Als Besucher der Altmark, insbesondere von Salzwedel kommt man nicht am allseits beliebten und allgegenwärtigen Baumkuchen vorbei. Kein Politiker, kein Sänger, kein Autor verlässt Bühne oder Rednerpult ohne das inzwischen namensgebende Gebäck der Baumkuchenstadt zu erhalten.
Da in der Weihnachtszeit das Naschen und Schnabulieren von Gebäcken aller Art Hochsaison hat, werden wir an dieser Stelle mal in die Geschichte des Baumkuchens eintauchen, damit der geneigte Leser im Advent nicht nur sein Gewicht, sondern auch sein Allgemeinwissen erweitern kann.
Ein aufmerksames Lesen plus Um-die-Ecke-denken erhöht die Chance hier einen echten Salzwedeler Baumkuchen zu gewinnen.
Zunächst zum Namen, Baumkuchen heißt Baumkuchen, weil er aufgeschnitten, Linien ähnlich den Jahresringen in Baumscheiben, zeigt. Baumkuchen ist ein Schichtgebäck. Es wird am offenen Feuer gebacken und der Teig Schicht für Schicht mittels Kelle auf eine rotierende Rolle aufgetragen. Die Grundzutaten einer Baumkuchen-Masse sind Butter, Eier, Zucker, Vanille, Salz und Mehl. Natürlich in einer streng geheimen Zusammensetzung, an deren genauer Ermittlung selbst die investigative Verfasserin dieses Artikels gescheitert ist.
Baumkuchen soll schon seit 500 Jahren gebacken werden. Ein so altes Exemplar zu bekommen, sollte aber denn doch sehr schwierig sein… Einen prüfenden Blick auf das Verfallsdatum ist aber nie verkehrt. Wie bei vielen Dingen im Leben punktet auch beim Baumkuchen die Frische.
Ein echter Salzwedeler Baumkuchen ist nicht vergleichbar mit den armseligen, walzenförmigen Exemplaren, die in vielen Discountern ihr gleichgeschaltetes Dasein fristen und von denen sich Unwissende einfach durch einen senkrechten Schnitt eine Scheibe abschneiden.
Nein! Ein Salzwedeler Baumkuchen ist ein Kuchen mit Haltung, Harmonie und Hang zur Individualität. Schließlich können sich seine einzelnen Kuchenringe frei durch das händische Gießen des Teiges auf die Rolle entfalten. Er wird zum Verzehr nicht schnöde heruntergeschnitten, sondern der Genießer hebt mit Messer und Gabel Stücke in kleinen Halbmonden von oben ab. Dann sind die so genannten Jahresringe besonders gut zu erkennen. Der wahre Kenner bevorzugt übrigens die klassische Variante des Kuchens mit Zuckerguss. In dieser Form ist er besonders saftig. Doch es ist völlig in Ordnung sich gelegentlich dem Baumkuchen umhüllt mit dunkler, oder heller Schokolade zu widmen.
Doch wie serviert man ihn am besten?
• einfach zu Kaffee, Mocca, Tee
• mit Eierlikör
• mit Sahne und Schokostreusel
• mit Eis und Sahne
• mit einem Gläschen Cognac
• mit einem Glas Wein
Mmmhh, lecker…
Insider lassen sich in den Baumkuchengeschäften auch nicht von den so hübsch in Zellophan verpackten Kuchen beeindrucken, sondern lassen ihn sich, wenn möglich, frisch von der Rolle schneiden.
Durch seine Zutaten ist ein Baumkuchen nicht für die Ewigkeit gedacht. Kommt man einmal in den Genuss eines großen Exemplars bestehend aus vielen Kuchenringen, lädt man sich Freunde zum alsbaldigen Verzehr ein. Hat man keine, oder ist geizig, sollte der Kuchen lieber ringweise eingefroren werden.
Die Geburtsstunde des Salzwedeler Baumkuchens muss wohl Anfang des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Je nach Hersteller wird die eine oder andere Entstehungsgeschichte bevorzugt. Eine gängige Version ist die, das ein Küchenmeister namens Ernst August Garves einer Louise Lentz sein handgeschriebenes Rezeptbuch vermacht hat. Louise Lentz bewirtschaftete zusammen mit ihrer Mutter eine Gastwirtschaft, die später „Schwarzer Adler“ genannte wurde und deren Gebäude nebst Turm noch heute eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Louise also durchforstete das Rezeptbuch von Ernst August, stieß auf das Baumkuchenrezept und brachte es beim Nachbacken zu wahrer Meisterschaft. Als Friedrich Wilhelm IV. Salzwedel besuchte, mundete der Baumkuchen aus ihrem Hause dem kaiserlichen Gaumen und er orderte nach. Derart geadelt, folgten nun auch Bestellungen aus Wien und Petersburg.
Zeitnah zu Louise Lentz, soll im Jahre 1807 der Salzwedeler Konditormeister Johann Christian D. Andreas Schernikow ein Baumkuchenrezept in Lüneburg in Erfahrung gebracht haben. Dieses Rezept brachte er in seine Heimatstadt mit und bot im Jahre 1808 Baumkuchen in seiner Konditorei an.
Dem Erzählen nach kehrte jedoch sein Sohn immer sonntags bei Mademoiselle Lentz ein und versuchte das Geheimnis von deren Baumkuchen zu ergründen. Es muss ihm irgendwie gelungen sein, denn allmählich übernahm die Familie Schernikow die Baumkuchenbäckerei in Salzwedel. Natürlich gibt es auch hier ein handschriftliches Originalrezept in einen Conditorei-Buch aus dem Jahre 1808, welches trotz vieler Irrungen und Wirrungen in Familienbesitz blieb und nach dem natürlich noch heute gebacken wird.
Doch auch in anderen Salzwedeler Bäckereien war man in Sachen Wirtschaftsspionage aktiv und so gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine mehrere Bäcker und Konditoren, wie Beckmann, Engelke, und Schilling, die Baumkuchen hergestellt haben.
Zum „kaiserlich – königlichen Hoflieferanten“ indes brachten es nur die Schernikaus und deren Nachfolger. Der Salzwedeler Baumkuchen wurde damit an den europäischen Adelshöfen bekannt und sein internationaler Siegeszug kam richtig in Fahrt. Auch Queen-Mum soll schon Salzwedeler Baumkuchen geknabbert haben…
Nun 26 Jahre nach der Wende haben sich in Salzwedel drei Baumkuchen-Fabrikationen etabliert und an vielen Geschäften der Stadt prangen die Werbebaumkuchen aus Blech oder Pappmasche. Es gab auch schon ernsthafte Überlegungen der Stadt einen Brunnen, oder eine Skulptur dem hiesigen Baumkuchen zu widmen. Doch das ist bis jetzt noch Zukunftsmusik. Im realen Leben kann man bei Stadtfesten die Baumkuchenkönigin begrüßen, das Baumkuchengeschichtenzimmer des Märchenparks Salzwedel besuchen, an einem Schaubacken teilnehmen und natürlich einen echten Salzwedeler Baumkuchen versuchen. Das ist gerade jetzt in der Weihnachtszeit eine gute Idee. Damit es nicht bei der Idee bleiben muss, hat uns die Baumkuchen GmbH Salzwedel, als beliebter Hersteller des Gebäcks, einen Baumkuchen als Preis für unser Gewinnspiel zu Verfügung gestellt. Nun aber zum Gewinnspielfrage:
„Welcher deutsche NDW-Künstler aus den 80igern könnte, dem Namen nach, ein Nachfahre eines Salzwedeler Baumkuchenbäckers sein?“
Schreibt eine E-Mail mit der Lösung an gewinnspiel@folknews.de.
Tom Schilling könnte, dem Namen nach, ein Nachfahre eines Salzwedeler Baumkuchenbäckers sein.
Liebe Birgit, da hast du vollkommen recht, die Lösung kommt jedoch rund ein Jahr zu spät und der Baumkuchen, den es zu gewinnen gab, ist bestimmt schon aufgegessen. Ich wünsche dir bis zum Fest noch einige schöne im Advent. Liebe Grüße Kathja
*Tage