Vorweihnachtszeit, die Menschen eilen durch die Straßen, auf der Suche nach Geschenken für die Liebsten, ein Weihnachtsbaum wird gekauft und soll dann zum Weihnachtsfest in der Stube geschmückt stehen. Kekse und Stollen werden gebacken und die Kinder schreiben ihren Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Auf den Weihnachtsmärkten riecht es nach Glühwein, Lebkuchen, frischen Backwaren, Bratwurst und anderen Leckereien.
In der Altmark gehört noch eine Besonderheit zur Vorweihnachtszeit und das sind die Weihnachtskonzerte von Nobody Knows. Das „Rennen“ nach den Karten für das Konzert begann schon im August, als es hieß, es gäbe schon Karten zu kaufen. Nach einigen Telefonaten konnte man sich in eine Liste eintragen lassen, weil die Karten erst im Oktober zur Verfügung standen und man sie dann abholen konnte. Anfang November waren alle Karten weg und man entschloss sich wegen der großen Nachfrage, ein Zusatzkonzert zu geben. Welch ein Erfolg! Das schaffen einige „große Bands“ nicht mal, dass die Karten so begehrt sind.
Ich war am Nachmittag kurz im Musikforum Katharinenkirche um mich mit Max von Nobody Knows abzusprechen und beim Betreten des Konzertsaales kam bei mir ein leises „Wow“ über die Lippen. Der Aufbau war noch im vollen Gange, aber die Kulisse war schon beeindruckend. Als ich am Abend von meiner Shopping-Tour durch die hektische Innenstadt zurückkehrte, betrat ich eine andere Welt. Es war nichts von Hektik zu spüren und man spürte die Vorfreude auf den Abend. Die Bühne war festlich geschmückt und hergerichtet. Das Hintergrundbild eines verträumten Örtchens stammte von Thor, wobei ihn bei der Verwirklichung die anderen Bandmitglieder und freiwilligen Helfer unterstützten.
Max Heckel: Bisher haben wir es jedes Jahr geschafft, eine neue Kulisse und ein neues Programm zu bieten. Ich habe irgendwie Bedenken, dass wir das nicht jedes Jahr schaffen werden, denn schon dieses Jahr waren bspw. die Kulissenideen rar. Aber wir haben nun eine neue Form der Kulisse gewagt und sie kam sehr gut an. Die Silhouette Stendals zu verfremden und die geöffneten Fenster von hinten zu illuminieren ist m.E. das Schönste, was uns bisher gelungen ist. Das Schönste – bisher. Denn so setzen wir uns jedes Jahr neue Maßstäbe. Denn wie bei den CDs kommt es uns nicht „nur“ auf die Musik an, sondern durchaus auch, wie ebd. verpackt ist.
Um den Abend noch schöner zu gestalten, hatten sich Nobody Knows Unterstützung in Form von Gastmusikern geholt. Dietrich Eichenberg (ein Gründungsmitglied der Band, spielte Posaune und Cello), Jochen Vogel (Harfe) und Tabiha Harzer (Querflöte und Gesang).
Beim Gang zur Bühne wurden die Musiker mit Applaus begrüßt und dann wurde es still im Saal. Es ist ein Ros entsprungen war der Opener, Tabi und Max sangen dieses wunderschöne Lied und wurden musikalisch nur mit Streichinstrumenten unterstützt. Das Lied wurde sehr gefühlvoll gesungen und gespielt – ein toller Anfang des Abends, das mit viel Beifall belohnt wurde. Die ganze Bandbreite an Musikinstrumenten hörte man beim zweiten Lied des Abends Minor Song und beim darauf folgenden Lied Guten Abend, schön Abend wurde auch schon kräftig mitgesungen.
Neben den vielen Weihnachtsliedern wie z.B. Oh Tannenbaum, Holy Night, Jingle Bells, Süßer die Glöcken und Oh, du fröhliche, wurden auch Lieder aus den anderen Programmen gespielt. Sing ein Lied für mich, Die schlesischen Weber, Lorelei (in drei Dialekten – Hochdeutsch, Sächsisch und Kölsch), Wünsch dir noch was, Tandaradei und Oktoberregen um einige zu nennen.
Jochen Vogel spielte über den Abend verteilt drei Solostücke aus seinem Programm und verzauberte das Publikum mit seiner Musik. Ich habe nun schon einige Harfenisten live gesehen und gehört, muss aber sagen: er war bisher einer der Besten, wenn nicht der Beste. Er beherrscht sein Instrument wie kaum ein anderer.
Max Heckel: Dass wir Jochen kennengelernt haben, ist ein besonderer Umstand, den ich hier mal kurz skizzieren möchte. Über Daniels warme Empfehlung wurden wir nach Leverkusen gebucht – zu einem Irish-Folk-Festival, an dessen Ende auch Jochen aufspielte. So schließt sich also der Kreis, an dessen Anfang glücklicher Weise Celtic Rock stand.
Dietrich und Tabi rundeten das Klangerlebnis ab und brachten sich sowohl instrumental als auch gesanglich in die Band ein. Die Stimme von Tabi hat einen hohen Wiedererkennungswert und war schön anzuhören. Sie passte gesanglich sehr gut zu Nobody Knows und vielleicht tritt sie mal wieder zusammen mit der Band auf. Das wäre wünschenswert.
Maximilian spielte auf dem Flügel eine Improvisation für seine Eltern und es gefiel auch allen anderen. Die Augen richteten sich nicht nur auf die Bühne, sondern auch in das Publikum. Einige aus dem Publikum sagten zwischen den Liedern Gedichte auf, Loriot wurde rezitiert und die Mutigen bekamen als Lohn ein kleines Weihnachtsgeschenk. Zuckerwatte wurde den kleinen Gästen gereicht und wer mochte, bekam ein Stück frischen Stollen von Georgs Oma.
Es war ein ganz tolles Konzert, welches schon fast familiär war, mit einem ganz tollen Publikum. Man lauschte der Musik und Liedern, viele Geschichten wurden erzählt und es wurde viel gelacht. Thor verteilte ab und zu in seinen Spielpausen Glühwein bei den Zuhörern und der leise Ruf „Glühwein“ wurde über den Abend zum Runnig Gag.
Nobody Knows bescherte den Gästen des Konzertes einen wundervollen Abend. Es stimmte einfach alles und jeder im Saal war begeistert, so dass es noch lange Zugaben gab und im Gegenzug langen Beifall. Vor dem Konzert, welches um 19.00 Uhr begann, wurde man persönlich begrüßt und nach einigen Zugaben erklang um 23.20 Uhr der letzte Ton und man wurde wieder persönlich verabschiedet, wer mochte, wurde auch wieder in den Arm genommen. Bei den Konzerten wird es langsam zur Tradition! Ich bin mir sicher, viele der Besucher werde ich nächstes Jahr beim Weihnachtskonzert wieder sehen und ich freue mich auch schon darauf.
Max Heckel: Wir wurden von unterschiedlichen Locations gefragt, ob wir nicht umziehen wollen, damit wir mehr Leute auf einmal beschallen können – auf diese Weise „müssten“ wir keine Zusatzkonzerte geben. Zum einen entspricht dies nicht meinem Verständnis von Loyalität, denn die Weihnachtskonzerte sind in und durch die Katharinenkirche großgeworden, zum anderen ist es aber schon in diesem Saal relativ schwer, eine intime Stimmung aufkommen zu lassen. Daher also von Anfang an das persönliche Begrüßen, die Zuckerwatte und die Präsente. Es gibt unendlich viele gute Konzerte – das steht außer Frage. Was wir also anstreben ist aber etwas mehr als das: Nämlich ein Wohlgefühl, das über die reine Musikalität hinausgeht.
Ich wünsche allen eine besinnliche und fröhliche Weihnacht und einen guten Rutsch in das neue Jahr!