Einst behauptete ein deutscher Theologe über den Begriff der Leidenschaft, sie mache lichtscheu, bleibt nie allein und erzeuge andere Begierden. Bleibt sie sich selbst überlassen, eilt sie schnell vom Minimum zum Maximum.
Nun gut, das war Ende des 18. Jahrhunderts und vielleicht nicht ganz der Musik gewidmet. Dennoch: Rein musikalisch betrachtet vermag eine freigesetzte Leidenschaft für ein bestimmtes Genre tatsächlich Begierden und maximales Vergnügen erzeugen. Sowohl bei den Künstlern als auch (im besten Fall) beim Publikum.
Von dieser Leidenschaft zum Celtic Folk getrieben, haben Pinto von Frosin (den viele auch als energiegeladener Bodhrán Spieler innerhalb der mittelalterlichen Band Versengold kennen) und Saskia Forkert 2014 GANAIM gegründet.
Zunächst nur als Duo geplant, gesellte sich schnell der anfangs für das Debütalbum eingeladene Gastmusiker Cornelius Bode (Zorny) dazu. Als Trio interpretieren die leidenschaftlichen Musiker traditionelles Liedgut aus Irland, Schottland, England, Frankreich und Spanien. Alles Gebiete, die im Verlauf der Geschichte unter keltischem Einfluss standen. Entsprechend weitläufiger sind ihre Stücke, deren Auswahl am Ende eine Mischung der besten Zutaten aus zwei Welten widerspiegeln soll. Eine Welt der bitter süßen Balladen, historischen und teilweise grausamen Überlieferungen, wird virtuos und ausgefeilt mit ausgelassener Feierstimmung vereint.
Und genau dieses Konzept, die Idee dahinter und die Auswahl nicht so oft gespielter Lieder, hebt die norddeutsche Band aus der Vielzahl traditioneller Folkbands. Gespielt wird ausschließlich und bewusst auf rein akustischen Instrumenten.
In ihrem Debütalbum mit dem etwas schwierigen Namen Ceol ón Mhuileann, was so viel bedeutet wie Der Klang der Mühle, tauchen sie also ein in die nebelverhangenen Wälder Irlands, in den Kampf um die Krone während der Jakobiteraufstände Schottlands und tanzen an lauen Sommerabenden ausgelassen an den Stränden der Bretagne. Unterstützt wurden sie dabei von den Gastmusikern Bernd Wesemann, Fabian Mehrtens, Robin und Stefan Decker.
„Wie viele Menschen haben bereits zu diesen Melodien getanzt und gefeiert? Wie viele haben dazu gelacht, geträumt oder geweint? Unzählige Kehlen stimmten jene Gesänge an, was für Räume mag ihr Klang erfüllt haben? Diese Gedanken sind überaus reizvoll.“
Auch wenn das erste Album der Band vielleicht noch etwas zurückhaltend und ruhiger produziert scheint, verbirgt sich dahinter ein Konzept, das auf der Bühne ordentlich einheizt und sich deutlich von der Befürchtung abhebt, ein zweites Projekt ähnlich dem von Versengold zu werden. Ausgefallen im Übrigen auch die Tatsache, dass es das Debütalbum sowohl mit Pinto im Halbporträt auf dem Cover gibt, als auch mit Saskia.
Aktuell stehen Pinto, Saskia und Zorny wieder im Studio und produzieren ihr zweites Album Public House. Ein Schelm, wer Böses bei dem Albumnamen denkt. Denn wie bereits oben erwähnt, bleibt die Leidenschaft nie alleine und sucht ihres gleichen. Möglichst bei einem Konzert, möglichst mit viel gute Laune, erstklassiger Musik, Spielleidenschaft und eine Menge Spaß. Attribute, die GANAIM mit Sicherheit auch in ihrem zweiten Album gerecht werden.
Was sich der Theologe jedoch dabei dachte die Leidenschaft als lichtscheu zu beschreiben, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben.