Es war voll beim 17. Festival Maritim. Natürlich, denn wer lässt sich schon ein Aufgebot von ca. 150 Konzerten auf fünf großen und fünf weiteren etwas anderen Bühnen, wie eine Fähre oder ein Seegelschulschiff rund um ein perfektes Festivalgelände entgehen? Von den unzähligen spontanen Darbietungen und erstklassiger und abwechslungsreicher kulinarischer Versorgung mal ganz abgesehen. Denn welches andere Land steht mehr für gutes Essen, als Frankreich? Das diesjährige Partnerland bot auch gleich mit dem „Les Saveurs de France“ einen ganzen Gourmetmarkt rund um den historischen Museumshafen. Dort wurden unter anderem Produkte aus Savoyen, der Provence und der Bretagne angeboten. Für Käse und Weinfans ein El Dorado der Genüsse.
Es war warm. Ging der Blick beim Aufbau noch leicht besorgt in den Himmel, kam pünktlich zu Beginn des Festivals das schöne Wetter. Denn was dem Hurrikan in Scheeßel sein Regen, ist dem Festival Maritim seine Sonne. Auch das ganz klar.
Es war hochgradig ansteckend. Denn der guten Laune und vor allem der durchgängigen Spielfreude von rund 35 Bands, Gruppen und Chöre aus Frankreich, Niederlande, Polen, Deutschland und England konnte man sich nicht entziehen. Stilrichtungen von rau bis rockig, von Blues bis Ballade, von Shanty bis zum traditionellem keltischem Folk. Drei Tage würden nicht ausreichen allen Bands die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Alleine Frankreich war mit elf Bands vertreten. U.a auch mit Celkilts, die mittlerweile weit verbreitet als einer der besten keltischen Live Acts in Europa gilt.
Da war auch noch die holländische Band Harmony Glen mit tollen Kostümen und einer sehr überzeugenden, dynamischen und klasse Vorstellung. Klare Stimmen, abwechslungsreich und auf hohem musikalischen Niveau. Irisch-keltische Folklore verwoben mit Einflüssen aus aller Welt der Extra-Klasse! Verständlich, dass die Band gerne gesehene Gäste und nicht das erste Mal beim Festival dabei waren.
Ebenso die sieben Musiker von Sur les Docks, die mit einer ebenso temporeichen und sympathischen Bühnenshow, ihre ungewöhnlichen Musikmischung aus Reggae, Punk, Shanties und französischen Balladen mit Schmackes und großzügig hineinkomponierter irischer und keltischer Rockanklänge mischt. Musikstil: kontinuierlich ansteckend. Da wundert es nicht, dass das Publikum nicht mehr an sich halten konnte und kurzerhand die Bühne entert, oder die Musiker während der Show vor der Bühne mit dem Publikum abtanzte.
Aber auch „Erst-Täter“ Folk´s Sake aus Berlin konnte ohne Probleme mit dem hohen Niveau mithalten und punktete mit einer fröhlichen und ausdruckstarken Bühnenpräsenz. Und ganz nebenbei stand da auf der Bühne eine geballte Kraft gesangstechnisch ausgebildeter Musiker mit überzeugendem und abwechslungsreichem Repertoire aus irischen und schottischen Liedern, Elementen aus Bluegrass und Liedern aus eigener Feder. Untermalt wurde ihr ansteckendes Spiel bei einigen Stücken mit einem wahren Wirbelwind tänzerischer Stepptanzkunst. Und auch dieser ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls vor der Bühne mit dem Publikum zu tanzen.
Unterhaltend war es. Denn neben all der musikalischen Vielfalt, dem Shanty-Slam am Ende des Festivals und dem abschließenden Höhenfeuerwerk, gab es gegen Abend Wasser- und Lichtinstallationen zu sehen, die den Stadtgarten und die gegenüberliegende Schiffswerft in ein besonders Licht versetzte. Traditionell zog der Pirat Säbelzahn mit den Kindern auf der Suche nach verborgenen Schätzen über das Gelände am Speicher, wo u.a. ein Wasser-Orchester für den kommenden musikalischen Nachwuchs sorgte.
Großartig war es. Und man wundert sich, wie ein einmal erreichtes Niveau jedes Jahr wieder erreicht, wenn nicht sogar gesteigert werden kann. Wunderbar, oder wie der Franzose sagen würde: magnifique. Und wir alle haben in der Schule die passenden Komperative und Superlative gelernt. Was man uns nicht erzählt hat, ist dass es wohl noch eine weitere Steigerung gibt: Festival Maritim!
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