Viel zu lange hat dieses Album im Regal auf seine Besprechung warten müssen. In der irrigen Annahme, dass eine interessante optische Aufmachung für ein interessantes Inneres, hier also gute Musik verbürge, sorgte im Umkehrschluss, dass die Cover-Gestaltung nicht allzu viel Überraschendes musikalischer Natur in sich beherbergen würde. Weit gefehlt, denn Brendan Monoghans 2016er Album „Today Is A Good Day“ brilliert über weite Strecken.
Den Auftakt des 45-minütigen Albums macht, The Girl From Westmeath, in beschwingten, wenngleich nicht überhasteten, 6/8-Takt. Mit Schlagzeug, Banjo, E-Bass, Violine, Akkordeon und vielstimmigem Gesang schlägt der Opener den grundsätzlichen Duktus des Albums an: Zwischen sehnsuchtsvoller Eindringlichkeit und positiver Zugewandtheit trägt Monaghans Stimme durch die Strophen und Refrains. Einzig der Einsatz der Violine mag nicht so recht überzeugen. In Mix und Intonation mag sie sich nicht in das ansonsten einwandfreie Produkt einfügen und erweckt den Eindruck des Spontan-Dazu-Gekommen-Seins und teilt dementsprechend nicht allzu viel mit.
So Sad, in bester Schunkelmanier vorgetragen, setzt seinen Fokus auf das tragende Piano und spielt – insbesondere im Hinblick auf die Gesangsattitüde – zum folkverwandten Genre des schlageresken Pop. Eine gelungene Symbiose, bei der die Geige ihren Ersteindruck durch pausendfüllende Slight-Einwürfe wieder ins rechte Licht rückt. Mit Mother – einer namentlich selbsterklärenden Hommage – folgt einer der stärksten Titel des Albums, das insbesondere vom melodiösen Miteinander von Whistle und Akkordeon lebt. Sensibel umspielen sich die Instrumente, passieren das ewige Credo „Terzen helfen immer“ und offenbaren Sehnsuchtsvolles wie Wunderbares. Im letzten Viertel des Stückes singt ein Kinder-Chor „Mother, Mother“, indes die Melodiebögen sich, großen, ruhigen Wellen gleich, ins Fade-Out verschwenden. Today Is A Good Day präsentiert sich in beinahe psychodelisch und abwechselnd überbordend heiterer Gewandung. Überwiegend in 3/4- oder 6/8-Taktung stellen Titel wie Sometimes, das gradetaktig überrascht, eher die Ausnahme des Albums dar.
„Today Is A Good Day“ beweist eindrucksvoll, dass folkloristisch anmutende Stücke mitnichten Traditionals sein müssen. Verfechter einander jagender Tonabfolgen werden mit dem 14-Titler aufgrund des insgesamt mittleren Grundtempos bisweilen nicht allzu viel Hörfreuden entdecken können. Wer sich indes davon überzeugen lässt, dass Kitsch eindrucksvoll unironisch in inhaltsschwangere Wohlgefälligkeit überführt werden kann, wer eine abwechslungsreiche CD, die dennoch wie aus einem Guss erscheint, mit unterschiedlichem Fokus auf brillierende Soli und intelligente Arrangements, offen gegenübersteht, wird eine Dreiviertelstunde Hörgenuss erleben können. Demnächst ist dieses Album auch zu gewinnen.
Titelliste
- The Girl From Westmeath
- So Sad
- Mother
- I Am Weak
- Where I Belong
- Today Is A Good Day
- Girl On The Corner
- Faith, Love & Hope
- Sometimes
- Who Shall We Turn To
- Comin‘ Home
- Ta Mo Chroi In Eirinn
- Leaving Portaferry
- Where I Belong
Thank you for the review. I am very grateful. Brendan