Der preisgekrönte Singer/Songwriter Matt Andersen ist als einer der fleißigsten Musiker Kanadas bekannt. Bei rund 200 Auftritten pro Jahr braucht niemand einen Taschenrechner um sich fragen, wie man es bei diesem Terminkalender noch schafft, ein Album einzuspielen. Er hat es aber wieder getan. Zum achten Mal. Dass er dabei alle Texte selbst geschrieben und die Songs auch gleich teilweise mit produziert hat, ist fast schon nur noch eine Notiz am Rande.
Das Ergebnis ist ebenso einprägsam wie beeindruckend. Spezialisiert auf einer erdigen Mischung aus Blues, Folk und Roots-Rock, bietet der Musiker auf seinem aktuellem Album Honest Man zehn Songs, die vor Kraft und Wucht strotzen und denen dennoch durch seine warme, einprägsame und sofort zu identifizierende Stimme ein ganz besonderer Sound anhaftet. Was Andersen zu diesen Kraftakt zwischen den Liveauftritten verleitet – was ihn antreibt on the road all diese Songs zu schreiben, das gibt er wohl am Ende des Albums in einer eindrucksvollen Ballade preis. One good song beschreibt ehrlich und offen Selbstzweifel und die Suche nach Perfektion.
„I´m cashing a dream down the higway
I´m just a junkie looking to score
I step back in time and feel satisfired
but give me one good song”
Seine Bitte wurde offensichtlich erhört. Scheinbar mühelos verschmelzen Folk, Rock und Blues mit verstärkten Einflüssen aus Country und Americana in unglaublich üppiger, vielseitiger und abwechslungsreicher Instrumentierung. Sei es ein gedämpfter Klavierpart in I´m giving in, funkige Verzierungen in Honest Man, warme Flöte in One good song oder die große alte Schule des Rhythm and Blues in Last Surrender mit dem passenden Bläserpart. Who are you listening to birgt neben dem Aufruf an alle Menschen ihre eigene Meinung zu bilden, ein E-Gitarren-Solo. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Und über allem schwebt die Stimme von Andersen, der singt, als wolle er seine Seele verkaufen.
Honest Man ist ein ehrliches Album, welches sowohl die politische als auch persönliche Seite von Andersen in einer großen Klangpalette bedient. Der Titel des Albums bezieht sich aber dann nicht auf Andersen selbst, auch wenn man es durchaus so interpretieren könnte. Vielmehr ließen sich Anderson und Co-writer Chris Kriby für den Titelsong von einer US-politischen Karikatur inspirieren.
Abwechslungsreiche Songs, anspruchsvolle Texte, eine erfrischende Danksagung im Cover und jede Menge erstklassiger Musik eindrucksvoll produziert. Das Album hat mehr als nur einen guten Song. Wenn das das Ergebnis nächtlicher Kreativität on the road ist, dann kann ich mir nur wünschen, dass Andersen noch lange unterwegs sein wird.
Titelliste:
- Break away
- The gift
- Honest Man
- I´m givin in
- Quit Company
- Let´s get back
- All the way
- Last surrender
- Who are you listening to?
- One good song