01) Warum war es dein Traum, eine Soloscheibe für Gitarre aufzunehmen?
Seitdem ich 1986 angefangen hatte, Gitarre zu spielen, habe ich auf instrumentale Gitarrenmusik gestanden. Seit dieser Zeit wusste ich auch (ohne das näher zu hinterfragen), dass ich eines Tages eine Solo-CD mit Eigenkompositionen aufnehmen werde, auf der nur EINE Akustikgitarre zu hören sein wird.
02) Woher rührt der Titel?
Der Titel „New Living Room“ rührt von einem Umzug von Ost-Westfalen nach Schleswig-Holstein und bedeutet im weiteren Sinne „Neuer Lebensraum“. Ich wollte einfach mit meiner Familie irgendwo wohnen, wo wir uns wohler fühlen als am vorherigen Wohnort.
03) Monophonie ist in Zeiten der Auffassung „Viel hilft viel“ immer ein Wagnis? Was hat dich zu diesem Stil inspiriert?
Ich hatte schon immer ein Faible für Melodien, und es lag für mich auf der Hand, irgendwann Melodien ohne harmonischen oder rhythmischen Kontext aufzunehmen. Um die (stets einstimmigen) Melodien ein wenig voller klingen zu lassen, habe ich eine „Let it ring“-Technik entwickelt, bei der die Töne möglichst lange ausklingen. Wenn ich so Musik mache, fühle ich mich einfach gut.
04) Planst du weitere Solounternehmungen?
Ja! Ich habe jede Menge neuer Stücke geschrieben, die ich gerne auf einer weiteren Solo-Gitarren-CD veröffentlichen möchte. Auch live kann ich mir im Moment nur solo vorstellen.
05) Kannst du bitte deinen musischen Werdegang und Sozialisation skizzieren?
Meine Kindheit war geprägt von klassischem Klavier-, Trompeten- und Tenorhornunterricht. Mit 15 bin ich angefangen, Gitarre zu spielen und zu komponieren und mit 24 kam die Tin Whistle dazu. Beide Instrumente habe ich mir weitestgehend selber beigebracht. Von der klassischen Hardrockband mit 16 Jahren angefangen, habe ich mich immer mehr in Richtung keltisch orientierter Musik hinentwickelt. Bis 2004 hatte ich die verschiedensten Bands, Duos, Trios und Projekte. Seit 2005 habe ich nur noch solistisch gearbeitet. Instrumentale Solokonzerte mit Akustikgitarre und Tin Whistle gebe ich allerdings schon seit 1998.
06) Dein Stil scheint bisweilen barock und klassisch, andernorts eher folkloristisch. Wie bist du auf die Kombination der Stile gekommen oder ist das eher eine Sache, die intuitiv passiert?
Sowohl als auch. Bis 1995 war mein Faible für keltische Folklore eher intuitiv vorhanden. Mein Musikunterricht in der Kindheit war ja oberflächlich betrachtet rein klassischer Natur. 1995 habe ich mit meiner damaligen Band eine kleine Tour in Irland gespielt. Unsere Musik war sehr geprägt von Jethro Tull und Thin Lizzy. In Galway habe ich dann nach einem Konzert eine irische Tin Whistle-Spielerin kennengelernt und war sofort infiziert von diesem Instrument. Am nächsten Tag habe ich mir eine Tin Whistle gekauft und wollte in einem Jahr der beste Tin Whistle-Spieler der Welt werden (kein Scherz). Die nächsten 10 Jahre bin ich dann tief eingetaucht in traditionelle irische Musik. Formal betrachtet sind meine Kompositionen am meisten von dieser Musik beeinflusst. Außerdem spielen Melodien eine tragende Rolle in dieser Musik und das hat mich sofort begeistert. Inhaltlich wollte ich allerdings bis auf wenige Ausnahmen immer nur eigene Melodien komponieren. Und hier haben sich dann natürlich auch wieder klassische Einflüsse aus meiner Kindheit bemerkbar gemacht.
07) Spielst du live nach festem Muster oder improvisierst du?
Bei meinen Solo-Konzerten gibt es 2/3-Gitarrenmusik, 1/3-Tin Whistle-Musik und dazu jede Menge Hintergrundgeschichten zu hören. Die Stücke sind relativ festgelegt. Improvisiert werden häufig die Enden (mal kürzer, mal länger), das Entertainment und die Reihenfolge der Stücke.
08) Jeder Kunstschaffende wird nach der Motivation seines Schaffens gefragt – was treibt dich diesbezüglich an?
Ich spiele einfach gerne Gitarre und Tin Whistle und liebe Komponieren. Das macht mich glücklich und treibt mich an!