Es passierte auf meiner lang erhofften und heiß ersehnten Irland-Rundreise. Vollgesogen mit neuen Eindrücken, sprühend vor Begeisterung und hungrig von der Tageswanderung landete ich in einem der typischen kleinen Pubs, mitten im Nirgendwo. Noch ganz in Gedanken an den Tag versunken, betrachtete ich das ölige Goldgelb in meinem Whiskeyglas. Die Menschen um mich herum waren in Gespräche vertieft, Hocker wurden herumgeschoben, Guinness ausgeschenkt. Im Hintergrund baute eine Band ihre Instrumente auf. Eine Frau lächelte mich an, als sie sich an mir vorbei zur Bar schob. Entspannt lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück, in Erwartung eines netten, kleinen Konzerts.
Der Gitarrist zupft die ersten Saiten an, seine sonore Stimme erfüllt den kleinen Raum. Der Geiger setzt ein, spielt mit geschlossenen Augen. Ich schmelze dahin, möchte keinen Ton verpassen und frage mich, wie immer ein wenig neidisch, warum das bei den Iren eigentlich so leicht aussieht. In einer irren Geschwindigkeit spielt er die Läufe auf und ab – das hab ich nie so hinbekommen. In der Klassik? Kein Problem. Aber irische Lieder? Nope. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich die Frau von vorhin durch die Leute kämpft, in der Hand eine Art Tambourin, nur ohne Schellen. Und mit eigenartig breitem Rahmen. Sie setzt sich zwischen Gitarre und Geige, stellt ihr Instrument auf ihren Oberschenkel – was soll das denn werden? – und fängt an zu trommeln, ganz leise, in der Hand ein drumstick-artiges Gerät. Völlig fasziniert verfolge ich ihre Bewegungen – mit dem bloßen, ungeübten Auge ist kaum auszumachen, wie sie den Stick und ihre Hand hin- und herschleudert. Wie sie da sitzt – vollkommen bei sich, hochkonzentriert, eine Souveränität und innere Freude ausstrahlend, die mich magisch anzieht. DAS will ich auch!
An diesem Abend wurde sie geboren, meine Liebe zur Bodhrán.
„Was willst du lernen?“ – die übliche Reaktion auf mein euphorisch vorgebrachtes Vorhaben. Hm. Nicht mal meine Eltern konnten mit dem Begriff etwas anfangen – und ich entstamme einer Musikerfamilie. Irgendwas ist doch da schief. Die Suchmaschine spuckt über 10 Millionen Ergebnisse aus und trotzdem kennt gefühlt kein Mensch dieses Instrument? Na, egal. Erstmal eins kaufen. „Was wollen Sie kaufen?“ – „Entschuldigung, bin ich hier nicht in einem riesigen Musikhaus, in dem man für gewöhnlich Instrumente erwerben kann?“ Ich solle doch mal online gucken, sowas Exotisches habe er nicht im Angebot. Oha. Na gut. Ich hätte das Instrument ja gern vorher mal in der Hand gehabt. Also das Internet. Wenn man keine Touristen-Bodhrán möchte, wird es schon schwierig. Auf den ersten Blick finde ich nur eine seriös erscheinende Adresse mit supercoolen Instrumenten – aber für welche Art soll ich mich entscheiden? Instrumente bezahlt man ja auch nicht gerade mit einem kleinen Taschengeld, ich weiß ja noch gar nicht, ob mir das auch liegt?! Ich suche also weiter, ob es in meiner Gegend eventuell Kurse gibt, die ich belegen könnte. Natürlich nicht. Online-Kurse vielleicht? Nur auf Englisch. Was soll das denn schon wieder? Langsam habe ich das Gefühl, es soll wohl doch nicht sein.
Nun, es wurde doch noch was – heute habe ich eine Bodhrán neben meinem Schreibtisch stehen, kann aus einer kleinen Auswahl Tipper wählen, habe an einem Workshop und einem Camp teilgenommen, einen Online-Kurs belegt, stand das erste Mal auf der Bühne und habe viel Wissenswertes über das irische Nationalinstrument erfahren. Wie ich das gemacht habe? Dies und vieles mehr erfahrt ihr nun einmal im Monat auf Folk News. Ab heute lest ihr hier Informatives, Unterhaltsames oder Kurioses zur irischen Rahmentrommel und erhaltet eure BodhrÁnswers auf alle Fragen, die euch rund um die Bodhrán bewegen.
Dabei hole ich mir immer wieder professionelle Unterstützung – von den Heroes der Bodhránszene aus den unterschiedlichsten Bereichen. So wird z. B. der international bekannte Bodhránbauer, der bayrische Schreiner Christian Hedwitschak, einige Geheimnisse zu Trommelfell, Stimmsystem oder Rahmen lüften. Sein Landsmann, Drechsler Stevie Moises, ebenfalls auf fast allen Kontinenten für sein Handwerk bekannt, wird einen kleinen Einblick in die Vielfalt seiner außergewöhnlichen Tipper gewähren. Mit der gebürtigen Kanadierin und Wahlschottin Marissa Waite spreche ich unter anderem über Onlinekurse für Anfänger und Fortgeschrittene sowie die Sessionszene in und um Glasgow und Edinburgh. Und, last but not least, wird mich einer der bekanntesten deutschen Bodhránlehrer und Musiker, Rolf Wagels, mit Tipps, Tricks und Musikempfehlungen versorgen.
Worauf muss ich als Anfänger beim Üben besonders achten? Welche Größe, welche Art des Instruments ist die richtige für mich? Was ist eigentlich ein Rimshot, was ein Baby Grip? Kann ich die Bodhrán nur im Irish Folk spielen? Sollte ich meiner Bodhrán einen Namen geben?
Um es gleich vorwegzunehmen – deine Bodhrán sollte auf jeden Fall einen Namen bekommen. Du wirst sehr viel Zeit mit ihr verbringen, eure Beziehung wird immer tiefer werden und du wirst sie zeitnah Eltern und Freunden vorstellen – unvorstellbar ohne Namen. Die Antworten auf die anderen Fragen findest du in den kommenden Monaten.
In der nächsten Ausgabe im Oktober wird es zunächst – ja, es muss sein – erst einmal um die Geschichte dieses außergewöhnlichen Instruments gehen. Ihr werdet sehen: Historisches kann auch Spaß machen.
Nun habe ich viel über mein Vorhaben, wie es entstanden ist, und über ein paar berühmte Leute gesprochen – Zeit für ein wenig Selbstwerbung 😉 Wer steckt also hinter BodhrÁnswers?
Das bin ich, Katharina Menzel, mit meinem Wort- und Kreativstudio ‚Wirkungsebenen‘ aus der Uckermark. Als freie Journalistin und Lektorin für Musik, Kunst und Kultur bin ich in ganz Deutschland unterwegs, schreibe Artikel und Rezensionen – vor allem im weiten Feld der internationalen Folk-, Indie- und Singer/Songwriter-Szene – und trommle mich glücklich.
Ihr habt Fragen, die bodhránswert werden sollen, konkrete Tipps für eine spannende Geschichte oder ein Festival? Dann schreibt eine E-Mail an die Folknews-Redaktion – eure Infos werden an mich weitergeleitet.