In altbewährter Manier legt TONI GEILING, seines Zeichens kreativer Überflieger und Vielinstrumentalist, mit Unterstützung seines Wolkenorchesters wieder ein neues Kinderliederalbum für kleine und klein-gebliebene Menschen vor. Mit dem namengebenden Titel eröffnend, schleicht sich umgehend der erste Ohrwurm in das Gemüt seiner Zuhörer und beweist, was Geiling in Perfektion versteht: Einen Mittelweg zwischen dezidierter Musikalität und staunend-kindlicher Sicht auf die Dinge. So ohrwurmen sich die Titel des passionierten Geigers nicht nur vortrefflich in den Hörgang, sondern offenbaren mit jedem Durchlaufen der CD neue Details.
Selbst der Wetterminister ist sehr aufgeregt, gibt ein Fernsehinterview:
„Für dieses kleine Malheur da in der Wolkenfabrik, nein, da kann ich nichts dazu.“
Es standen heute kleine, weiße Federwölkchen auf dem Wolkenerschaffungsplan.
Jetzt sind sie feuerrot und golden geworden. Nein, wer hat sich da vertan?
Die Tuba trägt den fantastischen Text durch die Strophe, indes sich die Slide-Gitarre solistisch unter die klangliche Vielheit mischt. „Das Wichtelein“ geht rhythmisch gemäßigter ins musikalische Feld und gönnt seinen Hörern dennoch keine Ohrwurmpause. Auch der „Millionär“ drosselt das Tempo. Geiling sehnsüchtelt sich in durch die Möglichkeiten seines Daseins: „Ich wär‘ so gern ein Räuberhauptmann. […] Doch am allerliebsten wäre ich ein Millionär.“ Denn als selbiger ist nicht nur alles flauschig, sondern auch Unterhaltung und Essen ganz adrett. Mit „ Der Vogel Ostebong“ offenbart Geiling gustatorische Raffinessen, denn nichts mundet dem Vogelgaumen mehr als ein „Madenkuchen“ und „Mückenmark mit Körnerquark“. Eingängig nistet sich auch dieser Titel in seiner intuitiven Nachsingbarkeit im Gedächtnis ein, um es hernach nicht mehr zu verlassen. Im Folgenden kündet der (Kinder)Liedermacher von misslichen und bekömmlichen Alltäglichkeiten: Nach einem schlechten Tag, vorgetragen in beharrlicher Langsamkeit, explodiert der Refrain mit „Pech, Pech, Pech gehabt, heute war kein guter Tag. Pech, Pech, Pech gehabt, morgen wird es besser!“
Sogenannte Kinderbücher kranken, liest man sie als Erwachsener wieder, oftmals daran, dass die Inszenierung der kindlichen Perspektive nicht gerecht wird: Die ehrlich-naive Sicht auf die Dinge verkommt darin zu Phrase, was bisweilen auch ein fundamentales Manko von Kinderliedern ist. Geiling indes meistert diesen Mittelweg meisterhaft, so dass man beinahe meint, das innere Kind sei ihm nie abhandengekommen. Auf der anderen Seite verbarrikadieren sich die Ballermannhitfabriken hinter leeren Worthülsen und der irrigen Annahme, was bei Besoffenen funktioniere, müsse doch auch bei Kindern wirken. Geilings Meisterschaft zeigt sich in der Überführung der unmöglichen Gleichzeitigkeit von Anspruch und Kindlichkeit als Lüge. Es lebe das innere Kind!
Titelliste
- In der Wolkenfabrik
- Das Wichtelein
- Der Millionär
- Der Vogel Ostebong
- Glück & Pech
- Im Sommer gehn wir baden
- Herbstlied
- Der Wintertroll
- Die Königskinder
- Der Milan
- Edne ma Kisum