32 Bands , 170 Konzerte, 10 Bühnen und Musiker aus 7 Ländern. Soweit die bekannten Zahlen des 16. Festival Maritim. Hinzu kommen Berge von Bratwürsten, einschließlich der neuen Labskaus-Bratwurst, gefühlte 80.000 Besucher, unzählige Biere, mehrere Duzend neue Freundschaften, der eine oder andere Sonnenbrand und ein Bollerwagen. Nicht mitgerechnet die vielen spontanen Gesangs- und Musikeinlagen, die einfach zwangsweise passieren, wenn so viele Musiker in lockerer Umgebung aufeinander treffen.
Überall am Hafen, im Hafenwald, an der Promenade, in der Fußgängerzone, auf dem Seegelschulschiff, ja sogar auf der Fähre, an jeder Ecke gab es reichlich Musik, gut gelaunte Leute und ausgelassene Stimmung. Woher das kommt? Es hat wohl mit dem Aufbau des Festivals zu tun, dessen Umgebung sich so abwechslungsreich gestaltet, wie die Musik selbst. 350 Musiker aus ganz Europa trafen sich also wieder an der maritimen Meile bis hoch zum Marktplatz mitten in Vegesack und gaben damit der kleinen Stadt an der Weser erneut einen einmaligen internationalen Touch. Das Genre reichte von Sea-Music zu Bluegrass über keltische Folklore, Irish-Rock bis hin zu traditionellen Shanties, tragenden Balladen und deftigen Trinkliedern. Bei dieser Mischung wundert es nicht, dass sich jedes Jahr alle Musiker am Ende des Festivals zu einer Art Shanty-Slam treffen und dabei gemeinsam Shantyklassiker geradezu gerockt werden.
Für Volker Bellingröhr und Thomas Baumann von der niederrheinischen Band Pont neuf ist die Sache klar: Für Fans des Genres „ist Vegesack wie Wacken für die Heavy-Metal-Gemeinde.“ Die Band selbst macht seit vielen Jahren Musik aus sieben Jahrhunderten, in sieben Sprachen und – nach eigenen Angaben – auf mindestens siebzehn Instrumenten. Und das alles aus dem einen besagten Bollerwagen.
Abgesehen von ganz viel Musik gab es natürlich, neben reichlich Buden für die kulinarischen Genüsse, ein lebendiges Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Piratenshow, zünftiges Kutterpullen, Wasser- und Lichtinstallationen am Hafen und ein Höhenfeuerwerk zum Abschluss des Festivals. Viel zu sehen, zu erleben und vor allem zu hören. Schade, dass man sich nicht teilen kann, um jeder Band die gebührende Zeit zu widmen. Oder vielleicht auch besser so, denn sonst würde ich nicht über das Festival schreiben, sondern im Zirkus auftreten.
Da war z.B. die französische Band Sur les Docks, die mit ihrer Musikmischung aus Reggae, Punk, Shanties, französischen Balladen und natürlich einem großzügigen Anteil von irischem und keltischem Rock, allerbeste Unterhaltung boten. Die 7 Männer haben ihre temporeiche und schweißtreibende Bühnenshow trotz der tropischen Temperaturen mit unglaublicher Spielfreude durchgezogen und jedes noch so introvertierte Tanzbein dabei in Schwung gebracht. Ein ansteckender Rhythmus, dem man sich schwer entziehen konnte, live schon gar nicht, auch wenn die ganz harten Fälle nur versteckt gezuckt haben.
Eine sympathische Band die auch am Rande der Bühne zu begeistern wusste. Denn entgegen des üblichen Verkaufstandes wurden die CD´s von einem weiteren Mitarbeiter aktionsreich in einem Kinderwagen während der Show unter die Leute gebracht.
Ebenso spielfreudig und publikumsnah die englische Gruppe Pyrates mit ihrem ganz eigenen Stil von Folkmusik über die Piraterie, anderen Piraten und unglücklichen Landratten und Harmony Glen aus den Niederlanden, deren Musik auf irisch-keltischer Folklore basiert, verwoben mit Einflüssen aus aller Welt. Auch hier hohe musikalische Qualität und eine emotionale und lebendige Bühnenshow.
Zunächst etwas ruhiger, aber eben nur zunächst, die Band Unicorn, die das Los hatten, gleich zu Beginn als erstes auf einer der Bühnen aufzutreten. Eine ausgesprochen vielseitige Swing- Folkband, die sich durch das Interesse der einzelnen Musiker an unterschiedliche Musikrichtungen, einfach in keine Schublade legen lässt. Entsprechend umfangreich ist der Mix keltischer (irischer, schottischer), Niederländischer/Flämischer Fidelmusik und Lieder, Bluegrass, holländische und englische Seemannslieder, Shanties, Zigeuner und Popballaden. Das alles mit den exzellenten Stimmen von Jolanda Traabach und Ester Ladiges. Ein gelungener Auftakt.
Am Ende fanden sich überall ausgelassene Tänzer vor den Bühnen. Vor allem in einer erstaunlichen Altersspanne zwischen ca. 2 und 80 Jahren. Und woher das nun kommt? Wissenschaftlich ganz klar, denn auf gute Musik in einmaliger Umgebung, ausgelassene Stimmung und passendes Sommerwetter, reagiert unser Gehirn mit der Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin – in diesem Zustand sind wir willenlos und zu allem bereit.
Meine Theorie ist da viel einfacher: Es macht einfach nur Spaß! In diesem Sinne – ein ganz großes Dankeschön an alle Bands, Chöre, Straßenmusikanten, Helfer und Organisatoren für ein wundervolles Festival. Bis nächstes Jahr! Ich freue mich darauf.
Dieser Bericht weckt irgendwie Erinnerungen und macht einfach nur Lust – großen Dank! Da muss der Besuch eines nächsten Festivals Maritim wohl auf die persönliche To-do-Liste …
Unbedingt Gudrun. Und was die Erinnerung angeht, kann ich dir nur zustimmen!
Nach diesem Bericht hat man hat das Gefühl, das dieses ohnehin schon sehr gute Festival von Jahr zu Jahr noch besser wird, es ist immer ein Erlebnis und ich kann bestätigen das es sich definitiv lohnt daran teil zu nehmen. Von daher extrem schade das ich es dies Jahr nicht konnte und der Bericht macht mir in aller Deutlichkeit klar, was ich verpasst habe, wohl denen die dort waren, allen anderen kann ich nur empfehlen, dies im nächsten Jahr zu tun !!!
Ich komme nächstes Jahr nach Bremen!
Wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, dann ist Festival Maritim in Vegesack.
Unglaublich unbeschreiblich und einzigartig schön.
Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Muß man erlebt haben