„Gimme Some Wine“ lautet der Titel des mittlerweile sechzehnten Studioalbums von Eleanor McEvoy. Dass die irische Songwriterin, vor allem mit dem Titel „Only A Woman’s Heart“, internationale Aufmerksamkeit erregte, bei großen Plattenfirmen unter Vertrag und weltweit unterwegs gewesen ist, soll hier nur als einleitende Randinformation dienen. Dennoch hört man den zehn Stücken des neuen Albums an, dass sich die Künstlerin im Songwritersegment auf hohem Niveau bewegt. Alle Songs verkörpern ein Selbstbewusstsein, das keine Scheu vor Eingängigkeit aufweist. So mag man sich hier und dort an Songwriterkolleg*innen und Genregrößen wie Emmylou Harris oder Mark Knopfler erinnert fühlen.
Große klangliche Experimente finden sich nicht auf „Gimme Some Wine“. Klassischer Songwriter Bandsound, hier und dort ergänzt durch den einen oder anderen Bläser- oder Streichereinsatz, bildet das Fundament, um McEvorys unprätentiöser, charmanter Stimme und tollen Melodien Raum zu geben. Das Album weist einen leicht melancholischen, gleichsam verspielten Charakter auf, wie etwa im Eröffnungsstück „Scarlet Angels“, eine Hommage an die Musik und solche Menschen, die in einem Leben den Unterschied ausmachen.
Das Titelgebende „Gimme Some Wine“ ist dem mittlerweile verstorbenen Maler, Chris Gollon, gewidmet und zieht das Tempo des insgesamt eher bedächtig gehaltenen Gesamtwerkes an. McEvoy umschifft Pathos an dieser Stelle geschickt durch einen Hauch an Selbstironie: „I was drawn into this world, only a fragment of a girl with nothing, but a sad song to my name“. Ob sie sich dabei auf den berühmten Beatles Song bezieht, kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden. So oder so handelt es sich hierbei um eine Zeile besonderer Strahlkraft.
McEvory ist eine begnadete Musikerin und Multiinstrumentalistin, das steht außer Frage. Für „Gimme Some Wine“ hat sie jedoch ebenfalls Unterstützung einiger Musikerkollegen erhalten. So z.B. Paul Brady und Mike Greaves, vor allem aber Dave Rothary, der u.a. an Stücken wie „The Company Of One“, ein weiteres aus der Pandemie geborenes Lied oder „The Man Who Faked His Own Life“ beteiligt ist. Auch „Almost Beautiful“, welches die Alzheimer-Krankheit zum Thema hat, ist der Zusammenarbeit mit Rothary und McEvory entsprungen.
„Gimme Some Wine“ ist ein eingängiges Album, ohne Extravaganz. Es möchte gefallen und agiert dabei handwerklich auf hohem Niveau. Das Album ist bereits am 11. Oktober erschienen, passend zur Deutschland-Tour der Künstlerin, die noch bis zum 06.11. andauert.
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Titelliste:
01. Scarlet Angels
02. South Anne Street
03. Gimme Some Wine
04. Almost Beautiful
05. Found Out By Fate
06. Fragile Wishes
07. The Company Of One
08. The Spanish Word For Heart
09. The Man Who Faked His Own Life
10. Survival