Am ersten Morgen nach meinem Urlaub kam ich sehr früh in die Küche, um für alle Frühstück zu machen. In den CD-Player legte ich Tough Ain’t Easy von Bad Temper Joe und plötzlich war alles so, wie es schon immer sein sollte. Den Blues wieder zu hören, war wie ein Noch-mal-zu-Hause-ankommen. Irgendwo muss der Blues in mir noch geschlummert haben, aber mit dieser CD ist er wieder zum Vorschein gekommen. Das tat unglaublich gut. So wie es der Titel der CD benennt: Stark, ist nicht einfach. Aber es ist einfach schön.
Einfach heißt in diesem Fall auch: ein Mann, eine Gitarre. Back to the Roots. Dem Rootsblues fühlt sich der aus Bielefeld stammende, Anfang 20-jährige Sänger, verpflichtet. Allerdings spielt es für ihn keine Rolle, ob ein Song dem 12 Takt Schema folgt, eher dem Folk, Country oder Americana zuzuordnen ist. Wichtig sind ihm Herz und Seele der Musik, beides hat sie. Vom ersten Ton an nimmt einen die Stimme von Bad Temper Joe gefangen. Diese Stimme scheint im Leben schon alles erlebt zu haben. Kein Schmerz, kein Schmutz, aber auch keine Freude scheint ihr fremd zu sein. Joe spielt seinen Blues in der langen Reihe und Tradition der großen Vorgänger und hebt ihn gleichsam in die heutige Zeit. Mit einem Augenzwinkern zitiert er musikalisch und textlich hin und wieder seine Vorbilder und es macht Spaß sich auf diese Spurensuche zu begeben.
Tough Ain’t Easy ist bereits das dritte Album des Künstlers. Bis auf ein Stück stammen die Lieder der CD aus seiner Feder. Er selbst sieht die Songs als Kapitel eines Buches. Oft basieren sie auf Kurzgeschichten von ihm, oder sie wurden durch Bücher, Geschichten und Erzählungen, die ihn bewegt haben, inspiriert. Auf jeden Fall hat alles persönlich mit ihm zu tun. Das macht sie warm und glaubwürdig.
Schon der erste Titel 3rd Floor Elevator nimmt einen mit der Zeile woke up this morning elevator´s moving slow mit auf eine Reise und lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen. Besonders, wenn man, wie ich, die CD am frühen Morgen in der Küche hört und die eigenen Systeme unter Zuführung von schwarzem Kaffee erst langsam hochfahren.
Damit sind wir schon beim nächsten Titel, der nun tatsächlich die Küche eines Hauses als einzig sicheren Ort der Welt beschreibt. Bad Temper Joe liefert damit seine gelungene Interpretation des Robert Johnson – Klassikers Come On into My Kitchen ab.
Im Rich Man Blues wird der Wunsch besungen, als reicher Mann zu sterben, auch wenn alles gerade nicht so läuft wie es soll. Reichtum hat ja zum Glück nicht unbedingt etwas mit Geld zu tun. Dem Rich Man Blues ist der Künstlername entnommen. Aus bad tempered, in the mood for a fight – schlecht gelaunt, in der Stimmung für einen Kampf, wurde Bad Temper Joe. Dieser Name ist auf jeden Fall so einprägsam, wie die Musik.
Neben den 12 Titeln enthält die CD einen Data Track mit dem Video-Clip Outlaw Blues. Hier kann man noch eine Eigenheit des schlecht gelaunten Joe bewundern. Er spielt dort, wie meist auf seinen Konzerten, in der sogenannten Lap Slide Technik. Bei dieser Technik wird die Gitarre flach auf dem Schoß des Künstlers gespielt. Die Lieder dieser CD wurden jedoch in herkömmlicher Weise eingespielt.
Zusammenfassend gebe ich eine klare Kaufempfehlung für dieses Album ab. Insbesondere für diejenigen, die sich an das Genre herantasten möchten, aber mit den Dinosauriern der Szene (noch) nichts anfangen können. Der Blues wurde schon oft für tot erklärt, aber wie das so ist mit den Todgesagten…
Dann kommt da so einer, wie Bad Temper Joe daher und es läuft – elevator´s moving slow.
Titelliste:
- 3rd Floor Elevator Blues
- Trusted By Twisted
- Come On In My Kitchen
- Rich Man Blues
- Delilah
- Old Oak Tree
- Farmer’s Daughter
- Chicago at Midnight
- Rosie’s Blue Eyes
- Beggar’s Velvet Serenade
- Nighthawk Woman Blues # 9
- I Bid You Goodnight, Sweet Marie