Seit „WRAPPED UP„ haben sich THE RAPPAREES verändert – und dies in einem positiven Sinne. Endlich zeigt sich das Prädikat „innovativ“ nicht als leere Worthülse, die nach Beliebigkeit der ein oder anderen konservativen Band auf den musikalischen Konservationswanst geschneidert wurde, sondern erklingt auch nachweislich auf einem elf Titel fassenden Silberling. Anstelle der obligatorischen Bodhrán wird nun auch der Griff zum Schlagzeug gewagt, was dem Opener, Clear Bottle, ausgesprochen gut zu Ohr steht. In beinahe poguesesker Manier erklingt der namengebende Kehrreim des Stückes und gereicht jedem sittsamen Saufgelage zur Satisfaktion, ehe mit Banks of Kilrea wieder ein Stück Traditionelles dargeboten wird.
Es erwartet ja auch niemand, dass von einem Album aufs nächste ein Tapetenanstrich vollständigster Art und Weise vollzogen wird. THE RAPPAREES machen alles richtig und halten durch die Mixtur bewährter und neuer Elemente sowohl die alten als auch die potentiell neuen Fans bei der bandnamengebenden Gesetzlosenstange! So reiht sich beim zweiten Titel in üblicher Set-Manier ein Konglomerat diverser Instrumentalstücke aneinander. Wohlgefällig. Mehr aber nicht.
Mit Randalstown Rambler erklingt nicht nur wieder das Schlagzeug, sondern ein wehmütiger Schunkel-Song, der über Ohr und Sitzfleisch direkt ins Herz geht. Den melancholischen Gesamtanstrich verleiht das gastmusische Pipes-Spiel einem Stück, das durch Wehmut und eingängigem Fernweh zu überzeugen weiß. Bei Lunch with the Riezs kommt insbesondere das Gewicht des Basses zum Tragen, der der Tradition ein Stück Rock hinzugesellt.
Gleichwohl das traute Unisono zwischen Fiddle und Flöte vielfach dem Üblichen entspricht, goutiert das Quintett diese Mischung auf ebenso eingängige wie unübliche Art und Weise, ergibt sich nie dem Kitsch oder gar dem Klischee, sondern entführt in die akustische Welt wohlfeiler Authentizität. Ich habe mit den Jungs bereits vor, hinter und auf der Bühne gestanden und bin über den Werdegang dieser ungemein erfolgreichen Formation fundamental begeistert.
Keine Stagnation im Bewährten, sondern echte Kreativität, die das Album zu einem echten Leckerbissen macht. CDs, die von der Grünen Insel kommen, überzeugen nicht selten durch ihre Beschreibungstexte, die derart auf das Referenzstoffwechselendprodukt hauen, dass das eigentlich musikalische Schaffen dem nicht gerecht werden kann. THE RAPPAREES gehen die Sache nicht nur bescheidener, sondern von vornherein überzeugender an und liefern mit „RE:SESSION“ ein Album ab, das das Prädikat „Sollte-man-Haben“ mehr als verdient hat.
Titelliste
- Clear Bottle
- Banks of Kilrea
- Randalstown Rambler
- Lunch with the Tiezs
- The Stranmillis Fox
- Slieve Gallion Braes
- Mother Earth
- Dear Bhla’s
- Belfast Mountains
- Derry Goal
- Someday You Will See
Die „Wrapped Up“ hatte und hat es mir ja sehr angetan. Nach dieser Rezension lasse ich mich doch gern auf die neue Scheibe und somit dann wohl Innovatives ein.