„Paddy’s dead! Hooray!” lautet das Motto der Göttinger Folk-Punk-Band „Paddy’s Funeral“. Seit 10 Jahren ist das Quartett bereits aktiv und durfte in dieser Zeit schon die Vorprogramme von Bands wie Mr. Irish Bastard, Die Schröders, Abwärts und The Real McKenzies bestreiten und hat sich dabei als unangefochtener Hauptact beim St. Patricks Day in Göttingen etabliert.
Paddy’s Funeral sind dabei das, was zeitgenössischer Folk Punk häufig nicht ist: laut, räudig und ungepflegt, angetan mit ranzigen Lederjacken, statt gebügelten Karohemden und Herrenwesten. Beinahe ohne ewiges „Flötengedudel“ wird der Sound der Band getrieben von Sänger Jans vom Whiskey geformter, gleichsam trotziger wie melodischer Stimme, gepaart mit schrammigen Gitarren und verzerrten Folk-Instrumenten wie Bouzouki, Geige und Mandoline. Zusammen mit groovigem Schlagzeug und drückendem Bass, ergibt sich hier eine klangliche Mischung, die mit Fug und Recht den Namen „Folk Punk“ verdient hat. Dabei wird nicht ausschließliches irisches, sondern auch schon mal deutsches, amerikanisches oder jiddisches Liedgut über die Bühne gejagt. Neben Eigenkreationen der Band, kommen Klassiker wie „Whiskey in the Jar“ oder „Dirty Old Town“ natürlich nicht zu kurz, bekommen dabei aber ihren ganz eigenen, punkig-folkigen Anstrich verliehen.
Zu hören gibt es von den Göttingern bisher die folgenden drei Alben:
Pour In (2010)
Das Debütalbum zeugt von der Experimentierfreudigkeit der Band, ist es doch eine Mischung aus Demo, Album und Live-Album.
Besonders hörenswert ist der Titel, der der Band ihren Namen gab: „Paddy’s Funeral“. Dominiert von Geige und raffiniertem Banjospiel, überzeugt das Lied durch seine Wechsel im Tempo und mit einer ordentlichen Portion choraler Gesänge. Live ist es mit Sicherheit ein Hit.
Mit „Raise your Glasses“ findet sich auf dem Album außerdem eine Ballade mit Gänsehautgarantie, die ursprünglich nicht für die Platte gedacht war, sondern in einer Spontanaktion eingespielt wurde und zeigt, dass Paddy’s Funeral in all ihrer Rotzigkeit auch eine weiche Seite haben.
Celtic Voodoo (2013)
Mit ihrem zweiten Album, ging ein Stilwechsel innerhalb der Band einher. „Celtic Vodoo“ ist deutlich rockiger im Klang und weist nur wenige Folkelemente auf. Lediglich in kleinen Dosierungen, zum Teil fast schon verhalten, ist hier und da eine Flöte oder Bouzouki herauszuhören. Ausgenommen davon ist „Polka“ ein Instrumentalstück, das, selbst im Punkrockgewand, jeder Liebhaber der Folkmusik wiedererkennen dürfte.
Das Album ist für mich insgesamt nicht ganz so überzeugend wie sein Vorgänger. Nicht nur ist es mit acht Titeln deutlich kürzer als „Pour In“ sondern liegt auch in Sachen Kreativität zurück, wird es doch von Coverversionen bereits bekannter Folk-, und Rocksongs dominiert.
We don’t serve Clowns (2017)
Das aktuelle Album ist mit 14 Titeln nun wieder deutlich umfangreicher. Nur die Hälfte der Titel entstammt dabei der bandeigenen Feder. Besonders aufgefallen sind mir bei diesem Album der Opener „Folk-Punk-Song“, den ich nur als augenzwinkernde Verbeugung an Bad Religion verstehen kann, und „Dirty Old Town“ ein zwar oft gehörter Klassiker, bei dem die Stimmen von Jan und Lisa jedoch so wunderbar harmonieren, dass es nicht langweilig wird.
Im Vergleich zu „Celtic Vodoo“ ist „We don’t serve Clowns“ auch wieder melodischer, folkiger und abwechslungsreicher. Der für Paddy’s Funeral typische rotzige, druckige Klang bleibt jedoch auch hier präsent. Außerdem ist aus jedem Lied der unfassbare Spaß herauszuhören, den diese Band am Musikmachen hat.
Spaß sollen Paddy’s Funeral vor allem auch live machen. Daher empfehle ich euch, am 02. und 03. November im EXIL in Göttingen zu erscheinen, um das 10-jährige Bestehen der Band zu feiern, ein Guiness zu genießen und vor allem ordentlich zu rocken. Neben Paddy’s Funeral selbst sind an beiden Abenden noch weitere illustre Gäste aus der Folk-, Rock- und Punkszene vertreten.
Paddy’s Funeral sind:
Jan (Gesang, Gitarre, Mandoline, Bouzouki, Tin Whistle);
Sebastian (Bass);
Levent (Schlagzeug);
Lisa (Gesang, Gitarre, Geige)