Zeit haben sich die vier Musiker der Cobblestones aus Berlin gelassen. Nicht grundsätzlich mit einem neuen Album nach ihrer letzten Live-CD, sondern mit einem Album ganz anderer Art: ihrem ersten Weihnachtsalbum.
Das Cover selbst kommt nicht sonderlich weihnachtlich daher, erinnert es doch ein wenig an das Erscheinungsbild vorangegangener Alben. Sehr auffällig dagegen der offensichtliche Rechtschreibfehler, denn dort heißt es Krist´stollen, und nicht Christstollen. Ich habe da so meine eigene Vermutung. Und wer die Musiker der Cobbestones kennt, weiß, dass sie für jeden Spaß auf der Bühne und auch sonst zu haben sind. Wer also Christstollen bewusst falsch schreibt, nimmt die weihnachtlichen Gebräuchen wohl auch eher mit einem Augenzwinkern wahr. Das beweist auch die Tatsache, dass sich unter den acht Liedern des Albums ein schwarzes Schaf befindet. Nach dem Opener Christmas In The Old Man´s Head sorgt The Pace Egging Song für einen schwungvollen Einstieg. Wen stört es da schon, dass er eigentlich keinen winterlichen oder gar weihnachtlichen Brauch, sondern eine Tradition aus NW England und Yorkshire zu Beginn der Osterzeit beschreibt. Und auch sonst fehlt der ach so besinnliche Ernst der üblichen Weihnachtsalben. Frosty the Snowman bekommt zwischendurch einen Dialog mit Piepton, und Jingle Bells neue Strophen verpasst. Ein Schelm, wer am Ende des Liedes in die galoppierenden Hufe einen durchgehenden Elch hineininterpretiert.
Traditionelles gibt es mit Christmas in The Old Man´s Head und The Holy And The Ivy. Beide so klassisch und irisch umgesetzt, wie man es von diesen bekannten Stücken gewohnt ist. Und auch Seven Joys of Mary könnte sich dem bedenkenlos einreihen, wenn nicht zu Beginn ein Einzählen per Telefon auf eine falsche Fährte locken würde. Stimmlich für mich eines der besten und schönsten Stücke des Albums.
Wer Besinnliches sucht, wird bei diesem Album nicht fündig werden. Aber das war auch mit Sicherheit nicht der Hintergedanke bei der Produktion. Und wer weiß, vielleicht zielt die Anspielung eines Bergwergstollens auf dem Cover auch eher auf das Begraben von weihnachtlicher Schwermut und Festtagsstress. Krist´stollen ist in jedem Fall ein Album für lustige Glühweintreffen, Kekse backen und für die Zeit nach der Bescherung, wenn die Spannung verflogen und man sich wieder den weniger ernsten Dingen der Weihnachtszeit widmet.
Einen Vorwurf müssen sich die Bären allerdings gefallen lassen. Als eine wirklich gute Liveband haben sie es mit ihrer letzten CD geschafft, diese einzigartige Atmosphäre und dieses Lebensgefühl in das heimische Wohnzimmer zu transportieren. Bei Krist´stollen fehlt mir dieses gewisse Etwas und statt einer Coverversion von Fairytale of New York hätte ich mir vielleicht lieber ein traditionelles Lied in Live Akustik gewünscht.
Titelliste:
- Christmas In The Old Man´s Head
- The Pace Egging Song
- Jingle Bells
- Seven Joys Of Mary
- The Holy And The Ivy
- Frosty The Snowman
- The Wren Song
- Fairytal Of New York