Eurer Homepage ist zu entnehmen, dass ihr durch Neuseeland getourt seid und gegenwärtig zum dritten Mal in Deutschland unterwegs seid. Wie seid ihr denn in dieser Konstellation zusammenkommen? Und tourt ihr auch weiterhin in aller Herren Länder?
Ich habe Jon 1998 in Irland getroffen, auf der Hochzeit des Harfenisten Steve Coulter haben wir lange und wild gejammt. Dann haben wir immer wieder zusammen gespielt, ich bin dann wieder weg aus Irland so gegen 2001 und bin nur noch in den Sommern nach Dingle gefahren und habe dort weiter als Geiger gearbeitet. Jon hatte sich gen Neuseeland orientiert und dort Dave Alley getroffen. Auf unserer ersten gemeinsamen Tour war Dave der Perkussionist. Ich wusste gar nicht, was für tolle Lieder er schreibt und was für ein galaktischer Gitarrist er ist.
Bedauerlicherweise gilt es auch im Musikerdasein, pragmatisch-monetäre Aspekte zu berücksichtigen. Da ihr nicht grade um die Ecke spielt, würde ich gern wissen, wie ihr ein solches Projekt finanziell aber auch logistisch zusammenhaltet, denn Proben sind ja durchaus bisweilen notwendig oder irre ich?
Proben gibt’s auf Tour, während des Konzert, nach dem Konzert, im Bus, mit Glück vor dem ersten Auftritt. Wenn wir uns treffen macht es Peng und dann geht’s los. Manchmal wird’s mir ein bisschen viel, Jon und Dave muss man echt was zu Essen auf den Tisch stellen, um die Instrumente aus ihren Fingern zu bekommen. Logistisch geht das so: ich organisiere die Konzerte in Deutschland, Dave und Jon in Neuseeland. Das Projekt finanziert sich komplett aus den eingespielten Gagen und CD Verkäufen. Der monetäre Aspekt ist OK, sonst würden wir es nicht machen. Ich verdiene meine Geld aber eher an anderer Stelle und habe dadurch Zeit, mit SandersAlleyGeiling auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Manchmal, wenn sie so richtig loslegen, setze ich mich mitten im Konzert an den Bühnenrand und lausche den beiden. Das kann sehr inspirierend sein.
Sind deine Kollegen in Deutschland wohnhaft oder touren sie ohnehin einmal im Jahr durch die bundesrepublikanischen Gestade?
Nein, die wohnen in Neuseeland. Jon macht immer ein halbes Jahr in Irland / England, ein halbes in NZ. Nach Deutschland kommen sie, um mit mir zu spielen. Das muss also extra finanziert werden. Und da sie auch Familie haben machen wir immer etwa einen Monat max.
Wie würdest du eure Musik kurz beschreiben und was ist – diesbezüglich dürfen es gern ein paar mehr Worte sein – das Charakteristikum eurer Musik?
Ich finde unsere Musik frei, leicht, akustisch, cool, virtuos, rasend schnell und wunderschön. Inspiriert von allen möglichen Ecken der Musik. Dave der Songwriter, Blues, Funk und diese geniale Stimme – Jon, vielseitig ohne Ende, Linkshänder mit einem Händchen für folkige Melodien. Ich in der Mitte kann endlich mal zeigen, was meine Geige so her gibt, außerdem profitieren Sie von meiner komödiantischen Seite, das braucht das Publikum auch mal.
Wie sind eure bisherigen Touren gelaufen? Ist die Resonanz je nach Land unterschiedlich?
Die bisherigen Touren waren immer erfolgreich und anstrengend, danach brauche ich mindesten für ein paar Tage Pause. Als ich das letzte Mal in NZ war (2012) war die Rezension dort stark spürbar. Das merkte man auch an den CD Verkäufen und Zuschauerzahlen und vor allen Dingen in Gesprächen. Aber so unterschiedlich ist das Publikum in Neuseeland nicht, auch nicht in seiner Reaktion auf unsere Konzerte. Ausnahme ist die Kultur der Maori, in die ich kleine Einblicke gewinnen durfte, die mochten unsere Musik aber auch immer sehr, sind in großen Teilen aber auch (materiell) sehr arm.
Sehr interessanter Artikel, insbesondere der Hinweis auf die unbeirrte Durchsetzung der künstlerischen Zusammenarbeit der Gruppe. Oft ist mehr machbar, als man zunächst denkt. Tolle Mucke.
Wäre ja bei einem Geiling’schen Projekt ja sonst auch sehr sonderbar! 😉