Wie seid ihr zusammengekommen und warum überhaupt die Fokussierung des Dudelsacks?
Beides kann ich zusammen beantworten; Wie bei vielen Geschichten stand am Anfang eine schöne Frau. Ich hatte vor gut 7 Jahren eine Beziehung mit einer der wenigen weiblichen und auch noch attraktiven Dudelsackspielerinnen Österreichs. Verliebt & Bagpipe: Was für ein Erlebnis! Es dauerte ein paar Wochen bis wir zusammen öffentlich musizierten, und sowohl die musikalische Energie als auch die frenetische Reaktion des Publikums waren unglaublich. Die Kombination von strahlendem Dudelsack, mächtiger Rockgitarre und treibendem Schlagzeug wirkt einfach direkt und intensiv auf ganz viele Menschen, egal welches Geschlecht, Alter oder Nationalität, und wie ich inzwischen erleben durfte, weltweit: von Südspanien bis Holland, von Florida bis Alaska (live), von Russland über Japan, von Brasilien bis Neuseeland (CD-Käufer). Leider verlief die Beziehung zu „ihr“ weniger erfolgreich als zum Dudelsack. So begann ich im September 2009 per Internet weltweit Musiker für Celtica zu suchen um meine Vision professionell umzusetzen. Inzwischen haben wir über 200 Auftritte gespielt, davon über 80 in den USA, 3 Alben veröffentlicht (alle3 Alben waren bei CD-Baby, einem der größten Internet-Vertriebe, auf Platz eins der Verkaufscharts bzw. gleichzeitig unter den Top 4…).
Gesang hört man bei euch lediglich im Chorus und auch das recht sparsam. Textgehalte sind euch demnach also nicht wichtig?
Provokante Antwort: Nein! Viele Musikstile haben zumindest gleichwertig zu Vocal-Stücken Instrumental-Kompositionen; Zb. in der E-Musik (Symphonien, Quartette, Etüden…) oder im Jazz, wo jedes Instrument einen Chorus zum Solieren bekommt. Erst das Formatradio hat die Gesangs-Diktatur ausgerufen: Einleitungen, Soli und andere Instrumentalpassagen werden „radiotauglich“ entfernt…Das ist zwar angeblich leichter zu „konsumieren“ aber tötet die Phantasie. Wir geben durch Album- und Songtitel unsere Ideen vor, aber jeder sieht dann seinen eigenen Film. Mit unseren recht sparsamen Vocal-Parts helfen wir den Leuten, uns zu folgen und nicht abzudriften. Das ist natürlich eine Herausforderung –aber wir haben ja Gott sei Dank sehr gute Piper. Der Erfolg gibt uns recht, Ja, im Gegenteil: Hätten wir einen „richtigen“ Sanger/In, wären wir eine durchschnittliche Band, und die Leute würden sich wahrscheinlich fragen, warum da in jedem Song so viel Dudelsack spielt…
2015 seid ihr wieder auf Tour in Deutschland, was erwartet euch hier und gibt es Charakteristika, die länderspezifisch sind?
Wir haben inzwischen fast in ganz Europa (D, CH.NL, A, ITA, SL, CRO, SP, FR, UK, BEL) und USA (von Florida bis Alaska, von NYC bis San Francisco, auch Kanada; Hawaii kommt 2015 dazu ) gespielt; Meiner Erfahrung nach sind höchstens die Konzert-Anfange unterschiedlich –aber am Schluss sind es überall die gleichen glänzenden Augen und glücklichen Gesichter. Da ist es vielleicht wieder ein Vorteil, größtenteils ohne Texte auszukommen: Unsere Musik ist eben international. (Mein persönliches Feedback: In Europa ist das Bier und der Kaffee besser…;-)
Welcherlei Erfahrungen ungewöhnlicher Natur sind dir / euch in den letzten Jahren untergekommen?
Generell ist Celtica für mich (und für meine Mitmusiker) eine ganz außergewöhnliche Erfahrung.
-Als mein 1. Flammenwerfer während eines Auftritts explodierte: ein Feuerball, ich werfe die Gitarre von mir, drehe den Gashahn ab –und spiele wie der Rest der Band weiter –G.s.D. unverletzt…
-Der wildeste Auftritt war in Italien: Auf einem Berggipfel um 1h nachts, hunderte hysterische Fan auf Bänken und Tischen stehend und keine Security; Die Micro-Stative sind als erstes geflogen, wir haben (spielend) versucht unsere Instrumente in Sicherheit zu bringen bzw. mit unseren Körpern abzudecken. Zwar alles relativ friedlich und aus purer Begeisterung –aber mehr wie eine Straßenschlacht als ein Konzert.
– Bei unserem 1. Auftritt in Manhattan; Ein Club, in dem vor uns eine schwarze Funkband spielte, die ich mir angehört habe: als einziger Weißer und noch dazu im Kilt: Kulturschock…
-Machern, Deutschland: 5 Minuten vor Konzertbeginn Weltuntergangs-Gewitter; Ich wollte nur meine Gitarre von der Bühne retten –da sehe ich hunderte Fans im strömenden Wolkenbruch auf uns warten. Ehrensache, dass wir dann spielten! Die Donner im Minutentakt waren lauter als unser Schlagzeug, die Blitze besser als jede Light-Show. Nachher haben wir erfahren, dass das Gewitter wirklich genau über der Bühne war, und Blitze auch in die Bühne eingeschlagen hatten. Der Tontechniker meinte bloss:“ Ne, ich habe keine Regler angegriffen, ich bin doch nicht lebensmüde –aber es war die geilste Version von Thunderstruck die man sich nur vorstellen kann…“. (PS: Wir spielen mit Funksendern, also keine Gefahr…) Immer wieder kommen nach Auftritten in Deutschland Fans zu uns, die sich mit leuchtenden Augen als Veteranen diese „Machern-Woodstocks“ outen…
-Emotional: Im September musste unsere damalige Feuerjongleurin kurz vor einer Show erfahren, daß ihr Cousin, nach einem Unfall im Koma und an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen, genau zu unserem Konzert „erlöst“ werden würde. Wir haben dann Amazing Grace ihm gewidmet –und das ganze Publikum ist aus Respekt nach und nach aufgestanden: Aus einem fröhlichen Rockkonzert wurde eine solidarische Trauergemeinde…
..und so gibt es unzählige kleine und größere Geschichten, die der Tour-Alltag so mit sich bringt; Das würden beim Erzählen wahrscheinlich zu viele Gläser Whisky…;-)
Mit dem neuen Album habt ihr euch recht radikal vom Covern verabschiede, warum dieser Impuls?
Natürlich macht es Spaß, altbewährte Hits zu spielen, und es kommt beim Publikum sofort gut an: Das kennt man, da kann man mitsingen…Aber für jeden Musiker ist es die Herausforderung, ebenso tolle Stimmung mit eigenen Kompositionen zu erreichen. Das ist natürlich deutlich schwerer, die eigenen Songs konnten sich ja nicht bereits jahrelang in den Gehörgänge einnisten, sondern müssen beim Konzert beim 1. Mal den Zuhörer fesseln. Viele Bands geben enttäuscht auf oder versuchen es erst gar nicht um nicht die Stimmung durch Unbekanntes aufs Spiel zu setzen. Ich bin wirklich sehr froh, dass auch unsere Stücke so gut sind, dass Leute nach dem Konzert gezielt nach unseren Songs fragen und die jeweilige CD kaufen.
Wo wird es zukünftig mit euch hingehen?
Auch wenn jetzt gerade eine Tour-Pause ist (oder gerade deswegen) arbeiten wir intensiv in verschiedenen Bereichen. Wir haben eine sensationelle Geigerin kennengelernt und studieren gerade das Programm mit ihr ein, also jetzt eine sechste Musikerin statt der Feuerjongleurin. Die fehlenden Feuer-Parts ersetzen wir durch weitere Feuereffekte, z.B. brennende Drumsticks und auch bald Feuer-Effekte für die neue Geigerin. Ich bin auch bereits am Komponieren der nächsten CD, die im Frühjahr 2016 veröffentlicht wird. Nächstes Jahr sollten auch Auftritte auf Hawaii stattfinden, und dann sind dort Video-Drehs geplant. Weiteres arbeiten wir mit einer deutschen Schmuck-Künstlerin an einer Celtica-Kollektion. Langweile ist ein absolutes Fremdwort …
Was ist euer Antrieb, Musik zu machen?
Vielleicht habe ich ja das bereits auch in den vorherigen Antworten erklären können, aber neben all den vielen tollen Erfahrungen, die wir mit Celtica erleben dürfen, ist vielleicht der wichtigste Faktor die Energie, die uns die Musik gibt; Selbst nach der längsten Anreise, Jetlag, endlosen Wochen nur in mittelmäßigen Hotels, nach dem anstrengendsten Festival-Wochenende, nach zu wenig Schlaf: Sobald wir zusammenspielen durchströmt uns eine wunderbare Energie –genauso im Proberaum, in einem kleinen Club oder vor tausenden Fans…Wenn das eines Tages nicht mehr so ist, wäre es Zeit, die Gitarre an die Wand zu hängen. Aber das wird hoffentlich noch einige Jahre dauern …