Die beiden schottischen Musiker Steve Crawford und Pete Coutts sind schon seit 20 Jahren in unterschiedlichen Projekten gemeinsam unterwegs und haben dabei ganz nebenbei mit einigen der besten Musiker Schottlands gespielt. Jetzt komplettiert der deutschen Sascha ‚Salossi‘ Loss das Trio Ballade of Crows als vielseitiger Multiinstrumentalist. Die Krähen haben bereits 2014 ihr Debütalbum auf dem englischen Markt vorgestellt und kamen damit unter die 20 besten Folk-Alben 2015 des Daily Telegraph (UK). Jetzt endlich ist es auch in Deutschland erhältlich.
Wenn man nach einem roten Faden, oder einer Art Spirit des Album sucht, dann findet sich dieser am ehesten in dem Song Unburden Love. Denn wie heißt es dort so schön?
„ Etch the lines within your kindom. Carve the rock into a form. Lay melody upon the ground, Feel your blood run warm.”
Zusammengefasst und frei übersetzt heißt das so viel wie “mach dich mal locker” Und genau dieses Gefühl hinterlässt das Album nach zehn Titel feinster Akustikmusik traditioneller Melodien und Balladen, gemixt und durchtränkt durch die Nu-Grass und Americana Bewegungen der Moderne. Dennoch sind die zum größten Teil selbst geschriebenen Lieder der Band trotz aller Lockerheit durch tiefsinnige Texte gekennzeichnet, die so unterschiedliche Themen wie Politik, Liebe, Leben und Tod behandeln. Das eine muss das andere eben nicht grundsätzlich ausschließen.
Mit Closing Eyes started das Album sanft und zeigt dennoch bereits zu Beginn, wie mit Stimme und Gitarre Aufmerksamkeit erzeugt werden kann. Warme Flöte im Buddha Song, der mit seinem über allem schwebenden Harmoniegesang und dem Rhythmus einfach für wippende Füße, gute Laune und ein entspanntes Lächeln im Gesicht sorgt. Im Bluesfolk getränkten Hard Heavy Rain zeigt der Slide-Gitarrist Fabio Nettekoven, was man alles aus der Gitarre herausholen kann. Pink Flamingo dagegen wartet direkt danach wieder mit leichtem Cajun, treibendem Akkordeon und Banjo auf. Deutlicher Einfluss der amerikanischen Westküste in den gecoverten Songs von Tim O´Briens Brother Wind und der Interpretation von Tom Petty´s American Girl. Wer jetzt noch behauptet Lockerheit hat etwas mit Langeweile zu tun, irrt gewaltig.
Generell verzichtet die Band in allen Liedern auf ein Schlagzeug und erzeugt mit einem geschickten Einsatz von Mandoline, Akkordeon, Kontrabass und Mundharmonika unterschiedliche Stimmungen, die immer lebhaft und mit der beschriebenen Lockerheit für ein besonderes Aha- Erlebnis sorgen. Kein Wunder, schließlich tummeln sich einige nicht ganz unbekannte Gastmusiker und britische Musikpreisträger wie dem Flötisten Ali Hutten (Treacherous Orchestra), dem Geiger Jonny Hardie (Old Blind Dogs) und dem Cajun Akkordionisten Chris Hall (Cajun Roosters) auf dem Album.
Fazit: In Zeiten von schnell produzierten und massentauglichen Medien sind solche ehrlichen und mit Ideenreichtum produzierten Alben eine wahre Freude. Ballad of Crows überzeugt in ihrem gleichnamigen Debütalbum nicht nur durch ihren sauberen Gesang, sondern auch durch die besondere Art und Weise, wie sie ihre Instrumente einsetzt. Denn genau dieser unterschiedliche Einsatz sorgt für die nötige Abwechslung, die für Lebendigkeit sorgt und das Album zu einem empfehlenswerten Gesamtpaket werden lassen.
Ich jedenfalls habe mich ganz dem roten Faden des Albums hingegeben und bin nun so locker und zufrieden, dass man mir meine Lieblingsschokolade auffuttern könnte, ich würde milde lächeln.
Titelliste:
- Closing Eyes
- Empty Skies
- Buddha Song
- Unburden Love
- Brother Wind
- Hard & Heavy Rain
- Pink Flamingo
- Waiting for Return
- American Girl
- Gravity´s Footstep