Nach „hart verzwungen Vol. one“ präsentieren ErpfenBrass einen namentlich wenig aufregenden Nachfolger. Dass zwischen beiden Silberlingen 500 Auftritte, eine Tournee in Indien sowie die Veröffentlichung der Single „Wirklich“ liegen, klingt nicht nur ungemein wichtig, sondern soll – so das Beiblatt zum am 26. Januar erschienen Album – zugleich eine Referenz dafür sein, dass dieses Album „nach so viel Erfolg“ mit Spannung erwartet sein soll. Mit einer Mischung aus Pop, Brass-Sond, Polka und weltmusikalischen Einflüssen präsentieren sich die sechs Musiker zwar etwas weniger impulsiv als bei ihrem Debüt – dies jedoch zugunsten einer musikalischen Reife. Mit Schlagzeug, E-Bass, Posaune, Tuba, Saxophon, Trompete und Gesang offenbaren ErpfenBrass, dass Alter ein ebenso erfrischendes wie gediegenes Phänomen sein kann.
Opener und Gonna Fly Now starten in gemäßigten rhythmischen Gestaden und stellen die gesamtstrukturelle Artung des Albums vor: Tutti- und Solo-Passagen einer virtuosen, blechdominierten Instrumentalmusik. Mit Pisa offenbart der dritte Titel des Albums erste Vokalleistungen. Letzterer ist ähnlich seicht-beliebig wie es sonst gern „Sportfreunde Stiller“ für sich kultivieren. Ein My schwachbrüstig, aber durchaus wohlgefällig – und zum solistischen Improvisieren der Instrumente angenehm unauffällig. „I Gotta Feeling“ entspricht diesem Eindruck: Nach dem ersten Überraschtsein über die instrumentale Inszenierung dieses Titels weicht selbiges einem „schön – und jetzt?“.
Auf einer Länge von 40 Minuten springt „HART VERWZUNGEN VOL.TWO“ durch die oben genannten Stile, offenbart hier und da lateinamerikanische Einflüsse, präsentiert immer wieder solistische Glanzleistungen, die im Gesamtklang aufgehen, dann und wann gesangliche Einwürfe – und fällt trotz aller Virtuosität eher der Beliebigkeit anheim als einem „echten Hinhörer“. Wer Überraschungen und druckvolles Drängen sucht, wird mit diesem Album nicht gut beraten. Vielstilistikaffine Bläserfreunde dürften indes einen Jungbrunnen im aktuellen Silberling von ErpfenBrass für sich entdecken.
Titelliste
- Opener
- Gonna Fly Now
- Pisa
- Samba de Cidra
- I Gotta Feeling
- Wirklich
- Sneaky (Bass Intro)
- Balkan
- Maé Is Gone
- Olé Olé
- Earth Song
- Brennberg (Bonus Track)