01) Was motiviert dich, grade Irish Folk zu machen? D.h. warum nicht deutsche Folklore?
Irish Folk (auch scottish und english Folk) hat etwas ganz besonderes, nicht greifbares. Es sind nicht die teilweise artistischen Schlenker der irischen Folksänger und Sängerinnen, auch nicht die mollbasierten Harmonien der ruhigen Balladen, die gibt’s im deutschen ja auch. Es ist vielmehr die Emotion, dieses filigrane, irgentwie sensible Gefühl, welches über die Lieder transportiert wird. Das packt mich und hat mich auch schon immer gepackt, seit meiner Kindheit.
02) Wie wichtig sind dir textliche Gehalte?
Ja, die Texte der Traditionals sind oftmals ja eher plakativ (man könnte viele davon 1:1 übersetzt in die deutsche Volksmusik konvertieren, wenn von grünen Tälern, Wiesen und blauen Flüssen erzählt wird), aber es ist eben die besondere, für mich schon magische Art, wie diese Texte verpackt sind. Wer schon mal in Irland gewesen ist und das Land und die Leute kennen lernen durfte, wird wissen, was ich meine. Auf meiner nächsten CD werde ich inhaltlich mehr auf die Geschichte Irlands eingehen.
03) Ein paar Eckdaten zu dir: Musischer Werdegang, andere Projekte?
Ich habe mit 9 Jahren Schlagzeugunterricht bekommen, mit 16 habe ich mir das Gitarrespielen autodidaktisch beigebracht. Habe in einigen Rockbands gesungen und gespielt, und, ich was so ungefähr 22, da habe ich eine alte Musikcassette wieder gefunden. Darauf waren Lieder von Steeleye Span, Pentangle und den Tannahill Weavers. Da ich mit keltischer Folklore aufgewachsen bin, ist diese Musik tief in mir, tja, verankert. Als ich diese Cassette hörte, wusste ich, das ist dein Weg. Zeitgleich stellte mir meine Nachbarin mir ihr neues Album der Levellers vor.
Mit meinem (auch jetzt noch) Musikerkollegen Marco Neumann gründete ich seinerzeit die Folk-Rock-Band „Lack of Limits“, wo ich von 1994 bis 2003 Mitglied war und die meisten Songs geschrieben habe. Nach mir verließ auch Marco die Band, wir fanden erneut zusammen und gründeten „Off Limits“ (Folkrock im Steampunk-Style, www.rockfolk.de ), womit wir heute erfolgreich auf Festivals und in Clubs auftreten. Daneben habe ich mit Marco das Duo „Pangea“, mit dem wir auch in Pubs und kleinen Lokalitäten auftreten. Mit Joanna Scott-Douglas (Boots or Bags/Coomara) und der Autorin Karin Köster veranstalten wir hin und wieder Irisch/Schottische Abende mit traditioneller Musik vermischt mit Anekdoten und kleinen (Sagen)Geschichten der Region.
04) Musikalische Vorlieben / Vorbilder sind?
Also, von Massive Attack über System of a Down bis zu ruhigen Gitarrenklängen vieles. Wichtig ist mir das Gefühl, der unsichtbare Tiefgang der Musik. Wie ausgefeilt die Arrangements sind oder wie perfekt die Instrumente gespielt werden, ist Nebensache. Ich höre zur Zeit gerne und oft Madrugada/Sivert Hoyem, und Vorbilder sind für mich unter anderem Folkrockgrößen der 70er wie Steeleye Span oder Fairport Convention.
05) Was macht „Folk“ zu einem derart beständigen Genre?
Der Grund für die Beständigkeit des Folks ist meiner Meinung nach (also schon subjektiv), das was mich motiviert, Folksongs zu spielen. Das Gefühl, welches die Songs vermitteln. Für mich und sicher auch für viele andere, so eine, wie soll ich es beschreiben, aufrichtige und gesunde Naivität, die erfrischend ist und den Kopf freimacht, die Seele streichelt und einen wieder auf den Boden zurückholt.