Nach „Kopfkino“, einem Fünftitler aus dem Jahr 2015, stellt das Duo Band im Aufbau 2017 nun ihr Debüt „Verwahrung“ vor. In zehn Titeln präsentieren die unermüdliche Liedermacherin und Vollzeitkreative Anna Maria Zinke, zu hören an Gitarre, Klavier und Gesang, und ihr Mitstreiter Simon Evans (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) die wundervolle Tiefe und Leichtigkeit ihres Genres. Und so verwundert es nur wenig, dass es den Beiden gleich beim ersten Versuch gelingt, die Liederbestenliste zu entern. Zinke, die zur Gänze verantwortlich für Text und Komposition zeichnet, überzeugt auf voller Länge mit ihrer eindringlichen Charakterstimme. Zumeist in deutscher Sprache sehnsüchtelt, wehklagt, ironisiert und augenzwinkert sich Zinke durch die Strophen und Refrains ihrer Stücke, offenbart gleichermaßen Identifikations- wie Reibungspunkte zwischen ihr und ihrer Welt – zwischen ihr und ihren Hörern. Wo Ernsthaftigkeiten keinen Anspruch auf Lösung haben, blitzt verspielte Ironie durch die Textzeilen, indes Evans eine ungehörige Bandbreite perkussiver Elemente präsentiert. Zwischen Schlagzeug und Cajon bleiben takthaufenweise Zeit und Ruhe, um beispielsweise einen Eierschneider oder Löffel in klanglicher Vielfalt zu offenbaren. Insgesamt lassen sich beide Musiker unheimlich viel Zeit, um ihrer Musik und ihren Inhalten Raum zu geben.
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„Warum man an der CD Gefallen finden kann, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Welcher davon gerade eine Rolle spielt, das darf und soll jeder Hörer und jede Hörerin für sich entscheiden. Die Stücke sind eigenwillig und zugleich offen genug, so dass man aus verschiedenen Richtungen andocken kann“, so Zinke, die ergänzt: „Sie sind vielschichtig – man kann sich berühren lassen – mit Kopf oder Bauch. Man kann eigenwilligen und teilweise theatralen Arrangements folgen und oder beim Hören mit sich selbst in Berührung kommen. Vielleicht kann man auch was ganz anderes – was sich hier noch gar nicht formulieren lässt. Das muss jeder für sich herausfinden. Was man nicht kann, sind Erwartungen aufbauen, denn die Stücke sind immer anders und eigen. Eben Band-im-Aufbau-Musik.“ „Verwahrung“ ist ein gewagtes Debüt: Eines, das von inhaltlicher und musikalischer Reife und Tiefgang zeugt. Ein Album, das es nicht eilig hat, sich dabei jedoch nie in der Behäbigkeit verliert, sondern permanent Spannungen aufbaut und auflöst. Anna Maria Zinke wird ihre Spuren hinterlassen. Die erste tiefe hat sie bereits – einem Denkmal gleich – im Sand der unerschöpflichen Weiten der Liedermacher hinterlassen.
Titelliste
- See
- Karussell
- Drei Wochen Wenn
- Bierkomplex
- Cafebar
- Come Close
- Angst
- Verwahrung
- Straße
- Zwei Mal Fünf