Stricke hängen von Bäumen, wehen leicht im Wind und erzählen von bösen Kerlen die ihr Unwesen treiben und jeden aufknüpfen, der ihnen in die Finger kommt. Der Galgen ruft, doch bevor der letzte Gang bestritten wird, fließt noch viel Bier und Whiskey im örtlichen Pub und laut wird von alten Legenden und vergossenen Tränen berichtet.
Anfang dieses Jahres erschien das mittlerweile fünfte Album der Celtic-Folk-Rock Band Tir Nan Og. Mit ,,From the Gallows“ legt das Sextett eine weitere Platte an den Start, die vieles mit sich bringt. Stilistisch hebt sich dieses Machwerk deutlich, dennoch nicht zu sehr, von seinen Vorgängern ab und zeigt, die Musiker haben sich weiterentwickelt. Mit 14 Titeln lädt diese CD zum Tanzen ein.
Für Neuhörer der Band sei gesagt: Tir Nan Og zeichnen sich durchaus durch die traditionell irischen Klänge aus, die den Hörern bekannter Bands bereits vertraut sind, doch wer hier Gassenhauer und Dauerbrenner wie ,,Whiskey in the Jar“ oder gar ,,Molly Mallone“erwartet, der wird von neuen und stimmungsvollen Eigenkompositionen in Empfang genommen.
Folkig, rockig und mitreißend.
Die Melodien sind eingängig, jedoch sicher nicht einfältig. Das Hinzukommen neuer Musikinstrumente wie Querflöte, Nyckelharpa und Dudelsack, prägen deutlich ein Klangbild, welches sich dem Celtic-Rock widmet, doch fügen sich besagte Töne wunderbar in die Arrangements ein. Doch die Scheibe widmet sich nicht durchgängig den schnellen Rhythmen. Wer hier nach ruhigeren Klängen sucht, der kommt bei Liedern wie ,,Black November“ auf seine Kosten.
Das Liedgut, hauptsächlich vorgetragen von Sarah und Robert, reicht von heiter und emotional bis düster und kritisch. Mal “gewollt böse“ in Texten wie ,,Hangman’s Tale“, dann wieder amüsant, weil sich in Trunkenheit die neue Angebetete als Mann entpuppt (Three nights in town) oder auch anhaltend an die Selbstreflexion appellierend, hier in ,,Monday Strolls“ – einem Lied über die Idiotie hasserfüllter Dauerpöbler. So erzählen die Musiker vom Gang zum Galgen, letzten Worten, was passiert, wenn die letzte Nacht im Pub mal wieder eskaliert und üben dabei eine Kritik an Politik wie Mensch.
Mit einem sprachlichen Stilbruch beenden die bayerischen Folker ihre 12 Titel mit einem Cover von ,,Wenn ich tot bin“ (ursprünglich von Stephan Kehr– Luna Luna). So bricht der deutsche Text zwar die Reihe englischsprachiger Lieder, doch passt das Stück musikalisch wunderbar zum vorher Gehörtem.
Als Bonbon des Silberlings lud sich die Band die Musiker der Bands von Kilkenny Knights (Track 13) und Nobody Knows (Track 14) ein, die letzen zwei Titel als Bonustracks zu arrangieren.
So erklingt ,,Sometimes when I’m drunk“ in gewohnt rockiger Pub-Stimmung der Musiker von Kilkenny Knights aus Coburg mit schnellen Klängen und einem E-Gitarrensolo. Als letzer Titel erklingt mit virtuoser Geige ,,Johnny Pirate“ oder auch “Johann der Pirat‘‚ in Nobody Knows-Manier von Charakterstimme Max Heckel und erzählt von der “wahren Geschichte“ des Piraten Johnny und gibt dem Silberling ein unerwartetes aber feines Ende.
From the Gallows ist ein vielseitiges und gut arrangiertes Album, das Tiefgang beweist und dabei manch irische Legende lebendig werden lässt. Die Reihenfolge der Lieder ist gut gewählt und ergibt so ein gut strukturiertes Machwerk. Zwischen Ernst und Spaß beweisen die Musiker Rhythmus und Gefühl und laden zum Tanzen ein. Hierbei sei versprochen, der Fuß des Hörers wird ab dem ersten Takt dieser CD im selbigen wippen.
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Tir Nan Og sind:
Robert Meyer
Joachim Fink
Matthias Pracht
Andreas Fingas
Sarah Kucharek
Volker Katzki
Trackliste
01. O’Hanlon’s Last Words
02. Hangman’s Tale
03. Firestorm
04. Monster (in my mind)
05. Last Farewell
06. 3 Nights in Town
07. Shaun O’Malley
08. Monday Stroll
09. Black November
10. Bastard Reel
11. Story of my Life
12. Wenn ich tot bin
Bounstracks
13. Sometimes When I’m Drunk (Kilkenny Knights)
14. Johnny Pirate II (Nobody Knows)