Nach seinem grandiosen Album, „Puzzles and Places„, offenbart Myers Details zur Entstehung des Silberlings, seinem Antrieb, Musik zu machen, und über die Annehmlichkeiten des Musikerdaseins.
Warum bedienst du dich der englischen Sprache? Ich habe den Eindruck, dass du von tiefempfundenen Dingen singst. Wäre es da nicht sinnvoller das in seiner Muttersprache zu tun? Oder dient das Englische als Chiffre?
Erstmal herzlichen Dank für das Kompliment ! Ich habe vor über zehn Jahren mich noch in deutschen Texten probiert. Nur sind meine Ansprüche in eben diese doch sehr hoch. Ich beneide jeden Musiker, dem es gelingt, gelungene deutsche Texte zu schreiben. Im Englischen habe ich mehr Möglichkeiten mich in metaphorischen Gefilden auszutoben. Die Frage bekomme ich auch nach Konzerten hin und wieder gestellt und meine kurze, knackige Antwort darauf lautet immer, dass in der Musik für mich englisch meine Muttersprache ist.
Zwischen Melancholie und beschwinglichen Tönen belebt deine Musik etwas wie ein ihr innewohnendes Fernweh. Ist das richtig?
Kann durchaus möglich sein. Nur das das Fernweh nicht immer auf einen Ort bezogen sein muss. Es kann auch die Sehnsucht nach Liebe, Glück etc. sein. Das viele Reisen, was meinen Beruf nun mal mit sich bringt, würde mich vermutlich erschlagen, wenn ich ein Mensch mit schnellem Heimweh wäre. Mein zu Hause ist die Bühne, egal in welchem Ort. Aber wie gesagt: Für mich bedeutet Fernweh auch die Suche nach dem Glück, den Willen, Ziele zu erreichen, die man sich gesetzt hat.
Was sagen Titel und Cover-Art über dich?
Das Album ist sozusagen die Antwort auf mein Debütalbum „AN IMPULSE FROM WITHIN“. Damals hatte ich mich während der Aufnahmen zum Debüt dazu entschieden, Musik als beruflichen Weg einzuschlagen und die Songs der Platte behandeln daher viele Fragen, die ich damals hatte. Wo führt die Reise hin? War es die richtige Entscheidung, diesen riskanten Weg einzuschlagen? Schaffe ich es nachhaltig, die Musik als Beruf ausüben zu können? Werde ich gehört? Das waren viele Fragen. Und nun, 2 1/2 Jahre später ist mit „PUZZLES AND PLACES“ die Antwort erschienen. Der Baum auf dem Cover symbolisiert mich, die fallenden Puzzlestücke sind die Fragen, die ich hatte und sobald die Puzzlestücke auf den Boden ankommen, ergeben sie ein großes Ganzes. Sozusagen die Antwort. Die Antwort ist zum Beispiel auch im Song „Until Kingdom Come“ zu finden, in der ich beschreibe, dass das Touren durchs Land und die Musik meine Erfüllung ist.
Wer ist die singende Dame an deiner Seite? Und wie ist es zur Kooperation gekommen?
Die Rede ist von Marie Katzer. Eine unglaublich liebe und tolle Persönlichkeit aus Osnabrück. Ich habe sie vor ein paar Jahren als Moderatorin eines lokalen Radiosenders kennengelernt. Damals ahnte wohl kaum jemand, dass hinter diesem Wesen eine solch atemberaubende Stimme steckt. Vor 2 Jahren habe ich sie dann während eines Singer/Songwriter Slams in der Lagerhalle Osnabrück gesehen. Sie hat dort wohl so ziemlich jeden umgehauen. Ich singe und komponiere gerne für Duetts. Auf meinem Debütalbum ist ein Duett mit Hanna Meyerholz aus Münster zu hören. Und als ich Marie an dem Abend singen hörte, wusste ich: Sie muss es einfach sein! Ich bin froh, dass sie Lust und Zeit dazu gefunden hat, da die Produktion zur Platte schon dem Ende entgegen gingen und sie mit ihrer eigentlichen Band Mr.Cracker viel unterwegs ist. Sie hat den Song definitiv wahnsinnig aufgewertet. Am 19.Dezember scheint die Single zum Song „Footsteps“ mit Marie.
Du lebst von der Musik? Wikipedia ist da nur marginal auskünftig. Wo soll es in Zukunft hingehen?
Dass Wikipedia marginal auskünftig ist, mag daran liegen, dass ich selbst die Seite erstellt habe (lacht). Meine Ziele für die Zukunft sind, dass ich in erster Linie gut von der Musik leben kann. Das gelingt mir auch jetzt. Nur wenn ich irgendwann eine Familie gründen möchte, müsste sich noch etwas tun 🙂
Ich würde mich freuen, wenn eines Tages eine Booking Agentur und Management auf mich zukommen würde. Diese vielen Konzerte zu organisieren und ranzuschaffen ist schon harte Arbeit.
Wie kommt der Wandel von der ehemals „harten“ Musik zu diesen doch leisen Tönen?
Die Geschichte ist eine ganz lustige eigentlich. Ich habe damals in diversen Metalbands gespielt. Mit meiner letzten Combo in diesem Genre hatten wir plötzlich unseren Proberaum aufgeben müssen, da das Haus dazu abgerissen werden sollte. Folglich waren wir ohne Möglichkeit zu proben. Als Konsequenz verließ unser damaliger Drummer die Band und mein Bassist und ich waren allein. Wir hatten uns schnell gedacht, dass wir solange auf akustische Instrumenten zurückgreifen, solange wir keinen neuen Raum gefunden hatten. An der Akustikmusik habe ich dann allerdings schnell mein Herz verloren und bin seitdem dabei geblieben.
So Musik als Ausdruck eines mentalen Zustands begriffen werden darf, rekurriert dieses Album auf eine Zerrissenheit in dir? Irre ich? Oder was war das dich Antreibende bei der Produktion?
Gute Frage. Ich fühle mich nicht zerrissen. Ich bin auch nicht unglücklich. Aber ich glaube eine gewisse melancholische Seite ist vorhanden. Anders wäre diese Musik wohl nicht möglich. Damals in den Metalbands war ich auf vieles wütend, fühlte mich missverstanden. Heute nehme ich manche Dinge vielleicht mehr zu Herzen, reflektiere mich ständig selbst und so kommt diese Musik vielleicht zustande.
Womöglich würde ich ohne die Informationen aus diesem Interview nicht gänzlich dumm sterben, weniger ahnungslos geht indes immer. Und mit ihnen ist nun erstmal wieder Neues aufgesogen und Neugier geweckt. Gut so. Lieben Dank für kluge Fragen und nicht minder gescheite Antworten!