der Szene. Als ich den Film sah war ich fasziniert von dieser grandiosen Musik und habe mich weiter dafür interessiert. Es ist rhythmische Musik mit einem ungewöhnlichen Instrumentarium und seltsamem Französisch. Damals wenig bekannt und das war ein Ansporn mehr darüber zu wissen.
Chris: Die Tatsache, dass er so erstaunlich ist, dich inspiriert, nicht still steht und einen wunderbar energiegeladenen Sound hat. Aber einer der Hauptgründe ist, dass man gewöhnliche Instrumente in einer ungewöhnlichen Art spielen kann. Na klar, da gibt es ein Akkordeon und eine Geige und die Leute denken, sie wissen, wie sie klingen. Aber das Akkordeon wird ganz anders gespielt als die Leute es erwarten.
Wenn man sich mit Eurer Vita beschäftigt, bekommt man alleine vom Lesen schon Hochachtung. Ungezählte Auszeichnungen, unschätzbare Erfahrungen aller Musiker und zusätzlich durch die Arbeit von Chris mit Legenden und bekannten Musikern wie Paul McCartney, Kate Bush und vieles Mehr. Da vergisst man schnell, wie viel harte Arbeit trotz allem dahinter steckt. Was genau macht einen guten Musiker/Band Eurer Meinung nach heutzutage aus, um erfolgreich zu sein und zu bleiben?
Michael: üben, üben, üben und die Wurzeln der Musik respektieren. Viel auftreten, Bühnenpräsenz, Werbung, CDs, Videos, Website, Radio, TV, die ganze Palette ist notwendig
Habt Ihr alle noch genügend Raum für ein Leben neben der Musik?
Michael: Es bleibt Zeit für Reisen, Essen, Kino, Musik
Mit Eurem Debütalbum Crank It Up aus dem Jahr 2006 wurdet Ihr bereits 2007 bei den CFMA-Awards schon einmal mit der Auszeichnung „Prix dehors de nous“ für eine nicht aus Louisiana stammende Cajun-Band geehrt. Und nun steigt Hell Yeah! In die gleichen Fußstapfen. Läuft man da in Gefahr sich festzufahren?
Michael: Alle unsere CDs wurden bis jetzt NUR zweite in Louisiana beim CFMA. Das hat uns gefreut aber auch geärgert. Hell Yeah ! hat es jetzt endlich geschafft. Das ist fantastisch. Und wir lieben die Musik. Das ist unser Stil. Wir wollen nichts anderes spielen. AC/DC spielt ja auch keinen Jazz
Ihr habt insgesamt 7 Studioalben produziert. Welches davon lag Euch besonders am Herzen? Und warum?
Michael: Hell Yeah! ist nochmal ein großer Schritt nach vorne. Die Besetzung hat es geschafft eine wirklich original Cajun/Zydeco CD zu produzieren. Wir reden hier auch nicht von kopieren des Stils der Bands in Louisiana, sondern von der größtmöglichen Authentizität, welche eine Band außerhalb Louisiana erreichen kann. Auf gleichem Level liegt die CD: Cajun Roosters & friends: songs of death, divorce, drinking and dancing. Diese CD habe ich im Laufe von fast 3 Jahren mit verschiedenen Musikern aus Louisiana und Mitgliedern der Cajun Roosters produziert. Es ist die erste Zusammenarbeit in der Größe. Für die Tour des jährlichen ‚American Cajun, Blues & Zydeco Festivals‘ lade ich immer Musiker aus Louisiana ein. Diese Gelegenheit haben wir genutzt und Songs zusammen mit Musikern wie Steve Riley, Dwayne Dopsie, Corey Ledet und Cedric Watson in verschiedensten Besetzungen aufgenommen. Definitiv ein ganz tolles Album.
Chris: Das letzte. Darin steckt all unsere Liebe und Aufmerksamkeit. Und das folgende wird das nächste sein, in das wir unsere ganze Aufmerksamkeit stecken. Das ist Entwicklung. Man wird immer versuchen das nächste Album besser zu machen als das vorherige.
Ihr wirkt sehr souverän auf der Bühne. Aber der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. Was war euer peinlichster, lustigster oder ungewöhnlichster Moment auf der Bühne?
Michael: Es gibt immer mal wieder Sprachverwirrungen auf der Bühne. Englisch ist unsere Bühnensprache aber manchmal ist es einfach notwendig fürs Publikum ins deutsche zu übersetzen. Da die anderen (außer Geiger Buyle) kein Deutsch verstehen kann es durchaus zu lustigen Moment kommen. Große Momente sind musikalischer Natur wenn man Musiker wie Steve Riley oder Kevin Wimmer mit auf der Bühne hat und man unvergessliche Performances erlebt.
Chris: Ich spiele seit über 30 Jahre, mich überrascht eigentlich nichts mehr. Wir haben überall gespielt, in Europa, in Indonesien, auf Flughäfen. Woran ich mich am meisten erinnere, ist ein Auftritt, den ich nicht mit den Cajun Roosters hatte und ich im Cavern Club in Liverpool mit Paul McCartney und Dave Gilmoure von Pink Floyd bei einem Song für sein Rock´n Roll Album mitgespielt habe. Ich denke, nichts kann ungewöhnlicher sein.
Eure Musik handelt üblicherweise eher vom Alltag, harter Arbeit, von traurigen und lustigen Ereignissen, von Liebe und vor allem vom Tanz. Viele Genre kommen über kurz oder lang auch auf die Idee ein Weihnachtsalbum zu produzieren. Weihnachten ist ja nun schon kurz vorbei, aber wäre das eine Option für Euch und gibt es überhaupt traurig schöne Weihnachtslieder aus Louisiana?
Micchael: Ich habe bereits 2005 eine CD produziert mit europäischen Cajun und Zydeco Bands und ihren Interpretationen von Weihnachtsliedern: Merry Cajun and Zydeco Christmas
Chris: Wer weiß? Im Moment nicht geplant, aber ungewöhnliche Dinge passieren
Tolles Interview mit schönen Einblicken, die Lust auf mehr machen. Und natürlich geniale Musik!