Wie versprochen stelle ich euch in den kommenden Ausgaben die verschiedensten Möglichkeiten vor, wie man das Bodhránspielen lernen kann – los geht’s:
Fast erscheint es einem schon wie eine andere Zeit, dabei liegt es erst vier Wochen zurück – das BodhránWeekend in Proitze. Mit den wichtigsten Utensilien (Whiskey, Kekse, Kopfschmerztabletten), frisch polierten Tippern und einer herausgeputzten Caireann schwang ich mich vorfreudig in mein Auto, um von einer Pampa in die nächste zu gelangen. Strahlender Sonnenschein und herrlichste Folkmusik begleiteten mich vier Stunden durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt, bevor ich den ersten Zipfel des fernen Westens erreichte. Sogleich wurde ich von Heike Nagorny (Seminarhof Proitzer Mühle) in Empfang genommen, die einen feinen Riecher für verwirrt dreinblickende Menschen zu haben scheint und mit einem entwaffnenden Lächeln und beruhigenden Worten die Verteilung der Zimmer erläutert. Frischer Kaffeeduft strömte durch das liebevoll eingerichtete Fachwerkhaus und verbreitete ein heimeliges Gefühl. Nachdem ich mich in meinem Zimmer zurechtgeruckelt hatte und eeeendlich my little beloved friend in den Arm nehmen konnte, schwebten wir gemeinsam in Richtung Koffein. Der Gemeinschaftsraum war bereits gut gefüllt, lautes Stimmengewirr schlug uns entgegen, die Löffel in den Tassen klapperten und hier und da fuchtelten fröhliche Wiedererkennungswinkehände. Nach einem köstlichen Abendessen ging es dann auch schon richtig los. Rolf Wagels und Guido Plüschke begrüßten die trommelwillige Meute und erläuterten noch einmal kurz die Abläufe für das bevorstehende Wochenende, bevor sie die ersten Unterrichtseinheiten abhielten.
Was ist das BodhránWeekend?
Ganz egal, ob ihr das erste Mal eine Bodhrán in der Hand haltet, schon ein paar Jahre spielt oder Profis seid – beim BodhránWeekend bieten die beiden Veranstalter Rolf Wagels und Guido Plüschke vier verschiedene Kurse, die sich nach dem jeweiligen Vorwissen (oder eben Nichtwissen) der Teilnehmenden richten: »Blutige Anfänger«, »Anfänger«, »fortgeschrittene Anfänger« und »Fortgeschrittene«. Bei der Anmeldung gibt man selbst an, in welcher Gruppe man sich sieht. Für Menschen, die erst einmal schauen wollen, ob die irische Trommel etwas für sie ist, werden verschiedene Bodhrán-Modelle zur Verfügung gestellt, die man sich ausleihen kann. Natürlich werden alle Bodhráns und Tipper auch zum Kauf angeboten. BodhránWeekends finden zweimal im Jahr statt (im Februar in Proitze, im Herbst in Vollmerz) und kosten rund 250,00 € (Übernachtung, Kurse, Rahmenprogramm, Verpflegung).
Wie sieht ein BodhránWeekend aus?
Das BodhránWeekend beginnt stets am späten Nachmittag eines Freitags und endet am Sonntag nach dem Mittagessen. Am Freitag finden nach dem Abendessen die ersten Kurse statt. In ca. einer Stunde erfahren die Teilnehmenden alles rund um das Instrument, verschiedene Spieltechniken, den Aufbau der irischen Musik sowie das Zusammenspiel mit anderen Musikern (in Sessions beispielsweise). Jede Gruppe hat die Möglichkeit, viermal in den Genuss des professionellen Unterrichts zu kommen – die übrige Zeit soll vor allem dazu genutzt werden, das Gelernte zu rekapitulieren und zu üben. Oder zum Guinness trinken. Oder zum Dummes-Zeug-Erzählen. Freitag abends findet traditionell eine Slow Session statt – das bedeutet, dass hier andere Musiker gemeinsam irische Tunes in langsamer Geschwindigkeit spielen, sodass sich auch die blutigen Anfänger nicht scheuen müssen, einfach mit einzusteigen und sich von der Musik und ihren Mitmenschen tragen zu lassen. Samstagnachmittag wird zudem ein Vortrag angeboten, der sich mit einem Thema befasst, das in irgendeiner Weise mit der Bodhrán zu tun hat – in diesem Jahr durften wir the one and only Tippermaker Stevie Moises lauschen, der uns mit dem Tipperkompass spannende Einblicke in seinen Arbeitsalltag gewährte. Höchst unterhaltsam, höchst charmant wurden wir über die verschiedenen Einsatz- und Klangmöglichkeiten der Tipper informiert.
Am Samstagabend dann steht bei jedem Bodhránweekend ein ganz besonderes Konzert an. In diesem Jahr waren Northern Light zu Gast, eine Band, die mit kraftvollen Songs aus Irland und Schottland, gepaart mit faszinierenden Melodien aus Schweden und Norwegen ihr Publikum verzaubert. Traditionell spielen die beiden Lehrer, Rolf und Guido, einige Songs gemeinsam mit der Band. Andreas Schmitt hat sich der Herausforderung gestellt und auch unter schwierigsten Schwummerlichtverhältnissen ein paar fantastische Fotos machen können, die ich euch nicht vorenthalten möchte (Vielen Dank dafür, Andreas!):
Nach dem Konzert mischte sich die Band unters gemeine Volk und es wurde noch bis spät in die Nacht gemeinsam gejammt, gesungen und gefeiert. Am Sonntag gab es nochmals eine Unterrichtseinheit und nach dem Mittagessen verabschiedeten sich alle wieder in Richtung Heimat.
Das Bodhránweekend ist eine tolle Möglichkeit, als Neuling erstmal in die Szene hineinzuschnuppern, mit anderen ins Gespräch zu kommen und auszuprobieren, ob die Bodhrán etwas für einen ist, und das zu einem sehr moderaten Preis. Nachfolgend einige Stimmen dazu (Vielen lieben Dank für die Rückmeldungen!):
»Ich fand den Unterricht gut und werde jetzt alles üben und vertiefen müssen und wollen. Es ist wichtig, Menschen zu treffen, mit denen man zusammen Musik macht und damit rauskommt aus seiner Kammermusik. Ich werde wieder dabei sein.«
»Hochinteressant fand ich Stevies Vortrag; ich hätte nicht gedacht, dass es zum Thema ›Tipper‹ so viel zu wissen gibt! Hat mir sehr gut gefallen.«
»Jetzt, wo ich in die Geheimnisse des Trommelzaubers eingeweiht wurde, ist es schwer, sich wieder in den normalen, trommelarmen Alltag einzugliedern. Wann ist es endlich wieder soweit???«
»Ich war zum ersten Mal dabei und fand es sehr schön, endlich mal auf Menschen zu treffen, die alle die gleiche Leidenschaft teilen und somit immer sofort ein Gesprächseinstieg gegeben war, dem dann weitere tolle Unterhaltungen folgen konnten, was nicht zuletzt durch die urige Atmosphäre und die guten Getränke zunehmend einfacher wurde :-)«
»Die Atmosphäre war einfach unglaublich. Ich habe mich sofort aufgenommen gefühlt und hatte kaum Scheu, auch abends in der Runde mitzuspielen, obwohl ich die Bodhrán das erste Mal in der Hand hatte.«
Die nächsten Termine:
BodhranWeekend in Vollmerz 2020: 02. – 04. Oktober 2020
BodhranWeekend in Proitze 2021: 12. – 14. Februar 2021
What’s next?
Im wohl schönsten Monat des Jahres, April, – denn da habe ich Geburtstag – stelle ich euch die fantastische Marissa Waite (Modern Bodhrán) vor. Die gebürtige Kanadierin und Wahlschottin ist Bodhrán-Lehrerin und bietet ihr Können auch in Online-Kursen an. Wie, was, wo werde ich in einem Interview für euch herausfinden.
Wer steckt hinter BodhrÁnswers? Das bin ich, Katharina Menzel, mit meinem Wort- und Kreativstudio Wirkungsebenen aus der Uckermark. Als freie Journalistin und Lektorin für Musik, Kunst und Kultur bin ich in ganz Deutschland unterwegs, schreibe Artikel und Rezensionen – vor allem im weiten Feld der internationalen Folk-, Indie- und Singer/Songwriter-Szene – und trommle mich glücklich.
Ihr habt Fragen, die bodhránswert werden sollen, konkrete Tipps für eine spannende Geschichte oder ein Festival? Dann schreibt mir eine E-Mail an: katharina.menzel@folknews.de. Ich freu mich auf euch!