Sie selbst bezeichnen ihren Stil als frischen Country-Folk-Sound mit bolivianisch-portugiesisch-friesischen Wurzeln. Wohl eine ganz neue, eigene Genredefinition, in denen gleich mehrere Genre miteinander verbunden und durch Singer-Songwriter Elemente abgerundet werden. Doch warum sich generell in eine Genrebezeichnung einordnen lassen, wenn reichlich musikalisches Potenzial und Erfahrung auf Ideenreichtum und Spielfreude treffen?
Und musikalische Erfahrung bringen die drei Musiker von La Kejoca gleich reichlich in ihrem Debütalbum Fade in mit ein. Alle haben Musik studiert, Keno Brand und Carmen Bangert gar Operngesang. Jonas Rölleke befindet sich gerade im Masterstudiengang Kammermusik. Zusätzlich haben alle drei bereits in verschiedenen Blues-Jazz und Folkformationen mitgewirkt. Und dann ist da auch noch die familiäre Verbindung zur Friesenfolk-Band Laway, die in Friesland mehr als nur ein Geheimtipp ist.
Grund genug also, die gemeinsame Begeisterung für Country und Folk, einschließlich ihrer Erfahrung, in ein gemeinsames Projekt zu lenken und damit etwas ganz eigenes zu schaffen.
Unsere Erwartung lenkt die Realität. Doch welche Erwartung erfüllt die selbst gewählte Stilrichtung? Fade in startet im Opener Ain´t leaving without your love druckvoll mit fröhlichen Country-Elementen, in denen auch ein Akkordeon seinen Platz hat und für ein erstes Aufhorchen sorgt. Die folgende Ballade Fade into you entführt in die Geschichte und das Gefühl jemanden so zu lieben, dass man mit ihm verschmelzen möchte. Eine wunderbare Ballade mit seufzender Geige und berührendem Satzgesang, dem man sich schwer entziehen kann. Hijo de la luna dominiert dagegen mit starken, klassischen Elementen. Wer kennt sie nicht, die Geschichte einer jungen Frau, die den Vollmond anfleht ihr einen Mann zu schenken und dafür ihr erstgeborenes Kind verspricht. Ein Klassiker auf einem Country-Folk-Album? Die erste Verwunderung weicht schnell dem Genuss eines klaren Arrangements mit einer wunderbaren Stimme.
Es folgen weitere Titel, die lediglich eines gemeinsam haben: Ausgefeilte, überraschende Arrangements, die den Hörer eine Stunde unterhaltsame und vor allem abwechslungsreiche Musik schenken. Arrangements, in denen mit If I didn´t know better und Hennessee reichlich Blues Elemente, und mit Du trägst den Wind in deinen Haaren auch deutsche Liedermachertexte seinen Platz finden. Ein wunderbares Liebeslied neu von Keno Brandt arrangiert und mit einer Liedermacherstimme gesegnet, die einen Vergleich mit Hannes Wader standhalten kann.
Den Abschluss bildet eine friesische Version des traditionellen Abschiedslied The Parting Glass. Ein gelungener Abschluss ganz im Folkstil mit persönlicher Note.
So ungewöhnlich die Auswahl der insgesamt 14 Songs, so ungewöhnlich ist die Vielfalt der Instrumente. Neben den typischen Folk und Country Instrumenten wie Gitarre, Geige und Flöte nutzen La Kejoca unter anderem auch Drehleiter, keltische Harfe und Blues Harp.
La Kejoca lassen sich glücklicherweise tatsächlich in kein Genre einordnen. Glücklicherweise deswegen, weil viele selbst kreierten Genrebezeichnungen am Ende doch nur ein Abklatsch bereits vorliegender Genre sind, oder schlimmstenfalls ein Sammelsurium dessen. Mit Fade in schaffen die Musiker jedoch einen vielseitigen, interessanten und gleichzeitig musikalisch hochwertigen Brückenschlag über Genregrenzen hinweg und bewegen sich dabei so sicher in ihrem eigenen Spektrum, dass es eine wahre Freude ist.
Titelliste:
- Ain´t leaving without your love
- Fade into you
- Huo de la luna
- Allez les Bretons
- The Newry Highwayman
- Ho Hey
- Reiseslatt
- Du trägst den Wind in den Haaren
- If I didn´t know better
- Nina camba
- Crested Hens
- Ready for the storm
- Hennessee
- Good nacht und laat dat good jo gahn