Ihr langweilt euch, ich seh das doch! Dagegen kann ich was tun! Die momentane Lage zwingt uns ja irgendwie dazu, eine Weile auf Gruppenkuscheln oder jedwede ähnliche Zusammenkünfte zu verzichten. Macht aber nüscht. Denn Bodhrán spielen können wir trotzdem, höhö. Gerade jetzt ist die perfekte Zeit, um was Neues zu lernen, Altes aufzufrischen oder einfach mal noch viel besser zu werden. Eine hervorragende Möglichkeit (und dazu noch gänzlich ungefährlich), dies zu zelebrieren, sind Online-Kurse. Eine fantastische Bodhrán-Lehrerin, die mir alle meine Fragen geduldig bodhránswert hat, stelle ich euch heute vor: Marissa Waite! Zum entspannteren Lesen habe ich euch das Interview ins Deutsche übersetzt.
Marissa, stell dich doch bitte kurz vor – wer bist du und was machst du? Wie bist du zur Bodhrán gekommen, seit wann spielst du und wie bist du auf die Idee gekommen, Bodhrán-Lehrerin zu werden?
Hallo! Mein Name ist Marissa Waite, ich bin Bodhrán-Spielerin und -Lehrerin und wohne in der Nähe von Biggar, Schottland (etwa 45 Minuten südlich von Glasgow und Edinburgh).
Ich bin Kanadierin und komme aus Vancouver Island in Britisch-Kolumbien (ganz an der Westküste). Musik habe ich schon immer geliebt und spiele schon seit vielen, vielen Jahren. Schon mit 10 war ich Teil einer Folk-Band, in der ich sieben Jahre gespielt habe – angefangen auf Vancouver Island sind wir durch ganz Kanada und Europa getourt, haben unsere Reisen und vier Alben selbst finanziert.
2006 zog ich mit der Idee, ein Jahr lang in Schottland zu bleiben, nach Glasgow. Das endete damit, dass ich meinen BA in Scottish Music gemacht habe, meinen Mann kennenlernte und nun bin ich immer noch hier!
Im Laufe der Jahre habe ich in verschiedensten Bands gespielt und fand es immer toll aufzutreten – meine wahre Liebe aber liegt im Unterrichten. Ich hatte das wahnsinnige Glück, mein ganzes Leben lang von fantastischen Lehrern unterrichtet worden zu sein, die vollkommen in ihrem Tun aufgegangen sind. Diese Leidenschaft war in ihren jeweiligen Lehrmethoden deutlich zu spüren, wodurch sie auch meine Musikalität und mich auf so viele Arten geprägt haben.
In Glasgow habe ich Einzelunterricht für Bodhrán gegeben, habe im Glasgow Fiddle Workshop und bei RCS MusicWorks unterrichtet. Ich fand es toll, in diesen Projekten als Lehrerin zu arbeiten und bin mit einigen meiner Studenten aus der Zeit immer noch in Kontakt.
Nachdem wir aus Glasgow weggezogen waren, habe ich einige Jahre pausiert. Irgendwann hab ich aber gemerkt, wie sehr mit das Unterrichten fehlt – allerdings wollte ich es anders machen als bisher. Als ich jünger war und noch in Britisch-Kolumbien gelebt habe, hatte ich immer das Gefühl, irgendwie so weit weg von der wunderbaren Folk-Musik zu sein. Ich hätte mir etwas Beständiges gewünscht, auf das ich stets zugreifen kann – und nicht nur ein- oder zweimal im Jahr bei Sommercamps unterrichtet zu werden. Auch dachte ich mir, dass es mit der heutigen Technologie so viel einfacher ist, wirklich mit Spaß zu lernen und dadurch auch den Zugang zu einem faszinierenden Instrument zu vereinfachen – sodass jeder zu jeder Zeit Zugang dazu hätte.
Also beschloss ich, mein ganzes Wissen und meine Methoden aus dem jahrelangen Unterrichten zusammenzutragen und daraus drei Hauptkurse für Modern Bodhrán zu basteln, die es Menschen überall auf der Welt ermöglichen, Bodhrán zu lernen – ganz egal wer oder wo sie sind. Glücklicherweise bin ich freiberufliche Webdesignerin und mein Mann ist Tontechniker, der auch Musikvideos für Bands erstellt. Natürlich hat es viel Planung und Zeit gekostet, aber durch unser Know-how war es dann recht einfach, zu zweit die Kurse und die Website erstellen.
Was bietest du generell an?
Aktuell konzentriere ich mich im Lehrbereich auf meine Online-Kurse auf Modern Bodhrán, und immer wenn ich Zeit habe, das Studio frei ist, nehme ich gern noch kleine, kostenlose Social-Media-Videos mit Lerninhalten auf, die nicht in meinen Online-Kursen vorkommen.
Gelegentlich gebe ich auch 1 : 1-Unterricht, wenn jemand danach fragt, und im letzten Jahr hatte ich auch hier und da ein paar Gigs. Ich trete sehr gern auf, bin aber ungern so lange von meiner Familie getrennt – deshalb ist es perfekt für mich, ein paar nette Gigs über die Monate verteilt zu spielen. Gerade, wenn ich mit anderen Musikern zusammenarbeite und neue Stücke lerne, hilft mir das dabei, immer wieder alles neu zu durchdenken und neues Unterrichtsmaterial zu entwickeln. Beides geht Hand in Hand – sich auf einer Ebene inspiriert zu fühlen, beeinflusst immer gleichzeitig die Kreativität auf der anderen.
Bietest du speziell für Anfänger Kurse an?
Auf meiner Website biete ich drei Kurse an – für Anfänger, für Intermediates und für Fortgeschrittene. Der Anfängerkurs ist perfekt für den Einstieg.
Seltsamerweise wird mein Anfängerkurs am seltensten gebucht; wahrscheinlich sollte ich ihn umbenennen. Selbst wenn man schon eine Weile spielt, eignet sich der Beginner-Kurs, denn hier werden nicht nur viele grundlegende Techniken erläutert, sondern auch, wie man die Töne in verschiedenen Spiel-Stilen spielt. Klar werden in den allerersten Videos die Basics besprochen wie „Wie halte ich die Bodhrán“ oder „Welche Möglichkeiten gibt es, den Tipper zu benutzen“ etc. Auch wenn man schon Erfahrung im Spielen hat, würde ich trotzdem empfehlen, mit diesem Kurs anzufangen!
Ganz nebenbei: Als ich anfing, Bodhrán zu spielen, habe ich viele Jahre lang den Double-ended- bzw. den traditionellen Kerry-Style gespielt. Als ich dann bei Martin O’Neill Unterricht hatte, fing ich an, zum Single-ended-Style zu wechseln, wodurch auch die Töne anders klingen – mehr hin zum modernen Bodhrán-Stil. Ich ermutige stets jeden dazu, so zu spielen, wie es für sie oder ihn am besten passt, aber je mehr Techniken man lernt, umso leichter fällt es, das eigene Spielen weiterzuentwickeln und dann ganz bewusst zu entscheiden, welche Technik die beste für einen selbst ist.
Was genau erwartet die Teilnehmer im Anfängerkurs? Wie ist er aufgebaut, wie lang sind die Videos ungefähr etc.?
Zu Beginn beschäftigt sich der Anfängerkurs dezidiert mit der Körper-, Bodhrán- und Tipperhaltung sowie den Auf- und Abwärtsschlägen und den Tönen. Dann arbeiten wir mit zwei Tönen gleichzeitig, um hier ein flüssiges Spielen zu entwickeln, bevor es an die Grundrhythmen im 4/4- und 6/8-Takt geht. Ich nenne sie hier im Anfängerkurs „basic rhythms“ (Grundrhythmen) – tatsächlich sind diese aber die Grundlage für soooo viele weitere Rhythmen, an denen wir später noch arbeiten werden. Ich bin eine große Anhängerin von „Einfach ist besser, weniger ist mehr“ und davon, das zu spielen, was die Musik gerade will und braucht (und nicht so cool oder ausgefallen, wie du nur kannst). Deshalb nutze ich immer wieder genau diese Grundrhythmen, wenn ich selbst spiele, und bin überzeugt, dass sie wirklich jeder lernen und verinnerlichen muss.
Die Videos variieren von fünf bis zwanzig Minuten. Sie wurden in einem professionellen Tonstudio aufgenommen und gefilmt. Die drei Kameraperspektiven ermöglichen es, gleichzeitig den Blick von vorn zu haben sowie die Fell- und die Tipperhand verfolgen zu können. Jeder, der meine Kurse gebucht hat, hat mich auf die tolle Qualität der Videos angesprochen – genau das war mein Anliegen.
Wer sich für meine Kurse interessiert, aber erst einmal sehen möchte, wie ich unterrichte und wie die Einheiten gefilmt und aufgenommen werden, kann meine kostenlose 3-Tages-Triplet-Serie ausprobieren. An drei aufeinanderfolgenden Tagen kommt dann jeweils eine E-Mail – zum Reinschnuppern ideal 😉
Wer einen meiner Kurse gekauft hat, kann sich auf meiner Hauptseite einloggen, wo dann die erworbenen Kurse auf dem Dashboard zu sehen sind. Jedes Video ist eine Unterrichtseinheit, die ganz einfach nacheinander abgearbeitet werden kann, direkt von der Seite aus. Dazu biete ich eine private Facebook-Gruppe für meine Studenten an, in der ich sofort helfen kann, wenn jemand irgendwo nicht weiterkommt.
Braucht man als Anfänger irgendwelche Vorkenntnisse? Falls ja, welche?
Nö. Man kann direkt starten. Wir fangen beim absoluten Urschleim an 😉 Wenn du also schon eine Weile spielst und deinen Stil verbessern möchtest, dann könnten die Lektionen eins und zwei für dich ein bisschen zu grundwissensmäßig für dich sein – aber der Rest des Kurses beschäftigt sich tiefgreifend mit dem Erzeugen und Spielen von Tönen in unterschiedlichen Styles, was sehr wichtig ist. (Anm. d. Red.: Nur nochma zur Erinnerung: Marissas Unterricht findet auf Englisch statt, sie spricht kein Deutsch – da sie aber Kanadierin ist, versteht man sie wirklich super. Finde ich jedenfalls 😉 )
Was kostet der Anfängerkurs?
Alle Kurse auf meiner Seite kosten jeweils 50 Pfund.
Falls man irgendwann mal wieder nach Schottland reisen darf, wäre es theoretisch möglich, dich live zu treffen und eine 1 : 1-Stunde zu bekommen?
Na klar, auf jeden Fall! Ich bekomme viele E-Mails von Leuten, die überlegen, meine Kurse zu kaufen oder einfach nur über die Bodhrán reden wollen – ich liebe das! Falls also jemand eine 1 : 1-Einheit haben möchte, schreibt mir einfach über meine Social-Media-Kanäle oder eine E-Mail, dann organisiere ich uns was 😉
Wie geht es weiter? Planst du, deine Angebote noch weiter auszubauen?
Ja! Ich habe sooo viele Ideen, die ich gern mit Modern Bodhrán umsetzen möchte: mehr Online-Stunden/-Kurse/kleinere Übungseinheiten anbieten, Unterricht via Skype, einmalige Online-Einheiten zusammen mit anderen Bodhrán-Spielern, eine monatliche Live-Gruppen-Session oder -Mitgliedschaft, die Website und die Kurse in anderen Sprachen anzubieten … Ich hoffe, noch so viel mehr mit dem, was ich jetzt habe, machen zu können und kann es kaum erwarten, Modern Bodhrán weiterzuentwickeln und auszubauen.
Möchtest du sonst noch etwas loswerden?
Jup. Zwei Dinge, die ich gern noch über das Lernen, meinen Unterricht und den Online-Bereich sagen möchte:
- Scheut euch nicht davor, mit dem Anfängerkurs zu beginnen. Hier gibt es keine Beurteilungen oder sowas. Und selbst wenn jemand die Töne schon wirklich sauber hinbekommt, lohnt sich der Kurs trotzdem 100%ig, weil er nochmal eine völlig neue Spielweise prägen wird.
- Die Leute fragen mich häufig nach anderen Kursen, ob sie in meiner Facebook-Gruppe Sachen von anderen Spielern teilen können, wo man am besten Kurse belegen sollte etc. Ich kann nur sagen: Die Bodhrán ist so ein leicht zugängliches Instrument, ihr solltet einfach anfangen und am besten ALLE Kurse machen. Es gibt mittlerweile so viele Leute, die online unterrichten und so viele tolle Möglichkeiten und Ressourcen, auf die man zugreifen kann – da ist für jeden was dabei! Ich werde nie sagen, dass jemand lieber meinen Kurs nehmen sollte als den von jemand anderem. Fangt damit an, was sich für euch gut und richtig anfühlt und nehmt das als Ausgangspunkt. Es gibt immer noch mehr zu lernen und das eigene Spiel kann und sollte sich immer weiterentwickeln.
Marissa, das war ein tolles Interview, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast!
What’s next?
Auch in der kommenden Folge der BodhrÁnswers beschäftige ich mich weiter mit der Frage, was es so für Möglichkeiten gibt, Bodhrán spielen zu lernen – allerdings dieses Mal eher oldschool: mit einem Buch in der Hand. Ha, ich freu mich 🙂
Wer steckt hinter BodhrÁnswers? Das bin ich, Katharina Menzel, mit meinem Wort- und Kreativstudio Wirkungsebenen aus der Uckermark. Als freie Journalistin und Lektorin für Musik, Kunst und Kultur bin ich in ganz Deutschland unterwegs, schreibe Artikel und Rezensionen – vor allem im weiten Feld der internationalen Folk-, Indie- und Singer/Songwriter-Szene – und trommle mich glücklich.
Ihr habt Fragen, die bodhránswert werden sollen, konkrete Tipps für eine spannende Geschichte oder ein Festival? Dann schreibt mir eine E-Mail an: katharina.menzel@folknews.de. Ich freu mich auf euch!