Die Musik Frankreichs.
Wer da an ein kleines Café denkt, an dessen Ecke unweit ein Akkordeon Spieler sitzt und im Hintergrund leise ein Chanson von Édith Piaf erklingt, der ist mit dem modernen, romantischen Bild der Musik behaftet.
Klar, Chansons gehören zu Frankreich wie der Keks zum Kaffee, aber die musikalischen Wurzeln unseres Nachbarlandes reichen tief und sehr vielseitig
Einblick in die Geschichte
Als Europa in den 1950er und 1960er Jahren eine Welle von Roots-Revivals erlebte, fand Frankreich seine regionale Kultur wieder, die traditionelle Musik wiederbelebte. Die Bretagne, das Limousin, die Gascogne, Korsika und die Auvergne gehörten zu den Regionen, in denen die Popularität der Volksmusik spürbar wieder zunahm. Traditionelle Musikstile hatten in abgelegenen Gebieten wie der Insel Korsika und der bergigen Auvergne sowie in den Ländern der Basken und Bretonen am meisten überlebt.
Aus dieser Wiederbelebung ging unter anderem das Genre Bal-Folk hervor.
Bal-Folk zeichent sich durch Musikinstrumente wie Geige, Akkordeon* (diatonisch und chromatisch),Drehleiher, Sackpfeife, Harfe, Kontrabass, Bombarde aus, aber auch Schlagwerk und Gitarren werden gespielt.
Wie jedes Genre hat auch der Bal-Folk seine musikalischen Charakteristika. Diese fußen hier hauptsächlich auf der Verbundenheit zu bretonischen Tänzen, die untrennbar mit der Bal-Folk Szene sind. Durch diese notwendige‘‘Tanzbarkeit‘‘ kommt es bei Stücken auf Rhythmus, Tempo und Arrangement an, dementsprechend werden diese auch verschiedenen Tänzen zugeordnet. Zu den bekanntesten zählen Walzer, Mazurka, Schottisch, An-Dro und Bourrée.
Mittlerweile werden neben der Vielzahl traditioneller Texte auch eigene Kompositionen geschrieben, die den Merkmalen des Gerne entsprechen.
*Wer glaubt, das Akkordeon sei ein typischer Vertreter des ursprünglichen französischen Folks, der irrt. Das beliebte Instrument kam mit den ersten italienischen Einwanderern nach Frankreich.
Da wir nun den Einfluss des modernen Folks kennen, werfen wir nun doch einmal einen Blick auf die alten bretonischen Instrumente.
Die Musikinstrumente
Tambourin de Béarn (baskisch Ttun-ttun)
Die mit einem Schlägel geschlagene langrechteckige Kastenzither wird vorwiegend zur Bordunbegleitung einer Einhandflöte benutzt. Es ist in ähnlicher Korpusform mit drei- bis achtfacher Besaitung zu finden. Die Stimmung wird oft in Grundton, Tonika und Dominante oder Grundton und Quinte gehalten.
Txistu
ist eine baskische Einhandflöte (französisch galoubet), die zum Symbol für das Revival der Musik der baskischen Folklore geworden ist. Erste Nachweise für dieses Instrument gehen zurück auf 1864. Das Besondere an diesem Instrument ist seine Vielfalt. Das Instrument wurde so modifiziert, dass es möglich ist zwei Oktaven zu spielen.
So klingen Txistu und Ttun-thun zusammen:
Galoubet-Tambourin
Unter Galoubet-Tambourin versteht man ein Doppelinstrument. Auch hier kommt die Einhandflöte zusammen mit einem Tambourin zum Einsatz. Das Tambourin ist in der Provance allerling deutlich länger, als das uns bekannte, flache Design und gleich von der Länge eher dem Korpus einer Djembé.
Kurze historische Randnotiz: Das Galoubet und das Tambourin (zusammen mit der Drehleier und dem Dudelsack) wurden im 18. Jahrhundert für modische, vornehme pastorale Unterhaltungen in ganz Frankreich übernommen. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch immer mehr zu einem Merkmal der Provence im äußersten Südosten des Landes. Hier hatten Hochzeiten, Tänze und Feste typischerweise einen oder mehrere Tambourinaires. Das Galoubet wurde so entwickelt, dass es mit einem ziemlich breiten Register chromatisch gespielt werden und somit die anspruchsvollen Märsche, Menuette und Kontredane spielen konnte, die in der Region veröffentlicht und verbreitet waren.
Épinette des Vosges
ist eine Griffbrettzither mit einem langgestreckten Resonanzkasten, die im 18. Jahrhundert in Frankreich populär wurde und ihren Namen den Vogesen (Mittelgebirge in Ostfrankreich) verdankt, wo sie vor allem in den Gemeinden Le Val-d’Ajol und Gérardmer im Département Vosges hergestellt und gespielt wird. Mit traditionell zwei Melodiesaiten und drei Bordunsaiten gehört die épinette des Vosges zu den Bordunzithern.
Pivana-Flöte
Die Pivana-Flöte gehört zu den Instrumenten einer ganz besonderen Ecke. Sie findet ihren Ursprung in Korsika, einer Insel im Mittelmeer. Die gebogene Flöte hat ihre Form dem Material zu verdanken, aus dem sie gemacht ist. Dem Horn einheimischer Ziegen. Die korsische Inselmusik besteht hauptsächlich aus Chorgesang und einigen Instrumenten.
Vieille à roue (Drehleiher/Hurdy Gurdy)
Ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten von einem eingebauten Rad angestrichen werden, das mittels einer Kurbel gedreht wird. Die schwingende Länge einer oder mehrerer Melodiesaiten wird mechanisch über Tasten verkürzt, um die Tonhöhe zu verändern. Meist klingen eine oder mehrere Bordunsaiten auf konstanter Tonhöhe mit. Die Drehleier wird daher wie die Sackpfeife zu den Borduninstrumenten gezählt. Zum Erzeugen von rhythmischen Schnarrlauten dient oft ein Schnarrsteg.
Binioù kozh
Die Binioù ist eine bretonische Sackpfeife. Es werden zwei Arten unterschieden. Zum einen die Binioù kozh (bretonisch: „alter Dudelsack“), auch als Binioù bihan (kleiner Dudelsack) bezeichnet. Sie ist ungefähr eine Oktave höher als die Great Highland Bagpipes gestimmt und klingt durch die Pfeifen mit enger Mensur durchdringend. Sie besteht aus einer Bordun- und einer Melodiepfeife. Letztere hat sieben vorderständige Grifflöcher und umfasst ungefähr zehn Töne, wobei ab der Oktave durch Überblasen gespielt wird. Die Bordunpfeife ist zwei Oktaven tiefer als die Tonika der Melodiepfeife gestimmt. Traditionell wird die Binioù kozh im Duett mit der Bombarde gespielt, die für gewöhnlich dieselbe Melodie um eine Oktave tiefer mitspielt.
Bombarde
Die Bombarde ist ein Blasinstrument mit doppeltem Rohrblatt aus der Familie der Kegeloboen, das in der bretonischen Musik verwendet wird. Auf bretonisch heißt das Instrument ar vombard oder an talabard. Ein Bombardespieler heißttalabarder.
Neben diesen gelisteten Instrumenten finden natürlich noch weitere Platz, denen wir an dieser Stelle etwas weniger Aufmerksamkeit schenken.
Die bretonische Musik ist eine erzählende
Nebst vielen rein instrumentalen Stücken, die meist in Gruppen oder Duos performt wurden und werden, fand natürlich auch Text seinen Weg in die Musik. Hier bleibt die Folklore ihrer Definition ganz treu. So finden sich viele Seefahrtslieder, Klagelieder und auch Mythen als Themen, die von Region zu Region verschieden sein können.
Besonders die Musik der Insel Korsika. Die meist polyphonen Stücke sind teil der Kultur. Zu dieser gehören unter anderem werden die „nanne“ (Wiegenlieder) von den Frauen auch für die Geburt gesungen und die „voceri“ für die Toten erinnern an Trauertage und an die Blutrache, die „vendetta“. Die „lamenti“ – Gesang für Männer und Frauen erwecken auf einzigartige Weise die Erinnerung an die Toten und auch die „chjami e rispondi“ (wörtlich „Zuruf und Antwort“) wurden früher von einem Hang zum anderen gesungen.
Wir sehen: Frankreich hat musikalisch mehr als nur schöne Chansons zu bieten!
Hier sei kurz vermerkt: Die ersten Chansons gab es bereits im Mittelalter! Nur veränderte sich mit der Zeit auch ihre Definition.