Mit „Slow“ weist dein Album ja auf eine Ruhe hin, die dem Album zweifelsohne innewohnt. Inwiefern ist diese auch als Ausdruck eines persönlichen Gemütszustands zu verstehen?
Ich bewege mich seit Jahren zwischen den Polen “ruhige Gitarrenmusik” und “lebendige Tin Whistle-Musik”. “Slow” ist weniger ein Ausdruck meines persönlichen Gemütszustandes, sondern passt eher zur Atmosphäre der CD, die in einer dieser “ruhige Gitarrenmusik”-Phasen entstanden ist.
Ist das auch Ausdruck dessen, dass du angekommen bist (familiär, musikalisch, kreativ) oder treibt dich auch weiterhin künstlerische Unruhe an?
Musikalisch und kreativ war und bin ich immer schon angekommen, d.h. ich habe immer schon das gemacht, was gerade künstlerisch für mich passte. Familiär bin ich erst seit meiner Heirat und der Geburt meiner beiden Kinder angekommen. Das ist schon ein paar Jahre her und hat nicht unbedingt direkt was mit “Slow” zu tun. Mich treibt auch keine künstlerische Unruhe an, sondern die unbändige Lust am Komponieren, am Gitarrespielen und am Tin Whistle-Spielen. Ich mag auch einfach gerne CDs als Gesamtkunstwerk, und CDs aufnehmen und veröffentlichen sind zentraler Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit.
Mit Sologitarre ist das Auftreten auf Stadtfesten oder lauten Festivals wahrscheinlich nicht deine primäre Intention. Wie lebst du von der Musik, d.h. wie sieht dein musikalischer Alltag aus? Spielst du in Clubs, Theatern oder Gitarren-Festivals?
Ich habe in den letzten Jahren nur ein paar Auftritte gespielt und mich hauptsächlich um meine Kinder und meine Kompositionen gekümmert. Nach 12 Jahren als Profimusiker bin ich seit 2010 in der glücklichen Lage, kein Geld mehr verdienen zu müssen, da meine Frau einen gutbezahlten Job hat. Ich konnte mir also die Auftritte aussuchen und es waren tolle Solokonzerte an schönen Orten dabei, wie auch feinste Hintergrundmusik-Auftritte bei verschiedenen Events. Am schönsten sind Solo-Konzerte in einem edelen Ambiente mit ca. 50 Zuhörern, sodass man eine Stecknadel fallen hören kann.
Solistisch tätig zu sein, ist insofern ein Luxus als dass man in der Logistik auf keine weiteren Mitstreiter achten muss. Gab es Zeiten, in denen du den Rückhalt anderer Musiker auf der Bühne gebraucht hast? Wie sah dein Weg bis zum Solisten aus oder bist du schon immer allein musikalisch unterwegs?
Vor 2002 hab ich in vielen Projekten und Bands gearbeitet und dabei immer mehr festgestellt, dass ich musikalische Visionen habe, die ich nur als Solokünstler verwirklichen kann. Und so habe ich dann alle Projekte beendet und gleichzeitig meine erste Solo-CD “Klangzauber” (2002) aufgenommen. Auch auf Live-Konzerten habe ich gemerkt, dass ich mit meiner Instrumentalmusik und meinen Geschichten, die ich live erzähle, genug alleine zu sagen habe.
Ich erinnere mich, dass du mal berichtest hast, du seist auch in Reportagen oder Filmen gespielt worden? Wie bist du an derartige Jobs gekommen? Ist das das Ziel deiner musikalischen Reise?
Ich habe im Schnitt 50 Einsätze pro Jahr im Rundfunk und Fernsehen und wünsche mir natürlich, dass mit jeder CD die Einsatzquote steigt, da das vor allem GEMA-Tantiemen bringt und mich außerdem sehr in meiner Arbeit bestätigt. Entwickelt hat sich dieser Bereich seit der Veröffentlichung meiner CD “Sommertiefe” (2004) durch Peter Finger. Peter Finger ist einer der weltweit renommiertesten Verleger für akustische Gitarrenmusik (Acoustic Music Records, Wonderland Records) und hat insgesamt 3 CDs von mir veröffentlicht und diese auch ins Radio und Fernsehen gebracht.
Inwiefern verstehst du dich als Künstler / Musiker? Ist das Leben des Künstlers, der für seine Arbeit Applaus erhält, nicht bisweilen ein egostärkendes Phänomen, will sagen, es gibt ja auch Musiker, die abheben – wie erdest du dich?
Ich widme mein Leben meiner Musik und ich empfinde mich daher auch als Künstler. Ob mit viel oder mit wenig Geld, spielt dabei keine Rolle. Ich bin wie gesagt verheiratet und habe 2 Kinder. Ich bin also dafür mitverantwortlich, dass es mir und meiner Familie gut geht und wir ein glückliches Leben führen und das erdet mich voll und ganz.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Wie ist das Leben als Musiker mit einer wachsenden Familie zu vereinbaren?
Ich möchte gerne wieder mehr Auftritte machen, mehr individuellen Unterricht geben, mehr Irish Music Sessions spielen und nächstes Jahr an einer neuen CD arbeiten. Je älter meine Kinder werden, umso leichter wird das gehen. Ich bin aufgrund meines guten Gedächtnisses immer in der Lage an meiner Musik zu arbeiten, und in der wenigen freien Zeit, die ich habe, bin ich sehr aufs Wesentliche fokussiert. Meine motorischen Fähigkeiten sind außerdem sehr gut trainiert, sodass ich heute mit sehr wenig Übungszeit auskomme.
Was sind die Neuerungen auf dem jetzigen Album? Was sticht heraus, womit bist du vielleicht noch nicht ganz zufrieden?
Frühere Alben waren häufig eine Ansammlung von Kompositionen aus verschieden Zeiträumen meines Schaffens. “Slow” ist innerhalb von 6 Monaten an einem Stück und vor allem an einem Ort entstanden. Das Album drückt vielleicht auch ein wenig das Lebensgefühl der Menschen hier in Schleswig-Holstein aus und ich bin total zufrieden mit der CD. Daneben biete ich dem gitarristisch Interessierten ein 29-seitiges ebook mit allen Kompositionen (Noten/Gitarrentabulaturen) an. Dieses ebook ist als PDF mit auf der CD.