Seit 14 Jahren gibt es in Balve im Sauerland ein Irish Folk Festival der besonderen Art. Zum einen besonders durch eine sehr spezielle Location. Das mittlerweile dreitäge Festival findet nämlich in Europas größter offener Kulturhöhle statt. Das bietet Wetterunabhängigkeit aber auch eine besondere Atmosphäre. Das Festival ist aber auch besonders, da einer der Organisatoren Sean Reeves – selbst Mitglied der Band Five Alive’O – es immer wieder schafft tolle Bands aus Irland ins Sauerland zu holen, die häufig hier ihren ersten Auftritt in Deutschland haben. So haben die Kilkennys und die High Kings in Balve das deutsche Publikum erstmalig kennen und schätzen gelernt.
Am Donnerstag beginnt das Festival mit 2 Bands und zumeist ist die Band von Sean Reeves da auch mit von der Partie, wie auch dieses Jahr. Am Freitag spielten die Bands Assassenachs (NL), Abbeyfolk (IRL), Whistlin Donkeys (IRL) und die Folkpunkband Firkin aus Ungarn.
Ich war in diesem Jahr nur am Samstag in der Höhle. Gegen 15 Uhr konnte man hinein und an den paar Ständen Kilts oder irische Kleidung und Souvenirs kaufen, während drinnen noch der Soundcheck der ersten Band lief. Es war die Band Finnegan’s Five aus Duisburg. Eigentlich sind sie zu sechst und bieten eine Reihe bekannter und auch nicht so bekannter Klassiker, die sie mit Spielfreude und Witz auf die Bühne bringen. Der mehrstimmige Gesang und die von verschiedenen Stimmen vorgetragenen Songs sorgten neben den unterhaltsamen Ansagen für Abwechslung. Der Funke sprang auch schnell über und so mussten Finnegan’s Five auch einige Zugaben geben bevor sie die Bühne verlassen durften. Einziger Wermutstropfen war, dass die Geige leider zu sehr unterging. Als zweites spielte dann die Band Crosswind, die erst sein wenigen Jahren in dieser Formation auftritt. Allerdings sind die vier Mitglieder der Band, die von einem Bodhranspieler als Gastmusiker unterstützt wurden, keineswegs unerfahren oder unbekannt in der Szene. Mit der Band Craic haben Bea und Mario schon mehrfach in Balve gespielt und aus der Bonner Folkszene sind Stefan und Sebastian zu den beiden hinzugestossen. Crosswind haben gerade vor einem knappen Jahr ihr erstes Album aufgenommen. Ihre Stärke liegt in den Arrangements der Songs und Tunes, die sehr gekonnt auf Fiddle, Flutes oder concertina vorgetragen und von gekonnten Gitarren-Rhythmen begleitet werden. Jeder in der Band bekommt seinen Raum, sich zu entfalten und seine Stärken zu präsentieren. Dabei ist das Spiel locker und leicht. Die Stimmung im Publikum war das erste Mal am Höhepunkt. Ich muss sagen, dass die Bodhran eine tolle Ergänzung darstellt. Hatte sie vorher schon mal ohne sie gehört und finde es mit noch spannender.
In den Umbaupausen gab es immer noch Irish Stepdance der Formation Scoile Rince Celtus, die in ihren Reihen auch Weltmeister vorzuweisen haben.
Als nächstes kam die Band Drops of Green an die Reihe. Sie reiht sich nahtlos in die gerade in Irland populären Bands im Stile der Kilkennys ein. Vier junge Burschen bringen bekannte Gassenhauer der irischen Musik sehr flott und gekonnt vor. Ein E-Bass und eine Bassdrum sorgen für den passenden groove und bringen die Zuhörer schnell zum Mitklatschen. Dabei überzeugen die einzelnen Bandmitglieder nicht nur durch spielerische Qualitäten sondern ihr Gesang ist auch sehr gut. Dem Balver Publikum gefiel es so gut, dass Drops of Green eine Stunde Zugaben spielen mussten. Wobei sie meiner Meinung nach gegen Ende immer besser wurden. Zum Abschluss spielte die Band Na Fianna. Unter diesem Bandnamen hatte 2011 bereits eine Gruppe dort gespielt, die in Irland für eine Castingshow eigens gebildet wurde. Jedoch löste sich die Formation so vor zwei Jahren auf. Der Manager kaufte sich die Rechte an dem Namen und stellen erneut eine Band zusammen, die nun ihrerseits den Weg nach Deutschland fand. Zu erwähnen ist hier besonders der Sänger, der auch Knopfakkordeon spielete und wie ein Derwisch zuweilen über die Bühne fegte. Neben einem fetzigen Tempo stellten sie auch Ausdauer unter Beweis und spielten doch recht lange. Zum großen Finale kamen noch mal alle Musiker zusammen auf die Bühne und spielten gemeinsam unter der Führung von Sean „Mountain Thyme“ und da das Publikum noch immer nicht genug hatte dann noch „Dirty old Town“. Ich bin immer wieder angetan von den musikalischen Beiträgen und freue mich auf neue Bands, die dort spielen, aber auch ein Kompliment an das tolle Publikum, dass super Stimmung macht und sich enorm begeistern lässt. 4500 Menschen kamen an diesem Wochenende zusammen.Wer Balve noch nicht kennt, sollte sich das erste Augustwochenende für 2016 in den Kalender eintragen. Dann zum 15. Mal irische Musik in der Balver Höhle. Es lohnt sich.