Nach mehr als einem Jahrzehnt gemeinsamen musikalischen Schaffens und bisher drei Silberlingen, war es dieses Jahr wieder an der Zeit, mit „Zumer“ das dritte jahreszeitliche Konzeptalbum auf den Markt zu bringen. So haben FOYAL mit „Friling“ und „Es ist ein Schnee gefallen“ bereits zwei Jahreszeiten eine musische Hommage gesetzt und schließen nun den Sommer an. Was also als nächstes zu erwarten sein wird, ehe sich der Kreis schließt, dürfte klar auf dem Ohr oder in den Saiten liegen, indes die Band weiterreichende Pläne bisher nicht ins Auge fasst.
Mit Kontrabass, Klarinette, Flöten, Akkordeon, Gitarre, Drums und Percussion geht das foyale Quintett beinahe durchschnittliche instrumentell bestückt ans musische Tagwerk und zeugt dennoch von diversen Nova, was die Durchmischung der Genre angeht. So prallen auf „Zumer“ Klezmer-Sounds und Motive der sogenannten Klassischen, so bspw. Dvorak, aufeinander, indes der klassische Gesangsduktus der einzigen und stimmgebenden Dame der Formation eine erfrischend moderatere Form (gegenüber den Vorgängern) gefunden hat.
Es gibt Bands, die seit Anbeginn ihrer Bandgeschichte eine Form der Selbstreue kultivieren, die man als Statik bezeichnen könnte, d.h. die immer wieder gleichen moderativen Floskeln, eine scheinbar endlose Wiederkehr der immer gleichen Stücke – ein Gelöbnis gemäß einem Selbstverständnis, das das lautet: „So war es, so ist es und so wird es immer bleiben.“ In bester Strombergmanier hört man diese Bands beinahe verkünden, „dass Gott sich ja auch nicht verändert“. Und so bleibt die alte nicht nur die momentane und zukünftige Form, sondern vielmehr die einzige.
Foyal gehört glücklicherweise nicht zu den Verfechtern des Beamtenarguments und kultivieren mit jeder Scheibe einen Schritt des Selbstwandels, der ihnen nicht nur gut zu Gesichte steht, sondern den Liebhabern ihrer Musik sehr zur Satisfaktion gereicht. Und so halten nicht nur auf dem Silberling sondern auch live zunehmend Eigenkompositionen Einzug in die Musik der Magdeburger.
So entführt der Opener des Albums zwischen Chocolat-Soundtrack-Parallelen und „Bei Mir Bistu Shein“ in das alte Neue, das Foyal goutieren. Und ehe noch zum ersten Mal die Sangeskraft Baumbachs erklingt, gibt man sich einem zweiten instrumentellen Stelldichein hin. Und weil es während der Arbeit im Waldhaus bei Mohi Buschendorf so anheimelnd gewesen sein muss, erklingt die singende im besten Overdup-Wechsel- und Vielfachgesang mit sich selbst.
Wie auch die Musik nicht mit liebenswerten Details geizt, sind auch Cover und Booklet eine Hommage an einen Sinn, der über dem großen Ganzen erhaben ist. So wird dieses Album allen Freunden des Klezmer aber auch des dezidierten folkloristischen Schaffens ein wohlfeiler Dorn des Mitsummens im Öhrchen sein.
Titelliste
- Abi Gezunt
- „Flieg Gedanke“ trifft Dvorák
- Di Krenitse
- Ajde Jano
- Ani Ole Lirushalayim
- Schneelied
- Sommermorgen
- Zumer
- Di Goldene Pave
- Systéme D‘
- Zemer Atik
- Crested Hens
- Dos Kelbl
Sehr fein zu lesen! Und sicher auch fein zu hören. Der Bestell-Link ist da – ich weiß ja, Herr Rezensent … 🙂
Liebe Grüße aus der Heimat.