Am 15. Februar dieses Jahres veröffentlichte George Major sein Solo-Debüt unter dem Namen „Porch Songs„. Neun Titel fasst der Silberling, der nach einer Fortsetzung verlangt. Wir haben mit Major über musikalischen Minimalismus, seine Geschichte, gegenwärtiges Erleben und Zukunftsmusik gesprochen – und dabei viel über das sogenannten „Ankommen“ erfahren. Aber lest selbst.
01) Wie viele Alben hast du bereits produziert? Inwiefern ist das aktuelle Album etwas Besonderes in deinem musikalischen Werdegang?
Wenn man so lange Musik macht wie ich, ist man auf vielen Alben vertreten. Sei aus meine Zeit bei der Britischen Armee als Posaunist oder meine Zeit als Mitglied des Chores von dem Musical „Starlight Express“ in Bochum, aber auch als Mitglied der deutschen Beach Boys „Die Strandjungs“. Meine jetzige CD ist mein erstes Album, auf dem ich solistisch zu hören bin. Davor habe ich eine CD mit Kollegen produziert sowie eine EP als Solo-Künstler. Ich muss sagen, diese CD ist schon etwas Besonderes für mich, weil ich zum ersten Mal das Gefühl habe, dass ich tatsächlich angekommen bin. Ich schreibe jetzt über die Dinge um mich drumherum, die mich berühren, aufregen und teilweise auch besorgt machen.
02) Woher rührt der Titel des Albums?
Der Titel kommt daher, dass es in den USA Tradition ist, dass Musiker sich treffen – am späten Nachmittag oder früh abends auf der Veranda eines Hauses – und Songs gemeinsam singen. Entweder alle zusammen oder halt Solo. Und meine Songs auf diesem Album sind mit diesem Bild entstanden.
03) Du sagst, dass du dich auf das Wesentliche reduziert hast. Was bedeutet das? Ist die Arbeit mit vielen Musikern (oder selbsteingespielten weiteren Instrumenten) nicht auch ein Prozess, in dem jeder Teilaspekt gut geplant sein muss?
Ich habe in der Vergangenheit mit vielen Musikern zusammengearbeitet – mit Big Bands, und Orchestern oder klassischen Band-Formaten – aber ich habe es immer geliebt, auch zu zweit oder zu dritt Musik zu machen. Ich fand es aber immer toll, wenn sich befreundete Musiker einfach mal eine Gitarre geschnappt und losgespielt haben. Das war am intimsten, fand ich. Als ich dann fünfzig wurde, habe ich mir entschlossen Gitarre zu lernen, um das auch so zu können. Es kommt noch hinzu, dass ich so untalentiert bin, was organisieren angeht, dass es für mich einfach besser ist, wenn ich das alleine mache.
04) Wie nimmst du das Textverständnis deines überwiegend deutschen Publikums wahr? Oder lässt sich das Publikum lieber von den Melodien ablenken?
Ich glaube schon, dass mein Publikum in Deutschland zuerst auf die Melodie hört und dann erst auf den Text. Allerdings sind meine Texte nicht so kompliziert, dass man sie – beim zweiten Mal Hören – nicht verstehen könnte. Nach meinen Konzerten kommen viele Leute zu mir und sagen, dass sie meine Texte berührt haben – oder fragen, worum es in dem einen oder anderen Song ging. Das finde ich toll, weil ich dadurch in Kontakt mit den Menschen, die sich für meine Musik interessieren, komme.
05) Wie ist dein musikalischer Werdegang? Hast du schon immer eigene Musik gemacht oder bist du – wie viele andere Musiker – auch um die sogenannten Cover-Bands nicht umhingekommen?
Mein musikalischer Werdegang ist nicht sooooo typisch für einen Singer/Songwriter – glaube ich. Als ich elf Jahre alt war, fing ich mit Posaune an. Das war quasi Tradition in dem kleinen Bergbaudorf, aus dem ich komme. Das führte dazu, dass ich mit sechzehn zur Armee gegangen bin und dort als Posaunist in eine Militärkapelle gespielt habe. Als ich dann vierundzwanzig Jahre wurde und gesehen habe, dass die Armee vielleicht doch nicht das wahre Leben für mich ist, habe ich angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen. Das führte dazu, dass ich in Holland fünf Jahre Gesang studiert habe. Das wiederum brachte mich dann über Umwegen nach Bochum (wie vorher erwähnt), wo ich beim „Starlight Express“ im Chor gesungen habe (und nein, ich bin nicht mit Rollschuhen rumgefahren).
Dadurch habe ich Kontakte zu Musikern geknüpft, die schon in Bands spielten, und der Rest ist Geschichte. Also, wie üblich, Cover-Bands, Hochzeiten, Show-Bands. Und natürlich habe ich in der Zeit Gesangsunterricht gegeben, was ich auch heute noch mache.
06) Wie war die Arbeit im Studio? Gab es Besonderheiten? Wie lange hast du am Album und den Songs gearbeitet?
Im Studio ging alles relativ schnell. Ich hatte meine Songs gut eingeübt, habe mich eingespielt, und mein Freund Ralf Kiwit, der das „Subtone Studio“ betreibt, hat alles schnell eingestellt, und dann ging es los. Ich glaube, die Songs habe ich drei bis vier Mal komplett durchgespielt, und wir haben immer den besten take genommen. Ich habe dann eine zweite Stimme draufgesungen, Mundharmonika gespielt, und fertig. Ich glaube, eine große Gefahr besteht darin, wenn man anfängt, an irgendwelche Geräte rumzudrehen, und hier mal was ändert, und da mal was zu mischt. Nun ist es so auf der CD, wie ich es gespielt habe, und so möchte ich es auch lassen. Ich glaube, wir waren mit dem Aufnehmen von den Songs in fünf, vielleicht sechs Stunden fertig. Am nächsten Tag haben wir es gemischt. Und voilá …
07) Fühl dich gern frei, alles zu ergänzen, was dir für dieses Album oder deine momentane Arbeit als Musiker wichtig ist.
Es ist mir wichtig, dass die Leute diese Stimmung fangen können, wenn sie die CD anhören: Dass man auf einer Veranda sitzt, ein Bierchen dabeihat, die Sonne untergeht und dabei meine Songs anhört. Dass man sich die Zeit nimmt, sich auseinanderzusetzen mit meinen Themen, ein bisschen nachdenkt, ein bisschen schmunzelt – und glücklich ist. Ich bin echt zufrieden mit meiner CD, mit den Reaktionen, die ich darauf bekommen habe, und auch in während meiner Konzerte, wenn ich sehe, dass ich die Menschen erreicht habe. Dafür mache ich das. Ich habe seit der Fertigstellung der CD aber schon gefühlte 20 Songs geschrieben. Also „Porch Songs 2“ kommt!