Hinter dem klangvollen Bandnamen, All The Luck In The World, verbergen sich die drei Multi-Instrumentalisten Neil Foot, Ben Connolly und Kelvin Barr. Die drei Freunde machen seit ihrer gemeinsamen Schulzeit Musik und haben die irische Provinz im vergangenen Jahr gen Großstadt Berlin verlassen haben.
2012 erlangte das Trio erstmals internationale Aufmerksamkeit. 2014 und 2018 veröffentlichten ATLITW ihre ersten beiden Alben. Im November des zurückliegenden Jahres folgte mit „How The Ash Felt“ der dritte Langspieler, dem wir uns im Folgenden widmen.
„How The Ash Felt“ vereint weite Klanglandschaften mit intimer Atmosphäre, organische Klänge mit elektronischen. Beide Klangwelten fließen ineinander, durchdringen sich, gleichsam verspielt und elegisch.
Vergleiche mit Indietronica-Größe, Bon Iver, aber auch Ben Howard liegen auf der Hand. Derartige Vergleiche jedoch, sind immer Segen und Fluch zugleich, adeln und stellen gleichzeitig die Frage nach Innovation. In jedem Fall tun sie den Künstlern unrecht, basieren sie doch auf den subjektiven Gewohnheiten des Hörers.
Starkult und Innovation scheinen ohnehin zweitrangig zu sein, wenn der Anspruch bspw. im Eskapismus zu suchen ist. Unter dem YouTube-Video zu „Equinox“ fasst es ein Kommentar in passende Worte: „your music always make me feel so emotional, it’s like i’m recalling memories from long years ago, even though i’ve never experienced them in the first place. like i’m living a life so different from mine and i’m so free that when i remember them my heart can’t help but ache with longing.“
Die Texte sind fragmentarisch, entrückt, nicht immer sofort zu entschlüsseln und doch klar genug, den Hörer nicht sich selbst zu überlassen.
„Years, a half dozen to the dark
you’re a firecracker in a stack of kindling
with flint to spare for sparks
faint hearts and false alarms.“
-Equinox-
Wie besagter Feuerwerkskörper in einem Stapel Anzündholz wirkt auch das neueste Video zu „Sparky“, denn es visualisiert ein Gefühl des aktuellen Zeitgeist und setzt den Sound von ATLITW in Bezug dazu. Ein gemütliches Zimmer mit Blick auf die Straßenbahn, ein Mensch und ein Hund, die sich in Isolation bei Laune halten, bis alles beginnt sich zu drehen. Gewitter an der Decke, das Außen dringt ins Innen und Grenzen verschwimmen.
„How The Ash Felt“ ist ein Album, wie gemacht für den Winter 2021/2022. Ein Moment, um in Melancholie zu schwelgen und zumindest kurzzeitig Abstand zu nehmen, zu allem, was uns umgibt. Verdichtung, die den Geist auf Reisen schickt und Herz und Kopf Futter bietet, sofern man dies zulassen möchte.
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Titelliste:
01. Five Feathers
02.Waves Poem
03. Only Avenues
04. Patterns
05. Talons
06. Holding My Arms In
07. Rue De L’enfer
08. Hollowing
09. Equinox
10. Sparky
11. I’ve Been Trying