Zwei Dinge haben mich für ein paar Tage in das Bremer Umland gezogen. Zum einem habe ich meine Folk News-Kollegin Cera Herbst besucht, aber vor allem hat es mich nach Sandstedt gezogen. Vor fast einem Jahr war ich dort im Seminarhaus Scott Douglas zu Besuch, hatte mir alles angeschaut und ein Interview mit Joanna Scott Douglas gemacht. Hier noch einmal zum Nachlesen. Dabei sind wir auf das Bodhrán spielen gekommen und ich erzählte, dass ich es gerne lernen möchte. Die Idee hat mich nicht mehr losgelassen und die Musikerin hat mich eingeladen, es bei ihr zu lernen. Ein Termin wurde besprochen und so war ich Anfang Dezember bei ihr.
Bei meiner Ankunft gab es erst einmal einen Tee und wir haben uns über das weitere Vorgehen unterhalten. Dann hieß es Sachen in die Ferienwohnung bringen und schon ging es in die erste Stunde. Zu Beginn ging es mit allgemeinem Wissen los: Wie halte ich das Bodhrán, aus was besteht es und wie halte ich den Tipper. Was gibt es für Unterschiede? Das Trommelfell, einfach oder doppelt bespannt, mit oder ohne Kreuz, mit mechanischem Stimmsystem oder ohne und vieles andere mehr. Nach der theoretischen Einführung ging es mit der Praxis weiter. Meine erste Übung war das Down und Up des Tippers (Stick), wobei beim Runterschlagen, wie auch bei der Rückwärtsbewegung das Trommelfell berührt werden muss. War zum Anfang zwar nicht einfach, habe ich, oder hat „Mann“ aber mit ein wenig Übung auch hinbekommen. Joanna hat zu mir gesagt, wenn ich den Stick schlagen und dabei mit ihr reden kann, ohne durcheinander zu kommen, habe ich schon etwas erreicht. Nach ein paar weiteren Up´s und Down´ war die erste Stunde schon vorbei. Ich durfte das Instrument mit in die Ferienwohnung nehmen und in der Pause üben.
Hier muss ich noch einmal etwas ausholen. Joanna Scott Douglas hat beim bekannten Bodhránspieler Svend Kjeldsen das Spielen auf dem Instrument gelernt. Um es den Lernwilligen einfacher zu machen, hat er die verschiedenen Rhythmen, sprich Down und Up´s, von Jig und Reel in indische Worte, die in Silben geteilt werden, umgewandelt. Z. B.: Down (D), Up (U)
D – U – D – U / Ta – ka – di – mi oder D D – U D – U – D – U D – U – D – U / Ta Din – na Ta – ka – di – mi Ta – ka – di – mi
Das sind beides nur die Anfänge eines Rhythmus für ein Reel. In der zweiten Stunde des Tages wurde mir ein dritter näher gebracht. Bis zum Ende des Unterrichts haben wir diese drei geübt. Ich nahm das Bodhrán und das Lernheft wieder mit in „meine vier Wände“ und habe mich damit noch den Abend beschäftigt. Am zweiten und dritten Tag habe ich jeweils vier Stunden genommen und alle vier verschiedenen Rhythmen des Reels sowie die beiden des Jigs gelernt. Wenn ich die einzelnen öfter hintereinander spielte, hatte ich nicht so die Probleme, muss aber noch viel üben. Probleme macht mir immer noch der Wechsel zwischen den verschiedenen Rhythmen.
Am letzten Tag haben wir weiter geübt und ich konnte den ersten Rhythmus spielen und mich in Ruhe mit Joanna unterhalten. Das war schon ein Erfolg für mich. Wir übten vor allem den Wechsel der einzelnen Reels und Jigs. Z.B. von Rhythmus zwei zu vier und dann nach drei usw. Viel haben wir beide auch den Motor-Circle gespielt. Das heißt, wir haben zuerst zusammengespielt, dann ich alleine, zusammen, Joanna alleine und wieder zusammen. In den ersten Stunden habe ich auch immer, wenn ich raus war, gesagt: „Bitte noch einmal von vorne!“ Am zweiten Tag sagte mir mein Gegenüber: „Eines musst du dir merken! Wenn du in einer Band spielst, wartet kein Musiker auf dich. Versuche einfach wieder rein zu kommen.“ Das hat dann auch schon geklappt, nicht immer beim ersten Mal, aber spätestens beim zweiten Versuch war ich wieder in der Musik.
Irgendwann sagte meine Lehrerin: „Wir spielen diesen Jig nun fünf Mal.“ Los ging es und wir spielten den Part einmal durch und begannen ein zweites Mal, nur Joanna spielte auf einmal etwas ganz anderes. Das hat mich verwirrt und ich bin durcheinander gekommen. Sie sagte zu mir, ich müsse mich auf mein Spielen konzentrieren und nicht auf das hören, was sie spielt. Das Bodhrán ist in erster Linie ein Rhythmus und Begleitinstrument. Wenn ich Musik höre, höre ich sie in ihrer Gesamtheit, oder nehme sie für eine Rezension auseinander. Nun lernte ich eine neue Art Musik wahrzunehmen, und zwar als Mitglied in einer Band. Joanna machte einen Reel an und ich sollte einfach mitspielen. Es war für mich nicht einfach Geige, Gitarre oder Drums auszubelnden und mich nur auf den Rhythmus zu konzentrieren – und natürlich auch zu spielen. Es war eine tolle Erfahrung, aber bis ich mit der Musik mitspielen kann, wird noch Zeit ins Land ziehen. Wir übten ohne Musik weiter und ich muss sagen, am Ende der letzten Stunde konnte ich meinen Rhythmus halten, obwohl Joanna etwas ganz anderes auf ihrem Instrument getrommelt hat.
Leider war die Zeit einfach viel zu schnell vorüber. Zu lernen, wie man ein Bodhrán spielt, hat mir viel Spaß gemacht und ich wäre gerne länger geblieben, aber irgendwann muss man wieder nach Hause. Ich habe mir nun auch ein neues Instrument gekauft, da mein altes nicht richtig zum Spielen taugt und werde das Gelernte üben und vertiefen. Ich habe sehr viel Freude an der irischen Trommel gefunden.
Nun werden die Ersten sagen, ich würde das ja auch gerne lernen wollen, aber meine Nachbarn wären davon nicht so begeistert. Das ist kein Grund, denn es gibt kleine Tricks um das laute Getrommel zu umgehen, z.B. ein Kissen in das Bodhrán stecken. Joanna hat da noch viele andere Kniffe.
Wer nun auch Lust hat, das Instrument zu beherrschen, kann sich gerne bei Joanna Scott Douglas melden. Den Link zur Hompage findet ihr am Ende des Artikels. Für Leute, die ein wenig fahren müssen gibt es auch Ferienwohnungen, die zum Seminarhaus gehören und die man mieten kann. Ich werde nun mein Bodhrán nehmen und üben!
Noch ein Tipp zum Schluss. Neben dem Erlernen vom Bodhrán spielen, trifft man sich im Seminarhaus zum Singen und zu Konzerten. Nächstes Jahr sind schon viele Workshops geplant und das sind: Songwriting mit Robert C. Blank, Christina Lux und Kieran Halpin, Sandy Brechin für scottish Accordion, Manfred Leuchter – Accordion, dann Ralf Gauck für Bass, Dave Goodman mit einem Fingerstyle Guitar Workshop und Ian Kinnear bringt einen die scottish Smallpipes näher. Wer Lust auf einen Workshop hat, kann gerne unten auf den Link gehen und sich alle Informationen dazu holen.
Homepage | Seminarhaus Scott Douglas
Klasse , super gemacht. Besprechen. Ein toller Beitrag und du kannst ja schon recht gut mit dem Instrument umgeben. Hört sich gut an , Hut ab.
Danke!