In letzter Zeit reden wir des Öfteren über Bal-Folk, aber was zeichnet dieses Genre eigentlich aus und wo hat es seinen Ursprung?
In den 70er Jahren wurden in Frankreich viele der europäischen Volkstänze wieder modern und im Zuge dessen überarbeitet, doch bei den Tänzen blieb es nicht, schließlich bedurfte es auch entsprechender Musik. So wurden ebenso traditionelle Musikstücke neu interpretiert, ohne dabei ihren Bezug zu den Wurzeln zu verlieren.
Mittlerweile steht Bal-Folk für viele Leute in Verbindung mit Begegnungen auf Tanzveranstaltungen oder entsprechenden Workshops, Lebensfreunde und das gemeinsame Musizieren. Die Stimmung auf vielen dieser Veranstaltungen scheint sehr losgelöst und neue Gesichter sind steht’s willkommen.
Dies bedeudeut allerdings nicht, dass die Ausführung möglichst genauer Tanzschritte und das Erlernen neuer Tänze nicht mit einer starken Akribie der Interessierten verbunden ist. Zumal der Bezug zu den originalen Tänzen durchaus vorhanden ist. Dennoch ist der heutige Bal-Folk mehr Leidenschaft als Perfektion, auch wenn das eine das andere nicht ausschließt, besonders was die Musiker betrifft.
Die Tänze mit den traditionellen Wurzeln entwickeln sich fortwährend, Elemente anderer moderner Tänze finden Anklang, werden übernommen und auch zu sehen ist, getanzt wird oft auch generationsübergreifend. So treffen hier nicht nur Generationen aufeinander, sondern auch Nationen. Besonders populär ist Bal-Folk in Polen, Tschechien, Frankreich und Deutschland, doch auch in Österreich, Spanien und England ist Bal-Folk bekannt.
Ein Blick auf die Musik:
Bal-Folk zeichent sich durch Musikinstrumente wie Geige, Akkordeon (diatonisch und chromatisch), Drehleiher, Sackpfeife, Harfe, Kontrabass, Bombarde aus, aber auch Schlagwerk und Gitarren werden gespielt.
Wie jedes Genre hat auch der Bal-Folk seine musikalischen Charakteristika.
Durch die notwendige ‘‘Tanzbarkeit‘‘ kommt es bei Stücken des Bal-Folk auf Rhythmus, Tempo und Arrangement an, dementsprechend werden diese auch verschiedenen Tänzen zugeordnet. Zu den bekanntesten zählen Walzer, Mazurka, Schottisch, An-Dro und Bourrée.
Mittlerweile werden neben der vielzahl traditioneller Texte auch eigene Kompositionen geschrieben, die den Merkmalen des Gerne entsprechen.
Die Tänze:
Die Tänze des Bal-Folk reichen von einfach bis komplex. Diese lassen sich hierbei grob in Paartänze, Kreistänze, Kettentänze und Reihentänze unterscheiden, deren Grundlage meist französische Volkstänze bilden. Jedoch kommen in verschiedenen Regionen immer mehr moderne Einflüsse hinzu. So lässt sich beispielsweise bei einigen Tanzabenden im tschechischen Raum beobachten, dass vereinzelt Charakteristika aus dem lateinamerikanischen in Tänzen wie Schottisch in die traditionellen Schrittfolgen eigebunden werden.
Einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Tänze gibt dieses Viedo:
Für Interessierte:
Karsten Evers und seine Frau Ulrike Frydrych haben ihre Leidenschaft für die französischen Volkstänze auf ihren Reisen durch Frankreich in den 80er Jahren dokumentiert. In liebevoller Kleinstarbeit wurde alles von Hand dokumentiert und in mehreren Heften niedergeschrieben. Diese haben die beiden nun auch mit der Öffentlichkeit geteilt. Alle Hefte der beiden gibt es zum kostenlosen Download hier als PDF-Datei. So gut wie alles darin findet sich in einen oder anderen Form auch auf den heutigen Bal-Folk Tanzabenden und Veranstaltungen wieder.
Ulrike und Karsten haben viel Zeit damit zugebracht ihre Arbeit zu dokumentieren und nun zu teilen, wir danken herzlichst dafür!
Musik und Tanz des Bal-Folk befinden sich im ständigen Wandel und erleben unentwegt neue Einflüsse, die sich in den nächsten Jahren sicher bemerkbar machen werden. Ebenso steigt die Begeisterung und die Szene findet immer mehr Anklang. So finden sich auch viele musikalische Vertreter des Genres nicht nur hier in Deutschland, sondern auch in Nachbarländern.
Es lohnt sich einmal die Nase in Musik und Gemeinschaftsgefühl “Bal-Folk“ zu stecken!