Nachdem wir im ersten Teil unserer kleinen Geisterjagd Reihe einen Tauchgang in ein vergessenes Genre gemacht haben, widmen wir uns in Teil zwei keinem Genre, sondern einem Instrument. Unscheinbar, uralt und wahrlich beängstigend.
Wir schreiben das Jahr 1999. Mexiko City.
Archäologen stoßen bei Ausgrabungen des Tlatelolco Tempels auf einen außergewöhnlichen Fund. Entdeckt wurde das (vor vermutlich mehr als 500 Jahren beigesetzte) Skelett eines zwanzigjährigen, der offenbar Opfer eines Ritualmordes wurde. Enthauptet und beide Arme auf der Brust liegend, fanden sich in seinen Händen zwei kleine Tonfiguren.
Diese wurden von den Experten erst fälschlicherweise als Spielzeug identifiziert und verbrachtem nach ihrer Entdeckung fast 15 Jahre in einer Lagerhalle, bis sich Dr. Arnd Adje Both den seltsamen Figuren annahm und ihnen eine Stimme schenkte.
Damit wurde klar: Bei diesen Tonfiguren handelte es sich nicht um Spielzeug, sondern um ein Instrument. Eine Pfeife, dessen Klang sich als beängstigend bewies und einem humanoiden Schmerzensschrei erschreckend ähnelt.
Aussehen, Aufbau & Klang
Die damals gefundenen Stücke und auch die meisten der heute erwerblichen Replikate haben die Form eines menschlichen Schädels. Innerhalb der Struktur dieser Instrumente werden unterschiedliche Luftströme erzeugt, die dann diametral gegeneinander schlagen. Dies sorgt für die unangenehmen, schrillen und lauten Töne.
Auf YouTube finden sich einige Videos über die kleinen Schreckbringer, die meisten davon demonstrieren den Ton gut, aber für diesen Artikel konnte ich etwas besonders Feines finden.
Folgendes Video ist ein extremes Beispiel verschiedener Todespfeifen und unterschiedlichen Spielweisen, die zusammen gespielt zeigen können, wie viel Horror diese unscheinbaren Toninstrumente eigentlich verbreiten können.
Theorien
Therapeutische Wirkung
Dass wir durch verschiedene Töne oder Vibrationen einen meditativen Bewusstseinszustand herbeizuführen können, ist für die Menschheit schon lange kein Geheimnis mehr. Da die Pfeifen unter anderem sehr niedrige Frequenzen erreichen können, die für uns nichts unbedingt wahrnehmbar sind, vermuten einige der Experten, dass es die Todespfeife vielleicht sogar für therapeutische Zwecke benutzt worden ist.
Schwer vorzustellen sich bei diesem Klag zu entspannen, nicht wahr?
Psychologische Kriegsführung
Eine weitere Theorie besagt, dass die Pfeifen zu hunderten vielleicht sogar tausenden gespielt wurden, wenn die Krieger gegen Feinde in den Kampf gezogen sind. Belegt ist zwar das Spielen von Trommeln bei Kämpfen, die schrillen Pfeifen allerdings nicht. Obgleich die Vorstellung sich einem einzigen großen Meer aus Tönen, die schmerzerfüllten Schreien gleichen, gegenüber zu finden bei potenziellen Gegnern bestimmt für aufgestellte Nackenhaare gesorgt haben muss; egal ob am Tag oder bei Nacht.
Opferungen für den Windgott
Einer der bisher wahrscheinlichsten Theorien steht in Verbindung mit dem Fundort des Opfers zusammen mit den Pfeifen.
Das Ritualopfer fand sich nämlich im Tempel des Windgottes Ehecatl wieder. Experten vermuten, dass die Priester die Opfer entweder mit den Pfeifen zur Opferung begrüßt haben, oder die Opfer selbst während der Opferung in die Pfeife bliesen, um von Ehecatl gehört zu werden und oder die eigene Seele mit dem letzten Atemzug dem Gott darzubringen.
Indes der Nutze noch immer spekuliert wird und wir wahrscheinlich nie wirklich wissen, wofür genau die Pfeifen ihren Nutzen fanden, ist es dennoch beeindruckend, um ein solches Instrument zu wissen. Erstaunlich, wie ein kleines Stück Ton auch nach jahrhunderten für derart albtraumhafte Töne sorgen kann.