Nach zwei Vorgängern und dem grandiosen „haunted by numbers“ legt das Trio nun seinen nächsten Silberling unter dem Namen „Finally Folk“ vor. Das Vorgängerkonzeptalbum überzeugte über die volle Länge mit unbändiger Spielfreude, mitsingfähigen und gleichermaßen dezidierten Arrangements und natürlich den spiel- und sangestechnischen Prädikaten der drei Herren.
Stop The Bleeding eröffnet den Elftitler mit quasi-sakralem Gesang und forciert im Vielklang der dunklen Vokale durch einen schier unaushaltbaren Spannungsbogen, der sich nach einem Break im eigentlichen Lied wiederfindet. Indes die erste Strophe die Spannung weiterhin hält, löst der Refrain das Aufgebaute in überraschender Humpta-Humpta-Pop-Manier auf. Derart setzen ACOUSTIC REVOLUTION fort, passieren kurzer Hand das Anfangsthema und instrumentieren es, um sich mit einem Fade-Out aus besagtem Humpta-Humpta-Refrain zu verabschieden.
Auch Let’s Dring On The Times Long Past eröffnet überzeugend – mit einem Instrumentalmotiv, das in eine Strophe überführt. Neuerlich sorgt der Kehrreim für Irritation, dessen Duktus zwischen Pop und Schlager nicht zu passen scheint. Und so wirkt auch das eingeworfene „born to be wild“ sonderbar deplatziert und ebenso inszeniert wie silbereisenesk – und so mag sich auch im abschließenden Lilting-Teil keine authentische Mitfeierlaune einstellen.
The Irish Sky eröffnet dröhnend rhythmisiert, ehe sich das virtuose Bassspiel im Reigen der Loop-Station selbst umspielt: grandios. Nach dem Hinzukommen des Schellkranzes wiederholt die Gitarre das Motiv, wird von der Mandoline geterzt, indes der Bass im Hintergrund sein Unisono hinzugibt. So kenne ich die Herren: spielfreudig, virtuos und echt. A Song Of Ice And Fire bietet hingegen wieder popeske Klänge. Life 2.0 stimmt mumford-and-sons-eske Töne an, die dem Trio gut zum akustischen Gesichte stehen. Neuerlich wirkt der Lilting-Teil sonderbar exaltiert und beinahe teletubbiehaft.
Dass Folk und Pop nicht sonderlich weit voneinander entfernt liegen, was die Komplexität ihrer Motive und Verarbeitungen angeht, ist offenkundig. Womöglich war meine Erwartungshaltung nach „haunted by numbers“ einfach zu hoch, aber „Finally Folk“ kommt mir allzu glatt daher: Mitsingpasssagen, markerschütternde Hey-Einwürfe und authentische Spielfreude – wie auf dem Vorgänger – mögen sich beim Hören dieses Albums leider nicht einstellen. Gleichwohl hier und da ACOUSTIC REVOLUTION drinsteckt, hoffe ich doch sehr, dass das nächste Album wieder Abstand nimmt vom aalglatten Duktus der wohlfeilen Inszenierung einer immerlächelnden Musikkultur.
Titelliste
- Stop The Bleeding
- Let’s Drink On The Times Long Past
- The Irish Sky
- A Song Of Ice And Fire
- Life 2.0
- Not In The Moon
- Here Comes The Rain Again
- Raise My Hand
- Sing With Us
- Vickys Song
- Warriors Of The World