Seit dem letzten Album, „Dunkle Wolken“, sind drei Jahre in das sprichwörtliche Land ge- oder – wirklichkeitsbezogen – vergangen. Nun legt die in Heidelberg gegründete Formation Short Tailed Snails mit „Kopfsalat“ einen 15-Titler in 54 Minuten nach. Nach eigenen Angaben hat sich das Quartett die Neuinterpretation traditioneller europäischer Musik zur Aufgabe gemacht: „Folk-Musik aus Deutschland und Europa im neuen Gewand, mit Einflüssen aus alter Musik, dem Orient, Jazz bis hin zu Blues und Rock.“ Wer – wie die Band – in seinem Booklet Wilhelm-Busch-Reime ausweist, muss einen guten Geschmack haben, was es im Folgenden zu beweisen gilt.
Mit Geige, Shruti Box, Gitarre, Cister, Bass, Querflöte, Blockflöten, Tin Whistle, Drehleier, Rahmentrommeln, Riq, Tabla, Darbuka, Udu und diverser Perkussion ist Short Tailed Snails mit einem exorbitanten Fundus unterschiedlicher Instrumente bestückt. Insbesondere die Rhythmusgruppe sorgt dabei immer wieder für einen orientalischen Einschlag. Mit Zwei Raben eröffnet das Album im – stereotyp gedacht – mittelalterlichen Duktus und begnügt sich mit kultiviertem Minimalismus. Die nachfolgende Hasel präsentiert zudem eine Flöte, verweilt indes weiterhin im Fokus auf Gitarre und Gesang. Insbesondere letzterer ist stilistisch mehr in den vokalelastigen Gestaden einer klassischen Ausbildung zu verorten und prägt den Gesamteindruck des Silberlings maßgeblich.
Erfrischend sind immer wieder die perkussiven Elemente, die wohlnuancierte Akzente und Ausdrucksmodulationen setzen. Zudem durchbrechen – wie bspw. bei Der Elefant – Drehleier-Klänge den insgesamt eher zurückhaltenden Gesamteindruck mit ihrem Drängen. Ein insgesamt textfokussiertes Machwerk, das über weite Strecken in gemäßigten rhythmischen Gestaden verweilt, weil das Wesentliche – den Text – in seinem Wirken den Vorrang lässt.
Titelliste
- Zwei Raben
- Die Hasel
- Kailifera
- Es fiel ein Reif
- Herbst
- Es soll sich der Mensch nicht mit der Liebe abgeben
- Bauer und Teufel
- Spitzbübin
- Der Elefant
- Großmutter Schlangenköchin
- Die Schwestern
- Ich habe ein‘ Schatz
- Andrométric
- Der Tod von Basel
- Wohlauf, wir wollen schlafen