Cajuns ( ,,kejdschens“ gesprochen) nannten schwerzüngige Amerikaner jene französischstämmigen Einwanderer, die 1755 von den Briten aus ,,nouvelle France“ in Ostkanada vertrieben wurden. Sie haben dabei vieles verloren, nur den Sinn für das Leben und Ihre Musik nicht. So ist das Motto des Cajun oder Zydeco auch heute noch das des Laissez les bons temps rouler, sinngemäß: Genießt das Leben. Recht so!
Dass dieses Motto auch heute noch Bestand hat, demonstrieren das Quintett der Cajun Roosters auf Ihrem siebten Album Hell Yeah!
Mit ausgesprochener Spiellaune spielen die fünf Musiker aus fünf unterschiedlichen Ländern Chris Hall (England), Hazel Scott (Schottland), David Buyle (Belgien), Michael Bentele (Deutschland) und Antoine Fève (Frankreich), mit großer Leidenschaft bodenständigen, rauen und wilden Cajun und Zydeco als Hommage an die großen Meister der Louisiana-Musik. Stampfender Rhythmus, angereichert mit einer gesunden Portion Louisiana-Blues und Swamp.
Melodieführende Geige, Cajun-Akkordeon und der klare Klang der klassischen Triangel lassen dann auch gleich zu Beginn mit den Opener Chère bébé und dem nachfolgende Titel That Was Your Mother mit ansteckendem Beat keinen Zweifel an der Richtung, die unweigerlich Tanzfläche heißen muss. Letzteres bringt auch das klassische Waschbrett neben dem Schlagzeug mit ins Boot.
Auf vorwärtsdrängende Rhythmen wird in Bell Louisane verzichtet. Ein wunderbarer Song über Erinnerung, Liebe und Heimat, der lediglich von der Gitarre begleitet wird und bei dem sonst so dominierenden Cajun Instrumenten schon fast wie Acapella wirkt.
Bei Wanna Do Bad Thinks With You und Nightcrawler bedient sich die Band Elemente angrenzender Genre und vermischt sie ein wenig mit Blues und leichtem Zydeco. Beste Voraussetzungen für die samtige Stimme von Hazel Scott und eine willkommene Abwechslung für qualmende Füße.
Vielseitigkeit auch mit Brown Eyed Handsom Man. Bereits 1999 hat Chris Hall den Titel mit Paul McCartney aufgenommen. Jetzt wurde der Song von Chuck Berry in einer eigenen Version neu vertont. Cajun meets Rock´n Roll. Erstklasig, rasant, dynamisch und mit einer gehörigen Portion guter Laune. Wer hier nicht wach wird, dem ist nicht zu helfen.
Mit ihren gut ausgesuchten Klassikern und eigenen Arrangements gelingt dem Quintett ein mitreißendes, wie auch abwechslungsreiches Album, welches mir beim Rezensieren insofern Schwierigkeiten bereitet hat, dass auch mir ständig die Füße wippten. 13 authentische und ins Blut gehende Rhythmen mit genügend Spielraum zum Luftholen, die selbst Schwerblüter dazu verleiten können, unaufhörlich von einem Bein aufs andere zu treten. Songtexte gibt es im Booklet nicht, dafür aber ein paar Hintergrundinformationen zu den einzelnen Liedern. Eine feine Idee. Und falls sich noch jemand fragt, was der Unterschied zwischen Cajun und Zydeco ist, dem sei gesagt, dass sich Cajun eher an der französischen und anderer europäischen Volksmusik orientiert, während sich die Zydeco-Musik stärker am Blues, afrokaribischer Musik und R&B anlehnt. Cajun Roosters bedient Beides auf solch einer hohen Qualität, dass sie zu Recht mit ihrem aktuellen Album für den CFMA Award (Cajun French Music Association) für die beste, nicht aus Louisiana stammende Band ausgezeichnet wurden. Ganz in meinem Sinne. Also: Laissez les bons temps rouler!
Titelliste
- Chère bébé
- That Was Your Mother
- Donnez-moi
- French Blues
- Valse de Balfa
- I Wanna Do Bad Things With You
- Quand J´étais pauvre
- Nightcrawler
- Belle Lousiane
- Brown Eyed Handsome Man
- Lovebridge Waltz
- Church Point Breakdown
- Nightcrawler nightcrazy remix
🙂
☺