Im Norden Niedersachsens, genau in Sandstedt bei Bremen, liegt das Seminarhaus der Musikerin Joanna Scott Douglas. Sie spielt in der Band Coomara und ist die zweite Hälfte in den Duetten von Boots or Bags sowie Marie`s Wedding. Die Konzerte führen sie nicht nur durch Deutschland, sondern auch über den Kanal nach England, wo sie vor Kurzem gemeinsam mit Marie´s Wedding auf Tour ging. Neben ihrer Tätigkeit als Musikerin betreibt die Schottin das Seminarhaus Scott Douglas.
Neben Yoga-Kursen dreht sich viel um die Musik im Seminarhaus. Das Angebot reicht über das Verfeinern der Spielkunst auf Instrumenten und erlernen von neuen Techniken, über die Vorbereitung für erste Auftritte im kleinen Kreis, sowie das arrangieren eigener Titel und das Zusammenspiel mehrerer Musiker. Man kann an einer Singgruppe teilnehmen und mitmachen. Besonders zu erwähnen ist die Musiktherapie im Haus. Musik als Therapie, eine Form von Heilung, die Geist und Körper in Einklang bringen kann und natürlich zum Stressabbau.
Der Workshop „Fit into Folk Sessions“ läuft dieses Wochenende (06.02.15 – 08.02.15) darauf haben wir euch schon hingewiesen. Feste Termine sind „Akkordeon mal anders“, „Songwriting“, „schottische Smallpipes“ und „Gitarren Workshop für Frauen“. Weitere können folgen und deshalb schaut ab und an einmal auf die Homepage. Hat jemand Interesse an einem Workshop, sollte er rechtzeitig buchen, denn die Anzahl der Plätze ist begrenzt und einige Angebote sind schnell ausgebucht. Zu der Weiterbildung wird auch für Mahlzeiten gesorgt und für weiter anreisende werden eigenen Ferienwohnungen für die Übernachtung angeboten.
Unter diesem Link erfahrt ihr alles über die Workshops:
http://www.scott-douglas.de/index.php/de/
Da ich in der Gegend unterwegs war, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und habe Joanna Scott Douglas ein Besuch abgestattet, um mir alles anzusehen und ihr ein paar Fragen zu stellen. In einer sehr lustigen Runde ist folgendes Interview entstanden. Viel Spaß beim Lesen!
Danke Joanna, dass du dir die Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ich habe zu danken und freue mich über dieses Interview.
Du kommst aus Schottland. Wie kommt es, dass du nach Deutschland gekommen bist und in drei Bands (Boots Or Bags, Marie’s Wedding, Coomara) spielst?
Ich bin nun schon seit über 20 Jahren in Deutschland und wollte eigentlich nicht so lange bleiben. Vorher habe ich 10 Jahre in London gewohnt. In Frankreich habe ich einen Profimusiker getroffen, der mich singen gehört hat und der sagte, ich solle unbedingt weiter singen. Daraufhin habe ich professionellen Gesangsunterricht genommen und angefangen im Chor zu singen. Um die Sehnsucht nach Schottland zu stillen und ein Stück Heimat zu haben, habe ich angefangen schottische und irische Folkmusik zu machen. Zunächst habe ich in einer irischen Band in Bremen gesungen. Mit „Boots or Bags“ schreibe ich meine eigenen Lyrics und Songs. Mit „Coomara“ spielen wir viele Lieder aus meiner Heimat. Seit zwei Jahren trete ich außerdem mit meinem Partner als Duo „Marie’s Wedding“ mit schottischen und irischen Liedern auf.
Wie kommt man darauf, ein Seminarhaus zu gründen? Ist es für dich ein zweites Standbein?
Ich arbeite schon seit Jahren selbstständig, z. B. als Übersetzerin und bin ausgebildete Musiktherapeutin. Auf der Suche nach geeigneten Praxisräumen hat sich die Möglichkeit ergeben, das Nachbarhaus zu übernehmen. Das Haus bot aber viel mehr Raum, als ich brauchte, und so kam ich auf die Idee mit dem Seminarhaus. Einen Teil des Hauses nutze ich als Ferienwohnung oder biete ihn bei Workshops den Teilnehmern als Unterkunft an.
Wie lange gibt es das Seminarhaus Scott Douglas und welches sind die Ziele?
Seit ungefähr einem Jahr. Ich möchte den Leuten qualitativ hochwertige Seminare anbieten. Da ich das Glück habe, viele sehr gute Musiker kennengelernt zu haben, veranstalten wir im Moment hauptsächlich Musikworkshops. Da unser Wohnhaus auch in die Workshops einbezogen wird, entwickelt sich immer eine sehr persönliche Atmosphäre zwischen Teilnehmern, Dozenten und uns als Gastgebern.
Hochkarätige Künstler wie Ian Melrose, Christina Lux und Kerstin Blodig, um nur einige zu nennen, führen musikalische Workshops durch. Welches sind die Nächsten? Was ist für 2015 geplant?
Ich freue mich sehr auf das Akkordeon Wochenende mit Manfred Leuchter in Februar. Vielleicht ist er einigen bekannt als Produzent von Reinhard May. Auf jeden Fall ist er ein großartiger Akkordeon Virtuose. Ian Melrose kommt auch wieder und natürlich Christina Lux im März und Kerstin Blodig im September für einen Frauen-Gitarrenworkshop. Im Februar findet auch noch ein Workshop statt für Leute, die in Irish Folk Sessions spielen wollen: „Fit für die Folk Sessions“. Im April erwarten wir Piper und Smallpipes-Bauer Ian Kinnear aus Schottland, der viele Smallpipe-Kunden in Deutschland hat.
Neben den vielen Musik-Workshops gibt es auch Yogakurse. Wird das Angebot noch erweitert, wie zum Beispiel durch Gesangsunterricht?
Es gibt jeden Freitagvormittag einen Singkurs, bei dem es zwischendurch eine gute Tasse Tee gibt. Auch veranstalten wir Hauskonzerte und Lesungen. Ich möchte mich selber auf Musik und Musiktherapie fokussieren. Das Seminarhaus kann aber auch gemietet werden und steht für neue Ideen immer offen. Kunst und Literatur kann ich mir sehr gut vorstellen. Und natürlich bin ich immer auf der Suche nach neuen Dozenten für andere Instrumente, die gerne in familiärer Atmosphäre unterrichten.
Du spielst Bodhrán und singst. Führst du selber auch Seminare durch?
Ich habe eine Bodhrángruppe, die sich unregelmäßig trifft. Wer dazu kommen möchte, ist herzlich eingeladen. Und die Singgruppe und Einzelunterricht findet bei mir auch statt.
Wenn man ein Workshop bei dir besucht, kann man da kurzfristig kommen, oder sollte man sich schon im Voraus einen Platz reservieren?
Man sollte schon zeitig buchen, da die Plätze begrenzt sind und einige Workshops schnell ausgebucht sind. Bei Ian und Kerstin ist es z.B. so und einige Teilnehmer kommen immer wieder, waren schon 2-3 Mal hier.
Du bietest deinen Teilnehmern ein rund um Paket an. Das heißt: Workshop, Essen und Übernachtung. Wie wird das angenommen?
Einige kommen aus der näheren Umgebung und nehmen am Workshop teil, essen mit uns, fahren dann nach Hause und sind am nächsten Tag wieder hier. Alle, die weiter fahren müssen, nehmen das Angebot gerne an und übernachten in einer der Ferienwohnungen. Bei den Seminaren werden Kontakte geschlossen, man trifft sich später privat und kommt zusammen zu einem neuen Seminar.
Wer kommt alles zu den Seminaren? Sind es jüngere oder doch ältere Schüler?
Das Alter ist gemischt und reicht von einem Mädchen von 16 Jahren bis zu einen älteren Herrn von 70 Jahren. Im Durchschnitt liegt das Alter bei 45. Hier her kann jeder kommen, der Spaß an der Musik hat und etwas lernen möchte. Die Dozenten lernt man auch mal persönlich kennen.
Bringt ihr nicht eigentlich der Konkurrenz von morgen das Spielen bei?
Hoffentlich! Ich werde irgendwann nicht mehr auf der Bühne stehen können und dann brauchen wir Nachwuchs. Es sollen viele Menschen den musikalischen Markt bereichern.
Hat das Seminarhaus Sponsoren oder bekommst du Unterstützung?
Nein, ich hätte aber nichts dagegen. Es ist sehr kostenintensiv ein Seminarhaus zu unterhalten. Wer mich gerne unterstützen möchte, kann sich gerne bei mir melden!
Könntest du dir jemanden wünschen, der einen Workshop bei dir macht, wer wäre das? Was sind deine Wünsche für 2015?
Ich wünsche mir, dass alle meine Vorhaben und Projekte für 2015 klappen. Noch viele Auftritte, damit ich mein altes Haus ausbauen kann (ich brauche eine neue Außentreppe, neue Schilder etc. …), und unbedingt ein Monochord von Bernhard Deutz aus Berlin! Traumhaft wären Workshop mit Musikern wie Kate Rusby, Karine Polwart, Dick Gaughan, Moya Brennan, Rod Paterson, Andy Irvine, Matt Malloy und Dónal Lunny, wenn die mal herkommen würden. Es gibt so viele fantastische Musiker, von denen wir alle lernen könnten. Sie müssen dazu auch Lust und Spaß am Unterrichten haben. Mal sehen, wer ich noch dafür begeistern kann …
Ich suche z.B. auch bekannte Musiker, die für einen guten Zweck bei einem neuen Song mitwirken wollen.
Was willst du der Welt da draußen einmal sagen?
Es ist jetzt lange her, dass Bodhrànbauer Brendan White zu mir gesagt hat: „Never be afraid to ask!“, als ich ihm fragte, ob er denkt, dass Colm Murphy mir Einzelunterricht geben würde! Seine Worte habe ich mir auch immer wieder sagen müssen.
Ansonsten frage ich dich mal! Warum wollen die Menschen in der ganzen Welt ein Instrument spielen und dazu singen, tanzen oder einfach nur die Musik hören und erleben? Musik ist eine Weltsprache, die hör- und erlebbar ist. Keiner soll Angst davor haben zu singen oder ein Instrument zu spielen. Wir haben alle einmal angefangen und eines ist nicht zu leugnen: Musik verbindet alle Menschen!
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, um mir meine Fragen zu beantworten.
Ich bedanke mich bei dir und wünsche euch alles Gute!