Seit 1999 touren The Aberlour’s durch die Lande. Die Formation um Klaus Adolphi, den nimmermüde Kreativling und Multiinstrumentalisten, debütierte live als Support zu Jethro Tull. Benannt nach der Whiskydestillerie Aberlour offenbart die Musikalität der Aberlour’s jedoch alles andere als trinkselige Gelage-Peripherie. So beweisen sowohl Dayoodlo! (2015) als auch The Best Of AB’s Live (2012) – sowie die Vorgänger „The Huns Are Coming“ (2005), „Save the Last Drop“ (2009) – die gelungene Mischung aus kreativ-musikalischer Akribie und gleichzeitiger Festivaltauglichkeit. Im Folgenden gibt Adolphi Auskunft über Vergangenes, Gegenwärtiges aber auch Perspektivisches.
Viel zitiert ist euer Support bei Jethro Tull. Wie kam es denn zu dieser „Ehre“, grade im Hinblick auf euer junges Bandalter? Habt ihr auch gemeinsam etwas gespielt?
Die Band (damals als Trio: ich / Knauli: Fiddle / Meff: Drums) gab es da gerade ein halbes Jahr – aber drei Jahre zuvor hatten wir mit Horch einen großen Teil der Germany-Tour von Tull supportet, daher die Verbindung und auch die Risikobereitschaft des Tourmanagementes, sich auf eine völlig unbekannte Vorband einzulassen. Gemeinsames Musizieren gab es nicht, aber immerhin gemeinsames Trinken.
20 Jahre vor den ABERLOUR’S war die Gründung von HORCH. Personelle Überschneidungen sind offenbar. Aus welchem Grund überhaupt die Gründung einer zweiten Formation? Auftrittspragmatik, kreatives Neuland oder etwas anderes?
Ende der Neunziger war Horch zwar immer noch sehr kreativ (’98 war gerade das „Schockschwerenot“-Album erschienen) – ich war aber der Einzige, der noch komplett freischaffend als Musiker arbeitete bzw. lebte, was eine gewisse Verschiebung von Prioritäten und Interessen gegenüber den anderen Bandkollegen mit sich brachte. Ursprünglich also nur die Schaffung eines zusätzlichen Arbeitsfeldes inclusive des erfrischenden Neulandes – was aber recht schnell mindestens gleichwertig zur Ursprungsambition werden sollte.
Die Auftritte mit der Staatskapelle Halle und Ian Anderson dürfen gewiss als Meilensteine verstanden werden, oder? Hast du selbst die entsprechenden Arrangements und Notationen besorgt? Wie ist der Kontakt zu Ian Anderson zustande gekommen?
Wie gesagt, den Kontakt zu Tull gibt es ja schon lange (genauer: seit 1991, als Horch eher zufällig zur Vorband bei einem der ersten Ost-Konzerte avancierte) – 2008 zu den Händelfestspielen aber standen wir ja gewissermaßen „gleichberechtigt“ auf der Bühne, jeweils begleitet von der Staatskapelle. Horch-, Aberlour’s- und Jethro Tull-Werke in großen Orchesterarrangements – das war für uns schon großartig. Die Partituren dazu habe ich allerdings (das würde meine Grenzen auch überschreiten) nicht selbst geschrieben, sondern ein begabter Arrangeur namens Ingo Lauff.
Auch das Wacken Open Air ist eine Referenz für sich. War der Auftritt vor Ort ebenso legendär wie es der Name erahnen lässt? Wie wurde eure Musik vor Ort auf- bzw. angenommen?
Wacken ist ein unglaublich diszipliniert und freundlich organisiertes Festival – und so sind auch die allermeisten Besucher erstaunlich offen gegenüber Eindrücken außerhalb ihrer Schwermetallwelt. Es gibt dort seit Jahren die sogenannte „kleine“ Wackinger Stage, vor die aber auch etliche Tausend Menschen passen und die u.a. für solche Aussenseiter wie uns gedacht ist. Die enterten wir am Eröffnungstag zunächst mit Horch am frühen Abend, am späteren mit den AB’s – vor einem tanzwütigen und gleichermaßen extrem aufmerksamen Publikum: Jeder suggerierte Moderationsreim wird – unter einer Tanzstaubwolke – tausendstimmig übernommen …
Welche Ziele sind für die kommende Zeit geplant? Seid ihr wieder in Produktion eines Albums? Womöglich mit mehr deutsch-dialektalen Einflüssen?
Ein neues Album wird noch dauern. Aber neue Songs sind dran, auch in deutsch, auch als Video. Und mein neues Solo-Villon-Programm werde ich in kleinen Schritten weiter etablieren, neben einem (in diesem Jahr unvermeidlichen) Luther-Projekt und einer Hommage an meinen kürzlich verstorbenen Helden Manfred Krug, der seinen letzten Auftritt übrigens bei „mir“ in Elben hatte.
In unterschiedlich großen Besetzungen aufzutreten, ist gewiss ein Begleitumstand der Möglichkeiten unterschiedlicher Auftrittsorte, oder? Welche Vor- und Nachteile siehst du in den jeweiligen Besetzungen?
Wenn ich mich generell auf die (scheinbar gerechte) Regel „Alle oder gar nicht“ einlassen würde, hätten wir erstens weitaus weniger Auftritte und zweites würden uns die vielen schönen kleineren Bühnen, von denen man die Reaktionen und Emotionen der Zuhörer am unmittelbarsten erleben kann, verloren gehen. Beides wäre schade. Natürlich sind die kleineren Besetzungen, was die Arrangements betrifft, ein Kompromiss – aber musikantisch sicher nicht weniger intensiv.