Vor Kurzem sprachen wir über ,,Poesie“, die neue EP vom Waldgeist-Kartell. Das musikalische Kleinod von sechs Titeln macht jedoch nicht nur Spaß zu hören, sondern auch neugierig. Darum haben wir zehn Fragen gestellt und einige interessante Antworten bekommen, aber lest selbst!
1. Wenn ich richtig sehe, habt ihr bereits ein Debüt veröffentlicht. Was ist auf dem aktuellen Album anders als auf seinem Vorgänger?
Zuerst einmal haben wir uns personell seit dem ersten Album verdoppelt, wodurch der Sound natürlich breiter wird. Außerdem sind die Lieder präziser und durchdachter ausgearbeitet.
2. Gemeinhin wird behauptet, dass der Namen eines Albums von besonderer Bedeutung sei. Was verbirgt sich hinter eurer „Poesie“?
Zu dem Zeitpunkt als die Namensfindung anstand, hielten wir den Song „Poesie“ für besonders stark und vor allem besonders repräsentativ für die geplante EP. Im Rückblick wäre die Namensfindung vermutlich aber anders verlaufen, denn das Liedgut haben wir in den letzten Monaten vor der Veröffentlichung noch einmal tiefgehend überarbeitet, wodurch schlussendlich ein anderes Ergebnis erzielt wurde als wir es erwartet hatten. Trotz allem halten wir den Namen für passend.
3. Warum habt ihr euch im Hinblick auf den Sampler für „Wahnsinn“ entschieden?
Unsere Erfahrung zeigt, dass die schnelleren Lieder häufig auch schneller angenommen werden, daher schied eine Ballade aus. Wir haben dann zwischen „Wahnsinn“ und „Trabantenstadt“ geschwankt und uns für „Wahnsinn“ entschieden, da der Fokus bei diesem Lied mehr auf der Musik liegt, denn auf dem Text.
4. Welches sind die drei stärksten Songs eures Albums (und warum)?
„Trabantenstadt“, weil uns die Stimmung selbst, gerade Live, immer wieder mitreißt und wir verdammt noch mal keinen Bock auf Gentrifidingsbums haben, „Nemo“, weil dieses Lied einen großen Teil unserer musikalischen Palette beinhaltet und, ja, Eigenlob stinkt, sehr stimmig und harmonisch geschrieben ist und „Wahnsinn“, weil er einfach der Wahnsinn ist!
5. Wie entstehen Lieder bei euch? Alles gemeinsam? Oder leistet jemand eine Form von „Grundarbeit“ und der „Rest“ beteiligt sich dann moderat?
Am Anfang ist das Wort. Benno schreibt einen Text, Sänger Micha und Gitarrist Maddin haben den Hauptteil der Lieder komponiert, wobei der anfangs schon erwähnte personelle Zuwachs zwischen dem letzten Album „Hexenwerk“ und der aktuellen EP „Poesie“ für uns hierbei eine Besonderheit ausmacht. Das Liedgut wurde in seinen Grundfesten zu großen Teilen noch vor dem Zuwachs geschrieben, (Western-) Gitarrist Daniel kam knapp ein Jahr vor „Poesie“ dazu und konnte noch gemeinsam integriert werden, Sängerin Charly und Cajonist Timo kamen erst Anfang 2019 dazu und konnten ihren Beitrag zu bereits vorhandenen Instrumentals leisten. Das nächste gemeinsame Werk wird daher hoffentlich eine noch größere Bandbreite anbieten können, denn die „Neuen“ können dann auch ihre Ideen und Kompositionen voll einbringen und entfalten.
6. Wie war die Arbeit im Studio für euch? Gab es Besonderheiten? Wie lange habt ihr an dem Album, dem Artwork und den Songs gefeilt?
Die Zeit im Studio war extrem produktiv und angenehm, speziell Maddin hat es wohl nur ungern wieder verlassen, da es im Studio im Gegensatz zu Live sehr auf Perfektion ankommt und das für uns ein großer Ansporn und eine sehr spannende Erfahrung war. Die Lieder sind 1,5 Jahre bis ein Dreivierteljahr überarbeitet und komponiert worden, wobei wir die letzten Vier bis Fünf Monate vor dem Release angefangen haben, sehr intensiv zu proben und uns die Aufnahmen der Proben immer wieder anzuhören, um einschätzen zu lernen, wie sie als Studiosongs wirken. Das hat dazu geführt, dass von den ersten Probeaufnahmen bis zur fertigen CD teils nur die Grundideen der Lieder gleich geblieben sind. Was das Artwork angeht, sind wir heilfroh, von Marc „Knopfloch“ und Ronny Harbich fähige Unterstützung erhalten zu haben, so das von uns eigentlich nur die Idee stammt. Das Cover haben wir etwa ein halbes Jahr vor Veröffentlichung beauftragt und unsere Ideen genau ausformuliert und übermittelt. Für das Ergebnis dürfen wir uns bedanken!
7. Wie ist euer musikalischer Werdegang? Habt du schon immer eigene Musik gemacht oder seid ihr – wie viele andere Musiker – auch um die sogenannten Cover-Bands nicht umhingekommen?
Wir haben in unserer Bandgeschichte einen Song gecovert: „Edelweißpiraten“. Dies hat allerdings auch nichts mit fehlendem Liedgut zu tun gehabt, sondern mehr mit politischer Überzeugung. Dadurch, dass wir mit Texter Benno und Sänger Micha das Projekt begonnen haben, waren die Texte bei uns nie nur eine Begleiterscheinung oder ein „Notwendiges Übel“, sondern immer eine eigenständige Kunstform und Covers kamen daher nicht in Frage.
8. Warum wählt ihr Deutsch als Textsprache?
Weil wir davon ausgehen, dass uns dann in Deutschland relativ viele Leute verstehen!
Am Rande ist das in der vorherigen Antwort bereits enthalten: Text ist aufgrund der Tatsache, dass Benno als Bandmitglied ausschließlich Texter ist, immer ein großer Faktor und auf Deutsch kann sich dieser am besten ausdrücken. Außerdem wollen wir neben der Freude an der Musik vor allem auch eine Nachricht transportieren und glauben, dass sie unsere Mitmenschen verstehen sollten und da wir nun mal im deutschsprachigen Raum leben, bietet sich Deutsch an.
9. Wie ist euer Bandname entstanden? „Kartell“ hat ja eine womöglich nicht ganz astreine Nebenbedeutung. Warum diese Wahl?
Gestartet haben wir als „Waldgeist“ mit dem Traum, ein paar Leute zu begeistern. Geworden ist uns das „Waldgeist-Kartell“, denn jetzt möchten wir lieber die Weltherrschaft!
Der Zusatz „Kartell“ macht deutlich, dass es sich nicht mehr um das ursprüngliche „Waldgeist“ handelt, sondern eben um ein ganzes Kartell. Wir sind mehr!
10. Fühlt euch frei, zu ergänzen, was immer euch für „Poesie“ und euren Werdegang wichtig erscheint.
Hallo Mama, ich bin im Fernsehen!